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Wo sind die Akten zum NSU-Überfall?

Die Papiere zu einem bewaffneten Raub in Chemnitz bleiben verschwunden. Doch es gibt womöglich eine Erklärung.

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© dpa

Dresden. Die Rechtsterroristen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) haben ihre Überfallserie im Dezember 1998 in Chemnitz begonnen. Dort raubten Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos rund 30 000 Mark aus einer Edeka-Filiale, dabei fielen auch Schüsse. Die Staatsanwältin, die den Fall damals bearbeitete, wurde am Montag als Zeugin im NSU-Ausschuss des Landtages befragt. Zur Sache konnte sie wenig beitragen. Die NSU-Akten lägen beim Generalbundesanwalt, über Zweitakten habe sie keine Kenntnis, sagte Oberstaatsanwältin Karin Dietze. Brisant ist zudem, dass die Akten zu dem Edeka-Raub offensichtlich komplett fehlen. „Nach den Akten zum Überfall auf den Edeka am 18. 12. 1998 wird heute noch überall gesucht“, sagte die stellvertretende Ausschussvorsitzende Kerstin Köditz (Linke).

Eine Möglichkeit ist, dass die Akten beim Hochwasser 2002 verloren gingen. Dietze wies darauf hin, dass etliche Dokumente durch die damalige Flut beschädigt worden seien. Vom NSU habe sie erst nach dessen Auffliegen 2011 erfahren. Es habe „keinerlei Ansatzpunkte“ für Rechtsterrorismus gegeben.

Diese Sicht bestätigte auch Staatsanwalt Klaus Schlarb. Er bearbeitete neun Raubdelikte, die 2005 zusammengefasst wurden. Auch Schlarb erlangte erst nach dem Tod von Mundlos und Böhnhardt in einem Wohnmobil in Eisenach Kenntnis vom NSU. „Wir hatten keinerlei Hinweise, dass es eine rechtsextreme Organisation war“, sagte Schlarb mit Blick auf die Täter.

Elf Überfälle etwa auf Banken und Postfilialen werden dem NSU zwischen 1998 und 2006 in Chemnitz und Zwickau zugeordnet. Die Beute diente zur Finanzierung des Lebens im Untergrund. Schlarb sagte, es habe keine Hinweise auf einen dritten Beteiligten gegeben. Die Täter seien stets zu zweit vorgegangen. (SZ/ale)