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Und dann knallte es

Seit er klein ist, nimmt Elias Spitzhorn am SZ-Fahrradfest teil. In seiner Familie ist das Tradition, und er hat dabei schon einiges erlebt.

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© Ronald Bonß

Von Theresa Hellwig

So viele Leute haben ihn angeschaut. Viele Menschen in grünen Shirts. Elias Spitzhorn hatte die volle Aufmerksamkeit, sie alle warteten nur auf sein Zeichen. Das erlebt man nicht alle Tage. Als es dann plötzlich knallte, erschrak er – dabei war er es doch selber, der auf den Abzug drückte.

...  und als er den Startschuss für eine der Touren geben durfte (links) – das waren zwei Momente, die Elias Spitzhorn noch immer in Erinnerung hat.
... und als er den Startschuss für eine der Touren geben durfte (links) – das waren zwei Momente, die Elias Spitzhorn noch immer in Erinnerung hat. © Michael Schmidt

Es ist zwar schon etwa acht Jahre her, aber damals durfte der heute 16-Jährige den Startschuss für eine der Fahrradfesttouren geben. „Das war schon ziemlich cool“, sagt er und offenbart beim Lachen den Blick auf seine Zahnspange. Seine blonden Locken sind oben auf dem Kopf länger als an der Seite.

Der Startschuss, direkt vor der Semperoper. Das war ein besonderes Erlebnis, das auf einem Foto festgehalten wurde. Der Schreck war schnell vergessen – hatte sich doch der Junge auch selber das Startsignal gegeben und musste sich schnell aufs Fahrrad schwingen.

„Das Fahrradfest gehört für mich zu meiner Kindheit dazu“, erzählt Elias Spitzhorn, dessen Vater bei DDV Media, dem Vermarkter der Sächsischen Zeitung arbeitet. An das allererste Mal kann er sich gar nicht mehr erinnern. Damals war er erst anderthalb Jahre alt und saß noch in dem Kindersitz auf dem Rad seines Vaters. Stattdessen erinnert er sich an ein anderes frühes Radfahrerlebnis. Damals dachte er, dass das Fahrrad bremsen würde, wenn er die Füße von den Pedalen nähme. Was ihn dann bremste, war leider eine Wand.

Von klein auf ist Elias dabei, wenn das große Fahrrad-Spektakel Dresden erfüllt. Zehn Medaillen hat er auf diese Weise über die Jahre gesammelt. Es ist ein alljährlicher Familienausflug: „Auch Omi war eigentlich immer dabei“, erzählt der Gymnasiast. „Nur Opi nicht, der fährt nicht so gerne Rad. Der ist eher so der Wanderer.“

Der Ablauf war dabei immer ähnlich: Morgens fuhren er und sein Vater mit dem Rad zum Start, dann meisterten sie gemeinsam die Tour – und abends siegte die Müdigkeit. Zurück ging es mit dem Auto. Aber nicht, ohne ein Treffen mit der ganzen Familie nach der Tour.

Unter ihnen war Elias immer als Erster im Ziel. „Das hat sich angefühlt, als wäre ich eine Dreiviertelstunde vor meiner Omi angekommen“, erinnert er sich, „wahrscheinlich waren es nur wenige Minuten.“ Dann überlegt er kurz. „Am Anfang wurde ich wahrscheinlich von meiner Familie vorgelassen“, gibt er zu.

Wenn Elias an die Fahrradfeste zurückdenkt, die er erlebt hat, fallen ihm insbesondere die vielen Menschen ein. „Die große Truppe“, sagt er, „alle gehören zusammen“. Auch die Elbe, die immer wieder im Sichtfeld auftauchte, verbindet er mit den Radtouren. „Gefühlt lief das immer so: Wir waren ganz weit draußen, irgendwo in Sachsen, fuhren dreimal um die Ecke – und dann war da wieder die Elbe.“

Die Strecken, die er gefahren ist, sind mit zunehmendem Alter immer länger geworden. Zuletzt wählte er meistens die Touren, die etwa 50 Kilometer lang waren. Das Fahrradfahren fühlt sich für ihn dabei wie Urlaub an. Denn dafür holt er sein Rad am liebsten aus dem Schuppen. „An der Ostsee über die Strandpromenade, das hat etwas Besonderes“, sagt er. Mit Freunden fuhr er auch den Bodensee entlang und über den Oder-Neiße-Radweg.

Mittlerweile werden die Touren, die er am Wochenende mit seinen Eltern macht, seltener. Lieber trifft der Schüler seine Freunde. Und so begleiteten ihn auch beim Fahrradfest in den letzten Jahren immer häufiger seine Freunde. Im vergangenen Jahr, da fuhr er gar nicht selber. Wieder hatte er eine ehrenvolle Aufgabe abbekommen: Elias durfte die Medaillen verteilen. Daran denkt er gerne zurück: „Eine konnte ich meiner Omi umhängen.“