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Ziemlich beste Freundinnen

Eine Wahlkampf-Aktion für die Grünen-Politikerin Antje Hermenau hat in der CDU einen heftigen Krach ausgelöst.

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Von Karin Schlottmann

Wenn Prominente die Daumen drücken, freut sich die Kandidatin. Antje Hermenau ist die Spitzenfrau der sächsischen Grünen und sie hat Unterstützer über die Parteigrenzen hinweg. Selbst in bürgerlichen Kreisen genießt die 50-Jährige hohes Ansehen. In ihrer Wahlkampagne war dies ein wichtiger Baustein.

Ex-CDU-Fraktionschef Steffen Flath und seine Frau Martina.
Ex-CDU-Fraktionschef Steffen Flath und seine Frau Martina. © Uwe Meinhold
Martina de Maizière (li.) entscheidet selbst, sagt ihr Mann Thomas.
Martina de Maizière (li.) entscheidet selbst, sagt ihr Mann Thomas. © Marco Klinger
Patrick Schreiber fühlt sich von Parteifreunden im Stich gelassen. Fotos Kairospress
Patrick Schreiber fühlt sich von Parteifreunden im Stich gelassen. Fotos Kairospress © kairospress

Zehn Tage vor der Landtagswahl hat Hermenau in ihrem Wahlkreis in der Dresdner Mitte eine Zeitung verteilen lassen, in der ihre Fans sie loben, was das Zeug hält. Auflage: 25 000 Stück. Sie denke wirtschaftlich, sei eine Haushaltsexpertin, heimatverbunden und zupackend. Wahlkampf-Rhetorik eben. Mit dabei der grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg, der Ehrenpräsident der Handwerkskammer, eine Filmemacherin, eine Rechtsanwältin und der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden. Alle Personen, die mitgemacht haben, seien persönliche Bekannte Hermenaus, sagte ihr Sprecher auf Anfrage.

„Viel Herz und Verstand“

In der CDU hat diese Unterstützungs-Aktion für die Grüne jetzt einen lautstarken Krach ausgelöst. In die Rubrik „Prominente“ haben sich nämlich auch zwei Frauen eingereiht, die mit CDU-Politikern verheiratet sind, und vor allem deshalb stadtbekannte Namen tragen.

Und sie sparen ebenfalls nicht mit Schmeicheleien. „Ich schätze Antje Hermenau als eine sehr professionelle Frau mit viel Herz, bei der der Verstand immer die Oberhand hat“, schreibt Martina de Maizière, Supervisorin und Coach, auf Seite 1 der Zeitung. Sie lebt und arbeitet in Dresden und ist mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) verheiratet.

Auch die Ehefrau des bisherigen CDU-Fraktionschefs Steffen Flath hat bei der Wahlkampf-Zeitung mitgemacht. Martina Flath, Hebamme und Psychologin, würdigt Hermenau als „zuverlässige und absolut ehrliche Freundin. Ich schätze besonders ihre Tiefgründigkeit, ihren Weitblick und ihren Mut“, heißt es an dieser Stelle.

Wut auf Parteifreunde

Patrick Schreiber, der CDU-Bewerber in diesem Wahlkreis und Hermenaus direkter Konkurrent um ein Direktmandat, ist immer noch ziemlich bedient, wenn man ihn darauf anspricht. „Wer solche Parteifreunde hat, braucht keine politischen Gegner“, schäumt er. Schreiber hat das Mandat zwar am vorigen Sonntag mit einem Vorsprung von 1 100 Stimmen gewonnen und sitzt wieder im Landtag. Aber zu seinem Wahlkreis gehört auch die Dresdner Neustadt, wo viele Linke- und Grünen-Wähler leben. Die Kandidatin der Linkspartei hat sich ebenfalls gute Chancen ausgerechnet, den Wahlkreis zu gewinnen. Schreiber hat, davon kann man ausgehen, einiges an Zeit und Geld investieren müssen, um seine Konkurrenz zu schlagen.

Und die grüne Hermenau habe mit ihrer „Prominente-drücken-Antje-die-Daumen“-Kampagne ausgerechnet die klassische Klientel der CDU angesprochen, sagt er. Anders als in anderen Regionen blieb es für Schreiber deshalb bis zur letzten Minute spannend. Der Einsatz der beiden Politiker-Ehefrauen dürfte seinem Nervenkostüm zusätzlich geschadet haben.

Thomas de Maizière wies gestern jede Verantwortung für die Promi-Aktion von sich. Er habe davon zwar gewusst, aber sich nicht eingemischt. Seine Frau sei eine eigenständige Person, die ihre Entscheidungen selbstständig treffe, ließ er seinen Sprecher ausrichten.

An der Abschlusskundgebung der Dresdner CDU-Kandidaten mit Kanzlerin Merkel in Dresden hatte Thomas de Maizière nicht teilgenommen. Er sei auf dem Rückflug aus Ankara gewesen, hieß es.

In der gestrigen konstituierenden Sitzung der CDU-Landtagsfraktion kam das Thema kurz vor der Wahl des neuen Vorsitzenden zur Sprache. Von einem parteischädigenden Verhalten könne man nicht sprechen, soll Steffen Flath geantwortet haben. Schließlich sei ja kein CDU-Mitglied gegen Schreiber angetreten.