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Ole bezieht Winterquartier

Der Görlitz-Elch ist in Polen. Weitere Wanderungen sind aber nicht ausgeschlossen.

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© Arvid Müller

Von Matthias Klaus

Görlitz. Der Westbesuch ist vorbei. Elch Ole hat sich wieder in östliche Gefilde begeben. Lange war es ruhig um den jungen Bullen, der als Dresdner Büro-Elch 2014 deutschlandweit bekannt wurde und dann Görlitz besuchte. Wo steckt das Tier denn jetzt? „In Nord-Polen“, sagt Mark Nitze. Der Wildbiologe hat Ole auf dem Schirm, auf dem Bildschirm. Er kann seine Wanderungen verfolgen, schauen, wo der Elch sich länger aufhält, wo es ihm nicht gefällt. Derzeit gefällt es ihm in einem Waldstück nahe der Grenze im nördlichen Teil des Nachbarlandes. „Es kann gut sein, dass er dort nun sein Winterquartier bezogen hat“, sagt Mark Nitze.

Während Ole das Jahr über ziemlich viel unterwegs war – im Sommer zog es ihn bis an die Ostsee – legt er nun im Winter den Schongang ein. Ob das Tier die gesamte kalte Jahreszeit über am jetzigen Platz bleiben wird, kann der Biologe aber auch nicht sagen. „Wenn er in dem Waldgebiet das Futter findet, das er zum Überleben braucht, dann ist es schon wahrscheinlich, dass Ole den Winter dort verbringt“, sagt Mark Nitze. Auf jeden Fall, so der Biologe, ist Ole in den vergangenen Wochen deutlich weniger unterwegs gewesen als etwa in Zeiten der Brunft. „Aber er kommt ja jetzt in ein Alter, in dem auch ein Elch gesetzter wird und nicht mehr so viel umherstreift“, schildert der Biologe. Seit etwa anderthalb Wochen hat sich Ole von seinem derzeitigen Winter-Standort mehr oder weniger nicht wegbewegt. Weitere Ausflüge schließt Mark Nitze aber nicht aus. „Interessant wird es, wenn es richtig kalt wird. Dann stellt sich die Frage, ob Ole tatsächlich beste Bedingungen zum Überwintern gefunden hat oder sich noch ein neues Plätzchen sucht“, sagt der Biologe.

Elch Ole wurde bekannt, als er sich am 25. August 2014 in ein Siemens-Bürohaus in Dresden verirrte. Damals wurde er mit einem Betäubungspfeil beruhigt, mit einem Ortungs-Halsband versehen und nach Polen verfrachtet. Ole war der erste Elch in Deutschland, der mit einem Sender versehen wurde. Ende August, Anfang September war er dann plötzlich wieder da – in Görlitz. Die Brunft machte den Elch zum Wanderer. Der Elch trabte in das Wäldchen neben der freiwilligen Feuerwehr in Klingewalde und später wieder heraus, verschwand gen Westen.

Mark Nitze verfolgt Oles Wege, seit der ein Halsband trägt. Die Technik ist relativ simpel. Auf einen Punkt gebracht: Handy, Sim-Karte, Speicher. „Das Halsband verfolgt einen bestimmten Arbeitsplan“, erläutert Mark Nitze. Ein GPS-Empfänger misst drei bis fünf Positionen, speichert sie ab. Dann loggt sich das Handy ein, übermittelt die Daten an den Anbieter. „Der wiederum schickt sie mir per Mail zu. Ich kann sie dann mit einer Software auf einer Karte, etwa von Google, eintragen und die Bewegungen von Ole nachvollziehen“, sagt Mark Nitze. Das klingt einfach, ist es aber nicht immer. Denn Ole hält sich nicht immer in Gegenden mit bestem Handy-Netz auf. Manchmal bekommt Mark Nitze wochenlang gar keine Daten, wenn der Elch im Funkloch steckt. Im Sommer war das beispielsweise der Fall. „Das passiert nicht nur beim Aufenthalt in Polen, sondern auch schon mal in Deutschland“, sagt der Biologe. Verloren gehen die Daten aber nicht, sie werden nachgeliefert.

Mark Nitze ist ein Experte, was wilde Tiere und Daten betrifft. Er verfolgt auf diese Weise etwa auch Wanderungen von Rotwild. Noch sendet Ole. Aber irgendwann ist der Akku leer. Was dann? „Wir gehen von einer Lebensdauer des Akkus von zwei Jahren aus. Also haben wir noch etwas Luft“, sagt der Biologe. Was danach passiert, ist offen. Wenn Ole in der Nähe ist, wäre beispielsweise eine erneute Betäubung eine Option. Dann könnte der Akku gewechselt werden. Möglich ist aber auch, dass das Halsband irgendwann durchgescheuert ist und einfach abfällt.

So oder so: Mark Nitze und sein Kollege Michael Striese sind an Elchbeobachtungen in der Region sehr interessiert. Wer eines der Tiere sieht, möge sich bitte melden, so der Biologe. Elche in freier Wildbahn in Deutschland seien immer noch selten.

Kontakt zum Elch-Experten Michael Striese über www.lutra-lausitz.de