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Mehr Platz für heimische Tiere

Bei Elefanten und Giraffen lassen die kleinen Tierparks den Zoos in den großen Städten den Vortritt. Die Anlagen zwischen Hoyerswerda und Aue konzentrieren sich immer stärker auf Nischen.

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© dpa

Miriam Schönbach

Hoyerswerda/Aue. Der Käfig von Baari ist verwaist. Die Löwin aus dem Zoo Hoyerswerda hat vor kurzem ihr neues Zuhause im Zoo in Halle/Saale gefunden. Zukünftig soll die siebenjährige Katze dort in einer großen Anlage gemeinsam mit ihrer Schwester Nyla ein neues Rudel bilden. In ihrer alten Heimat starb im vergangenen Jahr der Löwenkater Fritz. Darüber hinaus haben sich die Standards für die Haltung der Großkatzen in Zoos geändert. „Wir bräuchten mittlerweile 200 Quadratmeter Außengehege. Damit geht die Löwenhaltung nach fast 30 Jahren bei uns zu Ende“, sagt Zoo-Chefin Kathrin Kaltwaßer.

Ihr Zoo mitten in Hoyerswerda ist eine Riesenbaustelle. Unter der Leitung der Biologin bleibt kein Stein auf dem anderen. Das Areal mit sechs Hektar gehört zu den kleineren Anlagen in Deutschland. Für den Umbau des 1956 gegründeten Tierparks gibt es einen Masterplan. In vier Jahren soll nichts mehr an Exoten hinter Gitterstäben erinnern. Stattdessen sollen die tierischen Vier- und Zweibeiner auf Anlagen leben, die ihren ursprünglichen Lebensräumen nachempfunden sind. Die Zoo-Leiterin bringt es so auf den Punkt: „Mehr Platz für weniger Tiere.“ Bei Elefanten und Giraffen lässt sie gern großen Parks den Vortritt.

Für die kleinen Erdmännchen sind schon bessere Zeiten angebrochen. Sie dürfen sich im einstigen Bärengraben tummeln. Die neuen Publikumslieblinge haben nur den Rohbau übernommen. Die Ausstattung wurde mit kleinen Hügeln und Sand zum Buddeln auf ihre Bedürfnisse angepasst. Die Bärenbrüder Björn und Bengt dagegen dürfen seit zwei Jahren ihr neues Areal am Schlossgraben durchforsten. Derzeit leben über 800 Tiere in 100 Arten im Zoo Hoyerswerda.

Doch nicht nur die Einrichtung in der ostsächsischen Stadt ist im Wandel. „Der Besucher erwartet in Zoos permanente Veränderung. Zudem werden die Tiere heute lebensnah in Landschaftsausschnitten präsentiert“, sagt Volker Homes, Geschäftsführer des Verbands Zoologischer Gärten (VDZ) in Berlin. Die Zoo-Organisation vertritt 68 wissenschaftlich geführte Zoos in Deutschland, darunter den Zoo Hoyerswerda, den Leipziger Zoo und die Berliner Einrichtungen. Homes schätzt, dass es etwa 600 Zoos in Deutschland gibt. So dürfen sich Einrichtungen nennen, die an mindestens sieben Tagen im Jahr mehr als fünf Arten lebender Wildtiere zur Schau stellen.

Der Tierpark Riesa kommt auf rund anderthalb Hektar auf 200 Tiere. „Wir zeigen alles aus Europa vom Singvogel bis Wildpferd“, sagt Gerhard Herrmann. Der 62-Jährige leitet den Park am einstigen Kloster mitten in der Stadt seit 32 Jahren. Vor dem großen Elbehochwasser vor 14 Jahren gab es Erweiterungspläne. Diese wurden von der Flut davongetragen. Stattdessen setzt Riesa als Publikumsmagnet auf das größte Elbe-Aquarium zwischen der Quelle in Tschechien und Hamburg.

Außerdem beteiligt sich die Einrichtung bei Auswilderungsprojekten. Seit zehn Jahren kümmern sich die Mitarbeiter um die Rückkehr des Zwiesels im Osterzgebirge. Die kleinen Erdhörnchen verschwanden dort Ende der 1970er Jahre. Mit Hilfe des Tierparks Riesa konnten bereits 80 der kleinen Vierbeiner in ihre ursprüngliche Heimat zurückkehren. Auch bei Auswilderungsprogrammen der Steinkäuze und des Europäischen Nerzes beteiligt sich die Einrichtung.

VDZ-Geschäftsführer Homes weiß, dass sich besonders kleine Zoos in den Dienst bedrohter heimischer Arten stellen. Sie leisteten damit einen Beitrag zu Natur- und Artenschutz.

Jährlich besuchen den Angaben zufolge rund 65 Millionen Menschen die Tierparks in Deutschland. 560 000 pro Jahr sind es im Mini-Zoo in Aue. Wie der Name verrät, haben in der Einrichtung Mini-Tiere von der sechs Millimeter großen Zwerggarnele bis zum chinesischen Leoparden - der kleinsten Großkatze - ihr Zuhause. „Nach unseren Recherchen ist unser Mini-Zoo-Konzept weltweit einmalig“, sagt die Fördervereinsvorsitzende Bärbel Schroler. Auf dem zwei Hektar großen Areal betreuen die Zoo-Mitarbeiter 430 Tiere in 76 Arten, darunter auch die Zwergginsterkatzen. Der Mini-Zoo ist die einzige Einrichtung in Deutschland, die diese exotischen Kleinsäuger nachzieht.

Zwerggattungen hat auch Kathrin Kaltwaßer in Hoyerswerda zu bieten. Die Eurasischen Zwergmäuse sind ihre Nachwuchsweltmeister. Die Zwergflusspferde stehen im Zoo der ostsächsischen Kleinstadt genau wie elf andere Tiere ihrer Anlage im europäischen Erhaltungszuchtprogramm. „Dieser Plan dient dazu, die Populationen stabil zu halten. Denn Zoos sind enorm wichtig, zum Überleben vieler Arten“, sagt die Biologin. 120 000 Tier-Fans aus Sachsen und Brandenburg kommen pro Jahr in den Zoo in Hoyerswerda.

Als nächstes ist der Bau des Geheges für Maras und Nandus geplant. Danach wird ein neuer Kamelstall entstehen. Perspektivisch soll auch das Löwen-Gehege wieder neue Bewohner bekommen. Nach dessen Um- und Ausbau sollen sich gleich auf mehreren Etagen zwei chinesische Leoparden tummeln. Für den Zoo Hoyerswerda beginnt dann ein neuer Abschnitt in der Haltung kleiner Großkatzen. (dpa)

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