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Zu dick, unausgeschlafen und einsam

Eine neue Studie über Zivilisationskrankheiten zeichnet ein alarmierendes Bild aus Sachsens Städten.

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© dpa

Von Sven Heitkamp

Leipzig. Eine der größten Studien über moderne Zivilisationskrankheiten hat gestern teils alarmierende Befunde zutage befördert: Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck wie auch Schlafmangel und Essstörungen sind weit verbreitet und auf dem Vormarsch. So sind deutlich mehr junge Leute als bisher angenommen nicht nur zu dick, sondern sogar adipös.

Bereits acht Prozent der unter 40-jährigen Erwachsenen weisen inzwischen einen Body-Mass-Index (BMI) von über 30 auf, berichtete Markus Löffler, der Leiter des Forschungsprojektes „LIFE“ an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig. Es sei „besorgniserregend“, dass dieser Trend zunehmend in jüngeren Altersgruppen zu finden sei. Der BMI gibt das Verhältnis von Körpergewicht zur Körpergröße an, ein Wert von mehr als 30 gilt als behandlungsbedürftig. Für die Studie wurden 10 000 Leipziger untersucht und vermessen, die Werte sind laut Löffler übertragbar auf andere Großstädte wie Dresden.

Durchschnittlich seien etwa 18 Prozent der Großstädter adipös. Mit höherem Alter wachse der Anteil an übergewichtigen Personen sogar auf etwa 30 Prozent an. Ausschlaggebend dafür sind auch der soziale Status und der Ausbildungsgrad. „Leute in höheren Bildungsschichten sind leichter“, sagte Löffler. Erstmals haben die Forscher auch einen 3D-Bodyscanner eingesetzt, um Körperformen und Fettverteilung zu erfassen. „Insgesamt haben wir 17 verschiedene Körperformen ermitteln können“, erklärte Nachwuchswissenschaftler Henry Löffler-Wirth. Die Mediziner hoffen nun, Frühzeichen und Risikofaktoren für Erkrankungen besser abschätzen zu können. „Es reicht nicht aus, die Menschen nach Apfel- und Birnenform zu unterscheiden.“

Außerdem schlafen offenbar viele Sachsen schlecht. Fast 40 Prozent der Studienteilnehmer beklagten eine schlechte Nachtruhe. Jeder Zehnte berichtete den Medizinern von klinisch relevanten Schlafproblemen, darunter mehr Frauen als Männer. Messungen des Schlaf-Wach-Verhaltens ergaben zudem, dass jeder Dritte unter geringer „Schlafeffizienz“ leide. Bei mehr als zwölf Prozent zeigten sich dagegen eher Anzeichen von Erschöpfung und Übermüdung. Darüber hinaus leiden 6,4 Prozent der Leipziger mindestens unter depressiven Symptomen.

Frauen sind fast doppelt so oft betroffen wie Männer. Dabei zeigte sich auch ein enger Zusammenhang von Depressionen und sozialer Einsamkeit. Isolation und wenig Kontakt zu Familienmitgliedern, Freunden, Nachbarn oder anderen Vertrauten sei ein Risikofaktor für psychisches Wohlbefinden und Gesundheit. Auch ein geringer sozialökonomischer Status kann Depressionen befördern.