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Welcher ist der älteste?

Seit Jahren werben Dresden und Bautzen mit „Deutschlands ältestem Weihnachtsmarkt“. Ein für Rekorde zuständiges Institut hat jedenfalls ein salomonisches Urteil gefällt. Ist der Streit damit beigelegt?

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Bautzen/Dresden. Um den Titel „Deutschlands ältester Weihnachtsmarkt“ streiten Dresden und Bautzen seit Jahren. Nun gibt es eine Lösung: Das Rekord-Institut für Deutschland (RID) in Hamburg hat das werbeträchtige Superlativ an beide Städte vergeben. Danach ist der Striezelmarkt „Deutschlands ältester beurkundeter Weihnachtsmarkt“ und der Bautzener Wenzelsmarkt „Deutschlands ältester in einer Chronik genannter Weihnachtsmarkt“.

Der Dresdner Striezelmarkt geht jetzt ins  581. Jahr. Er wird als der älteste beurkundete Weihnachtsmarkt in Deutschland geführt.
Der Dresdner Striezelmarkt geht jetzt ins 581. Jahr. Er wird als der älteste beurkundete Weihnachtsmarkt in Deutschland geführt. © dpa

„Wir haben den Rekord in Kategorien aufgeteilt, um den Titel-Streit zu schlichten“, sagte RID-Gesellschafter Olaf Kuchenbecker, früher Chefredakteur der deutschen Ausgabe des „Guinness Buch der Rekorde“. Für Bautzen sei 1384 der erste Fleischmarkt in den Annalen vermerkt, Dresden habe eine Urkunde von 1434. „120 Jahre sind auch eine gewisse Signifikanz“, begründete er die Entscheidung. Beide Städte werben mit dem Titel, das ostsächsische Bautzen mit dem Zusatz „vermutlich“. Der Striezelmarkt feiert derzeit die 581. Ausgabe, vor dem Wenzelsmarkt steht eine 632.

Und wo ist die Urkunde?

Mit der RID-Urkunde sehen sich nun die Bautzener darin bestätigt, dass alle Indizien dafür sprechen, dass der Wenzelsmarkt der älteste in Deutschland ist. Das zeige die von einer Historikerin in einer Chronik recherchierte Ersterwähnung des Marktes in den Wochen vor Weihnachten, wie Rathaussprecher André Wucht sagte. Die Urkunde über das 1384 von König Wenzel gewährte Marktprivileg wurde bisher nicht gefunden.

Für die Dresdner Volkskundlerin Heidrun Wozel sind dagegen weniger die Zahl als Charakter und Kontinuität entscheidend. Nach ihren Erkenntnissen gebührt nach wie vor den Dresdnern der Superlativ. Die Urkunde über das fürstliche Privileg zum Abhalten eines Fleischmarkts auch am „Heyligen Christs Abendt“ von 1434 ist für sie das größte Pfund. Zwar habe es Jahr-, Wochen- oder Fleischmärkte auch in anderen Städten gegeben, deren weihnachtlicher Charakter sei aber nicht belegbar.

Laut Wozel blieb Bautzen bis zur Aufhebung 1844 reiner Fleischmarkt, in Dresden indes entwickelte sich im 15. Jahrhundert aus dem Markttag vor Weihnachten der „Striezelmontag“ vor dem Fest, auf dem auch ein so bezeichnetes Backwerk verkauft wurde. Im 16. Jahrhundert dann sei der Striezelmarkt weithin bekannt gewesen. Für Dresden spreche Kontinuität, während der Bautzener Markt mehrfache Unterbrechungen hatte und im 19. Jahrhundert endete.

In Bautzen ist schon mit dem vermuteten Superlativ seit 2009 das Interesse am Wenzelsmarkt laut Wucht deutlich gestiegen, der jährlich rund 100 000 Besucher hat. Vor allem die Zahl der tschechischen Gäste und der Tagestouristen aus Dresden habe sich deutlich erhöht. Mit der Prämierung des RID erwartet die Stadt künftig noch mehr überregionale Resonanz. (dpa)

››› Internetauftritt des Dresdner Striezelmarktes

››› Der Bautzner Wenzelsmarkt im Internet