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Sturm zwingt zum Abbruch

Eine Böe verwüstete den Schlossparkplatz in Moritzburg. Die Veranstalter des Fisch- und Waldfests sahen auch die Sicherheit der Besucher in Gefahr.

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© Arvid Müller

Von Ulrike Keller

Das Gerüst des Verkaufszelts ist noch immer verschwunden. „Vom Winde verweht“, sagt Holzgestalter Harald Türke mit einigem Galgenhumor. Die Plane hat seine Kollegin Aglaja Hertling auf dem Moritzburger Schlossparkplatz gefunden. Darin verpackt sie nun die handgemachte Ware, die die Jesseritzer am Sonntag auf dem Waldfest zum Kauf anbieten wollten: Schneidbrettchen, Holzgeschirr, Holzbücher. Alles lag am Morgen quer verstreut auf dem Boden. Alles beschädigt.

Fischzüge am Schlossteich: Gespannt verfolgen viele Besucher das Ausbringen und Zusammenziehen des Netzes.
Fischzüge am Schlossteich: Gespannt verfolgen viele Besucher das Ausbringen und Zusammenziehen des Netzes. © Arvid Müller
Mensch und Maschine: Per Hebekescher gelangen die gefangenen Fische auf den Sortiertisch.
Mensch und Maschine: Per Hebekescher gelangen die gefangenen Fische auf den Sortiertisch. © Arvid Müller
Das Ende des Waldfests 2017: Nach der Verwüstung sagt der Sachsenforst das Markttreiben für Sonntag ab.
Das Ende des Waldfests 2017: Nach der Verwüstung sagt der Sachsenforst das Markttreiben für Sonntag ab. © Arvid Müller

Dabei waren sie auf starken Wind vorbereitet gewesen. Noch am Sonnabendabend hatten sie vier 20-Liter-Kanister mit Wasser gefüllt und an jedes Zeltbein gebunden. Der Sachsenforst nutzte mit Beton ausgegossene Hohlsteine und große Stücke aus Fichtenholz zum Beschweren seiner Stände. Doch selbst diese Gewichte konnten nichts ausrichten gegen die gewaltige Sturmböe, die den Schlossparkplatz am Sonntagmorgen verwüstete.

Gegen halb acht bemerken die Ersten, dass nur noch zwei der neun Zelte stehen: das Bastelzelt des Waldschulheims und das Infozelt des Sachsenforsts. „Wir haben acht Leute gebraucht, um ein Zelt zu retten, weil der Wind immer noch so stark drunterfasste“, sagt Kerstin Rödiger, Pressesprecherin im Staatsbetrieb Sachsenforst für den Forstbezirk Dresden. Ihr Betrieb hat neben Zelten auch Ausstellungsstücke eingebüßt. „Zum Glück nur Materialschäden“, erklärt sie. Als Organisator des Moritzburger Waldfests entscheidet die Behörde am Sonntagmorgen, diesen Teil des Fisch- und Waldfestes für Veranstaltungstag zwei ausfallen zu lassen. Und das, nachdem Tag eins viel Interesse gefunden hatte: mit der sehr begehrten Pilzberatung und der Vorführung historischer sowie moderner Kettensägen.

Am Sonntagmorgen nun zählt Anderes in Moritzburg. Schlimm getroffen hat der Sturm auch einige Gewerbetreibende an der Meißner Straße. Sogar stabilere Stände aus Holz sind umgekippt und haben Schaden genommen. Im Großen und Ganzen verschont bleibt hingegen die Händlermeile auf der Kalkreuther Straße.

Dennoch gehen die Veranstalter für das Fischfest auf Nummer sicher. Zunächst verschieben Gundula Bleul von der Kulturlandschaft Moritzburg GmbH und Henry Lindner von der Teichwirtschaft Moritzburg GmbH die Eröffnung auf 12 Uhr, um zu sehen, wie sich das Wetter entwickelt. Das Festzelt bleibt geschlossen, der Shuttleverkehr eingestellt. Zwischenzeitlich fällt in Teilen Moritzburgs der Strom aus. Auch manches Handynetz streikt. Immer wieder rückt hörbar die Feuerwehr aus.

Einige Besucher sind dennoch vor Ort. Schon zum Fischzug um 9 und noch deutlich mehr 11 Uhr. Wie Familie Werner aus Kirchberg bei Zwickau. Sie ist anderthalb Stunden gefahren, um zum siebten Mal das Fisch- und Waldfest mitzuerleben. „Der Parkwächter hat uns selbst entscheiden lassen, was wir machen“, erzählen die Erzgebirger. Und da kam die vorschnelle Rückreise nicht infrage. Ihre Fischsuppe haben sie genossen und Schleie gekauft. „Dann trinken wir noch einen Holunderwein oder Grog und machen das Beste draus“, so der Plan. „Vielleicht findet ja das Showkochen doch statt. Da gibt es gute Anregungen.“

Als um 12 Uhr die Sturmwarnung verlängert wird, sagen die Veranstalter auch das Fischfest für den Sonntag komplett ab. „Das ist zu gefährlich am Wald“, begründet Gundula Bleul. „Alle Feuerwehren sind unterwegs, und durch den Stromausfall sind wir handlungsunfähig.“

Henry Lindner und seine Leute arbeiten von Mittag bis Nachmittag durch, um die restlichen Tiere aus dem Schlossteich zu holen. Am Nachmittag steht fest: 18 Tonnen Fisch wurden hier am Wochenende geerntet. „Das ist von der Masse her nicht gut, aber in Ordnung“, bewertet der Chef der Teichwirtschaft den Ertrag. „An Stückzahlen fehlen uns jedoch 50 Prozent.“ Und das bezeichnet er als wirtschaftlichen Einschnitt. „Wir müssen schauen, wie sich das kompensieren lässt.“

Auch die Besucherzahl des traditionsreichen Fisch- und Waldfests ist – dem Wetter am Sonntag geschuldet – in diesem Jahr stark rückläufig: Gundula Bleul geht von rund 14 000 Personen aus – gegenüber 34 000 im vorigen Jahr. Doch viele Gäste loben am Sonnabend die Stimmung. „Ich liebe das ganze Ambiente mit den Ständen“, sagt Ilona Pilz aus Bärnsdorf. Einen Dresdner hat die barocke Fechtshow auf der Schlossterrasse fasziniert. Und eine Mittfünfzigerin aus Gröditz erkundigt sich ungeduldig, wo denn Alf Mahlo bleibt. Seine stets hochgradig amüsante Fischversteigerung ist ihr persönlicher Höhepunkt. Seiner auch. Und Fortsetzung folgt 2018.