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Weniger Sozialbestattungen in Sachsen

Wer zahlt für die Beerdigung, wenn der Verstorbene kaum Geld hat? In solchen Fällen übernehmen die Kommunen die Kosten.

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© Symbolfoto: Bodo Schackow/dpa

Dresden. Ein einfacher Gedenkstein oder ein Holzkreuz auf einem schlichten Grab: Für Bestattungen von mittellosen Menschen haben die großen Städte in Sachsen in den vergangenen Jahren weniger Geld ausgegeben. Dennoch müssen sie weiter jährlich mehrere hunderttausend Euro für Sozialbeisetzungen einplanen, ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.

In Dresden etwa wurden im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben für 223 solcher Fälle gut 362 500 Euro ausgegeben. Das war zwar etwas mehr als die 194 Bestattungen und rund 323 000 Euro 2016, aber doch weniger als 2015. Damals waren es rund 422 000 Euro für 263 Bestattungen. In Leipzig ist die Summe im gleichen Zeitraum von mehr als 1 Million Euro auf rund 897 700 Euro 2016 und 861 600 Euro im vergangenen Jahr zurückgegangen, die Sozialbestattungen sanken von 456 (2015) auf 384 (2017).

In Chemnitz liegt die Kostenobergrenze für eine solche Erdbestattung bei 1 260 Euro und für eine Feuerbestattung bei 950 Euro. Der Antragsteller könne entscheiden, ob ein Holzkreuz oder eine einfache Grabplatte sein späteres Grab schmücken soll, teilte die Stadt mit. Die Ausgaben für Sozialbestattungen sind in Chemnitz von 2015 bis 2017 von mehr als 216 300 auf 192 700 Euro gesunken.

Unter Sozialbestattungen versteht man Beisetzungen, bei denen die Sozialhilfeträger die Kosten dafür ganz oder zum Teil übernehmen, weil die Angehörigen das Geld dafür nicht aufbringen können.

Doch Bestatter beklagen, dass sie bei Sozialbestattungen oft lange auf ihr Geld warten müssen. „Die Zahlungsmoral der Sozialämter hat sich nicht verbessert“, sagt der Tobias Wenzel von der Landesinnung der Bestatter. Ihm zufolge ist der Trend zur Feuerbestattung in Sachsen ungebrochen. „Da hat sich nichts geändert.“

„Die Urnenbestattung hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen“, bestätigt auch Daniel von Sachsen von der Naturruhe Friedewald. „Als wir mit der Planung unseres Bestattungswaldes vor zwölf Jahren begonnen haben, lag der Anteil der Urnenbeisetzungen noch unter 40 Prozent.“ Jetzt sei es bundesweit etwa jede zweite Bestattung und in Sachsen fast 90 Prozent.

Seit 2016 gibt es den Bestattungswald nahe Dresden. „Wir waren der zweite in Sachsen. Die Nachfrage ist ungebrochen hoch“, sagt von Sachsen. Als Hauptgrund nennt er: „Es gibt einen definierten und namentlich gekennzeichneten Ort, der jederzeit besucht werden und aufgefunden werden kann, ohne die Verpflichtung, hier Grabpflege betreiben zu müssen.“ Jede Grabstelle werde per Satellit eingemessen und sei auch in 100 Jahren noch vorhanden.

Es werde nicht das Gefühl das Endes, sondern eher der des Kreislaufes des Lebens vermittelt, sagt von Sachsen. Allerdings spielen auch die Preise eine Rolle. „Mit 450 Euro für ein Grabanrecht über 20 Jahre an einem Gemeinschaftsbaum ohne Folgekosten und einer Beisetzungsgebühr von 300 Euro kann auch das ein Grund sein.“

Friedhold Scheunert vom Landesinnungsverband des Steinmetz- und Bildhauerhandwerks aus Stollberg im Erzgebirge sieht Friedwälder eher kritisch. „Friedhöfe gehören zu unserer Kultur“, sagt er. Diese hätten sich in den vergangenen Jahren sehr gewandelt. Einige seien mittlerweile wie Parkanlagen gestaltet, hätten Räume zum Ausruhen und des Gesprächs. Er plädiert dafür, dass Kinder und Jugendliche öfter auch auf Friedhöfe geführt und mit ihnen über den Tod gesprochen werde.

Für kleinere Steinmetz-Betriebe sei das Geschäft mit den Grabsteinen sehr wichtig und könne bis zu 80 Prozent des Umsatzes ausmachen, sagt Scheunert. Bei ihm sei es etwa ein Drittel. Die Kosten für ein kleines Urnengrabmal beliefen sich auf etwa 1 000 Euro. „Nach oben gibt es keine Grenze.“