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Virus grassiert in Jugendherberge

Die Amtsärztin hat das Sebnitzer Kinderzentrum An der Grenzbaude geschlossen. Mehrere Schüler mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

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© Marko Förster

Von Anja Weber und Marko Förster

Sebnitz. Im Sebnitzer Kinder- und Jugenderholungszentrum An der Grenzbaude (Kiez) haben sich 36 Kinder eine höchstwahrscheinlich durch einen Virus verursachte Magen-Darm-Erkrankung zugezogen. Das bestätigt Kati Hille, Beigeordnete des Landrates für Gesundheit und Soziales. Die Zahl der Infizierten ist relativ hoch. Sechs Kinder mussten sogar ins Krankenhaus gebracht werden, so das Landratsamt.

Wo und wie sie sich angesteckt haben, wird derzeit noch untersucht. Möglich könnte eine Ansteckung mit dem Norovirus sein, da viele der Symptome darauf hindeuten, heißt es. Auf jeden Fall war die Aufregung in der Einrichtung in den letzten Tagen groß. Am Dienstagabend klagten einzelne Kinder über Beschwerden wie Brechreiz und Durchfall. Den Verantwortlichen war klar: Es musste sofort gehandelt werden. Einsatzkräfte der Johanniter, vom Katastrophenschutz Dresden und vom Arbeiter-Samariter-Bund rückten noch in der Nacht zum Mittwoch an. Neben dem Notarzt waren der ärztliche Bereitschaftsdienst, zwei Mitarbeiter des Gesundheitsamtes sowie insgesamt 32 Rettungskräfte im Einsatz. Noch in der Nacht wurden die erkrankten Kinder von den Sanitätern versorgt, von den anderen isoliert und dafür eine Quarantäne eingerichtet.

Seit den frühen Morgenstunden am Mittwoch waren auch Mitarbeiter des Gesundheitsamtes im Kiez, um die erforderlichen Maßnahmen einzuleiten. Und die sind angesichts der großen Zahl der Erkrankungen und der Größe des Erholungszentrums sehr strikt. „Um weitere Ansteckungen zu vermeiden, wurde von der Amtsärztin Dr. Mix die Schließung der Einrichtung veranlasst“, sagt Kati Hille.

Im Kinder- und Jugendzentrum selbst war man wenig gesprächsbereit. Immer wieder klingelten bei Geschäftsführerin Katja Hartmann die Telefone. Sie ließ ausrichten, die Lage sei unter Kontrolle. Alle erforderlichen Maßnahmen seien eingeleitet. Unklar blieb bis Mittwoch, wie viele Kinder derzeit im Kinder- und Jugenderholungszentrum untergebracht sind. Immerhin stehen in dem Komplex 390 Betten zur Verfügung. In Hochzeiten sind bis zu 20 Schulklassen dort untergebracht. Sie werden von etwa 30 Mitarbeitern betreut.

Wann die Einrichtung wieder Kinder aufnehmen darf, bestimmt die Amtsärztin. Das ist erst der Fall, wenn alle Verdachtsmomente ausgeräumt sind. Am Mittwoch setzte sich erst einmal die in solchen Fällen übliche Maschinerie in Bewegung. Lehrer und Eltern wurden umfassend informiert, hieß es. Außerdem bestätigte das Landratsamt, dass die Eltern gebeten wurden, ihre gesunden Kinder abzuholen. Darüber hinaus wurden Merkblätter zu Verhaltensweisen ausgehändigt und die Gesundheitsämter in den Heimatorten benachrichtigt.

Sollte sich herausstellen, dass es sich um eine Infektion mit dem Norovirus handelt, dann ist die Ansteckungsgefahr groß. Die Viren können von Mensch zu Mensch übertragen werden, meist durch Schmierinfektion. Dabei werden die Erreger in kleinsten Spuren von Stuhlresten oder Erbrochenem von Erkrankten an den Händen weitergegeben. Von der Hand gelangen die Viren in den Mund.

Erreger können auch an Gegenständen wie Türgriffen, Handläufen oder Armaturen haften. Oder an Nahrungsmitteln, etwa rohen Lebensmitteln wie Salaten und Obst, aber auch an tiefgekühlten Beeren. Infektiös sind zudem verunreinigtes Wasser oder andere Getränke.