Merken

Youtube-Star entdeckt das Handwerk

Die Handwerkskammer Dresden setzt in Sachen Werbung auf einen 15-jährigen Influencer.

Teilen
Folgen
© Handwerkskammer Dresden

Von Jana Mundus

Die Botschaft von farbenfrohen Plakaten erreicht nicht jeden Jugendlichen. Auf eine Berufsmesse gehen längst nicht alle. Am besten, man erwischt sie dort, wo sich eh viele von ihnen tummeln: auf Youtube. Das dachten sich die Verantwortlichen der Handwerkskammer Dresden. Zum ersten Mal wirbt sie in diesem Jahr zielgerichtet auf der Videoplattform für eine Ausbildung im Handwerk. Unterstützung kommt von einem jugendlichen Influencer. Max ist erst 15 Jahre alt, aber bei Youtube schon ein ganz Großer. Eine halbe Million Abonnenten hat sein Kanal, auf dem der Kieler sich Echtso nennt. Nun soll er Gleichaltrige fürs Handwerk begeistern.

Max schaute auch bei der HTS Haustechnik in Dresden vorbei.
Max schaute auch bei der HTS Haustechnik in Dresden vorbei. © Handwerkskammer Dresden
Termin beim „Haarschneider“ in Hoyerswerda.
Termin beim „Haarschneider“ in Hoyerswerda. © Handwerkskammer Dresden

Die Zahlen sind deutlich. Laut der Studie „Jugend, Information, Media“ des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest aus dem vergangenen Jahr nutzen Jugendliche die Plattform wie keine zweite im Internet. 88 Prozent von ihnen schauen sich dort mehrmals pro Woche Videos an, 63 Prozent sogar täglich. „Wir haben einen Youtuber gesucht, der auf Augenhöhe mit den Jugendlichen kommuniziert“, sagt Andreas Brzezinski, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden, Jemanden, dem die Zielgruppe gern zusieht, der ihre Sprache spricht und der die Themen setzt, die Gleichaltrige interessieren. Der Kontakt zu Echtso kam über eine Agentur zustande. Schon seit 2012 ist seine ganze Familie auf Youtube aktiv. Während die Eltern Einkaufstipps geben, präsentiert sein kleiner Bruder Ash stolz seine Spielzeugeisenbahn. Auf seinem eigenen Kanal redet Echtso über die Schule, zeigt neue Videospiele oder lässt einen Tag lang seine Freundin über sein Leben bestimmen.

Nun also Handwerk. Fünf Videofilme sind vor einigen Wochen mit Max entstanden. Dafür besuchte er Firmen im Gebiet der Handwerkskammer Dresden, zu dem neben der Landeshauptstadt auch die Landkreise Görlitz, Bautzen, Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge gehören. Er bäckt Brot und verteilt Buttercreme auf Wiener Böden oder darf mit Land- und Baumaschinenmechatronikern Traktor fahren. „Ich fahr’ Trecker“, sagt Max lächelnd in die Kamera und ist hin und weg. In Dresden probierte er sich bei der HTS Haustechnik & Service GmbH in Dresden als Anlagenmechaniker im Bereich Sanitär und Heizungstechnik aus. Seine weiße Silikonfuge ums Waschbecken – sie sieht noch etwas schief aus. Während er arbeitet, kitzelt Max aus den Mitarbeitern der beteiligten Firmen forsch-sympathisch Wissenswertes rund um die Ausbildung heraus.

Vieles findet der 15-Jährige „mega-krass“ oder „mega-spaßig.“ Für Erwachsene sind die schnellen Schnitte, das wackelige Kamerabild und die Einstellungen von schräg unten vielleicht gewöhnungsbedürftig. Für Jugendliche ist es genau das, was sie von Youtube kennen und lieben. Auf der Plattform sammelten die Videos der Handwerkskammer schon mehrere tausend Klicks. Spitzenreiter mit fast 9 000 Aufrufen: der Besuch im Salon Haarschneider in Hoyerswerda. Wohl auch, weil Friseurin Anna Damerau dem jungen Influencer darin eine neue Frisur verpasst. Das freut und interessiert die Fangemeinde.

Die Filme sollen die Jugendlichen für eine Ausbildung im Handwerk begeistern und ihnen die Karrieremöglichkeiten aufzeigen, sagt Andreas Brzezinski. Auch Schüler sollen angesprochen werden, um sie eventuell für ein Praktikum in einem Handwerksbetrieb zu gewinnen.

Zumindest statistisch fährt die Handwerkskammer bei der jungen Generation momentan gut damit. Im vergangenen Jahr begannen im Kammerbezirk 2 132 Frauen und Männer ihre Ausbildung in einem ostsächsischen Handwerksbetrieb. Das war ein Plus von 8,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und zum fünften Mal in Folge ein Anstieg der Zahl der abgeschlossenen Lehrverträge. In diesem Jahr sind es bisher 1 316 neue Auszubildende. Am beliebtesten sind die Berufe Kfz-Mechatroniker, Friseur, Elektroniker, Tischler und Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Im gesamten Kammerbezirk Dresden werden derzeit etwa 5 100 Lehrlinge ausgebildet.

Für die nächsten Jahre wäre es laut Brzezinksi durchaus denkbar, dass die Kammer auch weiterhin auf neue Formate und Influencer setzt, um junge Menschen zu erreichen. „Das Internet und die digitalen Plattformen gehören für die Jugendlichen zu ihrem Alltag und sind für viele ständige Begleiter“, erklärt er. Dass die Idee bei der Zielgruppe ankommt, zeigen die ersten Kommentare unter den Videos. „Fett geil“, findet die einer. Max macht den Gleichaltrigen am Ende Mut zur Ausbildung: „Sogar ich habe das geschafft. Und wenn ich das kann, könnt ihr das auch!“

www.handwerkskammer-dresden.de/einfachmachen