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Warum ist die tote Frau noch nicht identifiziert?

Mehr als vier Tage nach dem Fund einer Leiche in Spanien ist weiter nicht sicher, ob es sich um die vermisste Studentin Sophia L. handelt. Warum dauert der DNA-Abgleich so lange? Fragen und Antworten:

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© dpa

Von Christiane Bosch und Carola Frentzen

Bayreuth/Madrid. Ende vergangener Woche wurde in Nordspanien eine Frauenleiche gefunden. Seitdem wird vermutet, dass es sich dabei um die deutsche Studentin Sophia L. handelt, die Mitte Juni von Leipzig nach Bayern trampen wollte und spurlos verschwand. Warum dauert die Identifizerung so lange? Wie funktioniert so ein Abgleich der genetischen Daten, und was macht das Ganze in diesem Fall so schwierig? Wichtige Fragen und Antworten zu dem Aufsehen erregenden Fall:

Warum liegt beim Abgleich der DNA-Daten noch kein Ergebnis vor?

In die Ermittlungen zu dem Fall sind verschiedene Behörden involviert, in Spanien gehören dazu die Nationalpolizei, die baskische Polizei (weil die Leiche im Baskenland gefunden wurde) und Gerichtsmediziner. In Deutschland ermitteln federführend Polizei und Staatsanwaltschaft in Bayreuth. Wie weit die Identifizierung der Leiche fortgeschritten ist, ist unklar, nachdem der zuständige Untersuchungsrichter am Freitag eine Art Nachrichtensperre zu den Ermittlungen in Spanien verhängt hat.

Sicher ist, dass zunächst in Deutschland ein DNA-Profil erstellt werden sollte, das zum Abgleich an die spanischen Behörden übermittelt wird. „Wir haben alles in die Wege geleitet, was aus unserer Sicht erforderlich ist“, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Herbert Potzel dazu am Montag in Bayreuth.

Was ist ein DNA-Profil und wie wird das erstellt?

Ein DNA-Profil ist der genetische Fingerabdruck eines Menschen. Um ein DNA-Profil erstellen zu können, braucht man Gewebeteile oder Körperflüssigkeiten des jeweiligen Menschen wie Hautzellen, Blut oder Speichel. Hat man die nicht, können Experten das DNA-Profil auch mit Hilfe von Resten etwa in einem Kamm oder der Zahnbürste generieren.

Konkret bestimmen die Molekularbiologen aus den aus dem Zellkern geholten Informationen sogenannte DNA-Merkmalssysteme. Die DNA-Merkmalssysteme sind in ihrer jeweiligen Zusammensetzung bei jedem Menschen anders - und werden zudem weitervererbt. Deshalb kann auch die DNA von Angehörigen wie Eltern und Geschwistern helfen, ein Profil auszuwerten.

Wie lange dauert das Erstellen eines DNA-Profils in aller Regel?

„Wenn es ganz schnell gehen muss, können wir es in ungefähr acht Stunden machen“, sagte eine Molekularbiologin vom bayerischen Landeskriminalamt dazu. Diese Zeit brauche man auf jeden Fall, um ein sicheres DNA-Profil zu haben. Das sei auch in allen Ländern gleich. „Die Technik und die Chemie, die verwendet wird, ist gleich.“ Beim Bayerischen LKA werden diese Profile, wenn nötig, auch in der Nacht und am Wochenende erstellt.

Wie und in welcher Form kommt das DNA-Profil zu den Behörden nach Spanien?

Die gefundenen DNA-Merkmalssysteme werden zum Schluss von einem Computer zu einer Tabelle mit konkreten Buchstaben-Zahlen-Kombinationen umgewandelt. Diesen Code bekommen die Ermittler - auf Wunsch auch als pdf-Dokument per E-Mail. Das Ergebnis können sie dann - wie im Fall von Sophia L. - an die spanischen Behörden übermitteln. Die wiederum können dann den Code mit dem genetischen Fingerabdruck vergleichen, den sie von der Leiche erstellt haben. „Stellt man eine Übereinstimmung fest, gilt die Leiche als identifziert“, sagt ein Polizeisprecher.

Gibt es bei länderübergreifenden Kriminalfällen auch bürokratische Hürden, die die Ermittlungen verlangsamen?

Grundsätzlich sind die Voraussetzungen anders, wenn die Ermittlungen zu einem Fall in zwei verschiedenen Ländern geführt werden. „Da ist zum einen die Entfernung und zum anderen die sprachliche Barriere“, so der Polizeisprecher. Des Weiteren haben die deutschen Ermittler keinen Einfluss darauf, wie die spanischen Behörden arbeiten. Zudem ist für die Zusammenarbeit relevant, ob gleich lautende oder ähnliche Gesetze auch in dem anderen Land wirksam sind. Im Fall von Sophia L. ist das keine Hürde. „Mord ist Mord - auch in Spanien“, sagt der Bayreuther Oberstaatsanwalt Potzel dazu.

Warum fahren nicht einfach Verwandte von Sophia L. nach Spanien und identifizieren die Frauenleiche?

„Die Frage ist durchaus berechtigt“, sagte ein Sprecher der Bayreuther Polizei dazu. Die Ermittler hätten sich auf eine Identifizierung über DNA festgelegt. „Warum andere Maßnahmen nicht durchgeführt werden, dazu werden wir uns nicht äußern.“ (dpa)