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Zuhause im Unglück?

Vor einem Jahr half RTL 2 Familie Thiere aus Großenhain bei der Sanierung ihres Hauses. Das könnte sie nun ruinieren.

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© Archivfoto: Kristin Richter

Von Catharina Karlshaus

Nur noch zwei Tage. Zwei Tage, dann hat das Warten hoffentlich ein Ende. Dann bekommen Juliane und Alexander Thiere aus dem Großenhainer Ortsteil Bauda möglicherweise Antworten auf alle Fragen. Dann nämlich hat das junge Paar Gelegenheit, nach Köln zu fahren. An einem bisher unbekannten Ort hat die UFA GmbH zu einer Zusammenkunft eingeladen. Thieres und all den anderen betroffenen Familien möchte Deutschlands Nummer eins im Bereich Film- und Fernsehproduktionen die Möglichkeit geben, sich juristisch und steuerlich beraten zu lassen. Kostenlos.

Ein Angebot, das das Unternehmen mit Hauptsitz in Potsdam nicht ganz freiwillig unterbreitet. Denn was Thieres mit den Meyers, Schulzes und Lehmanns aus der ganzen Bundesrepublik verbindet: Sie haben bei der Renovierungssendung „Zuhause im Glück“ mitgewirkt, die seit 2005 auf RTL 2 ausgestrahlt wird. Mehr als 200 Häuser hat das Handwerkerteam um die Architekten Eva Brenner, John Kosmalla und Mario Bleiker bereits renoviert. Und – getreu dem Motto der Sendung – nach eigenem Bekunden mindestens ebenso viele Menschen glücklich gemacht. Das sind durch einen Schicksalsschlag in Not geratene Familien, die keine Kraft dafür haben, selbst den notwendigen Umbau ihres Eigenheims zu stemmen.

Menschen wie Juliane und Alexander Thiere. Im Frühjahr vergangenen Jahres hatte das Fernsehteam in nur acht Tagen ihr sanierungsbedürftiges Heim umgebaut. Mit dem nunmehr fünfjährigen Sohn Lukas war das Paar vor drei Jahren in das Haus aus den 1930er-Jahren eingezogen. Schon bald kam Tochter Zoe zur Welt, leider unter großer Sauerstoffarmut. Bereits mehrfach operiert, kämpft das kleine Mädchen angesichts vieler schwerer, gesundheitlicher Beeinträchtigungen ums Überleben. Eine der berührenden Geschichten, aus denen die Macher von „Zuhause im Glück“ jene Sendung kreieren, die an Dienstagen nicht nur gut drei Millionen Zuschauer vor den Bildschirm lockt, sondern vor allem den betroffenen Familien hilft. „In Anbetracht unserer Situation würden wir uns wieder dafür entscheiden. Mit der Renovierung wurde uns eine große Sorge genommen“, sagte Juliane Thiere letztes Jahr.

Seit ein paar Wochen dürfte die Familie allerdings neuen Kummer haben. Auch bis ins 400-Einwohnerdorf Bauda hat sich herumgesprochen, dass die heile Welt ins Wanken geraten könnte. Eine Wirtschaftsprüfung bei der UFA GmbH, die im Auftrag von RTL 2 „Zuhause im Glück“ produziert, hat im März ein steuerliches Problem zutage gefördert.

Das Finanzamt betrachtet die Umbauarbeiten und die neuen Möbel für die Kandidaten demnach plötzlich als sogenannte Sach-Gagen, eine Art Einkommen, das es zu versteuern gilt. Für Familien wie die Thieres wäre das ein finanzielles Desaster. Zwar seien alle Teilnehmer bei Vertragsabschluss mit der UFA im Vorfeld der Dreharbeiten darauf hingewiesen worden, dass die Zahlung einer Steuer möglich sein könne. Auf Nachfrage wäre jedoch versichert worden, dass es so etwas in all der Zeit noch nie gegeben habe.

Nun, gut ein Jahr nachdem die Baudaer Familie ihr verschönertes Zuhause in Besitz genommen hat, aber doch. Juliane und Alexander Thiere dürften darauf hoffen, dass ihnen das Treffen in Köln hilft, dass konkrete Zahlen zum Umbau auf den Tisch gelegt werden. Ein Kontakt mit Medien jeglicher Art ist ihnen untersagt worden. Angesichts bekannter Einkommenssteuersätze für gemeinsam veranlagte Ehepartner kann durchaus mit einer fünfstelligen Summe gerechnet werden. Geld, das keine der Familien haben dürfte.