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Sterbenskranke selten gut versorgt

Schwerstkranke wünschen sich eine möglichst selbstbestimmte letzte Lebensphase. Eine Studie bescheinigt dem Freistaat zwar mehr Hospiz- und Palliativangebote. Doch es gibt regionale Unterschiede.

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© Symbolfoto: dpa

Von Gabriele Fleischer

Dresden. Schwerstkranke wünschen sich eine möglichst selbstbestimmte letzte Lebensphase. Laut einer neuen Studie des Sozialministeriums Sachsen wächst der Bedarf an Hospiz- und Palliativeinrichtungen, die Betroffene und ihre Angehörige begleiten. Denn die Bevölkerung wird immer älter. „Der Freistaat hat die Angebote in den letzten Jahren ausgebaut“, sagt Sozialministerin Barbara Klepsch. Doch es gebe regionale Unterschiede.

So haben sich in vielen Pflegeheimen große Versorgungslücken gezeigt. „Der gesetzliche Anspruch auf Palliativ- und Hospizversorgung ist in den Heimen oft nicht einlösbar, weil es zu wenig ausgebildete Pflegefachkräfte gibt“, sagt Studienautor Professor Alexander Karmann von der TU Dresden. „Ambulante Hospizdienste werden dort zum Teil gar nicht oder zu spät genutzt.“ Die Versorgung Sterbenskranker in den Heimen werde aber immer wichtiger, um Fehleinweisungen in Krankenhäusern zu vermeiden.

Laut Studie gibt es in Sachsen derzeit 48 ambulante Hospizdienste und sechs ambulante Kinderhospizdienste, die sich auf eine Verbesserung der Lebensqualität durch psychosoziale und spirituelle Begleitung kümmern. Die Zahl der ambulanten Palliativteams im Freistaat ist auf 16 für Erwachsene und ein Brückenteam für Kinder und Jugendliche gestiegen. Die Teams konzentrieren sich auf die Behandlung physischer Symptome.

Zwar verfügt damit jeder Landkreis und jede kreisfreie Stadt in Sachsen über mindestens ein ambulantes Hospiz- und ein ambulantes Palliativangebot. Doch aufgrund einer nicht optimalen Verteilung sei in einigen Regionen wie im nordwestlichen Teil des Landkreises Meißen und in Grenzgebieten des Landkreises Görlitz keine wohnortnahe ambulante Palliativversorgung gewährleistet. Laut Studie fehlt es auch an Ärzten mit einer Zusatzausbildung in Palliativmedizin. Mit 107 Ärzten auf eine Million Einwohner nimmt der Freistaat bundesweit einen hinteren Platz ein.

Auch die 133 Betten in den elf stationären Hospizen in Sachsen reichen nicht. „Entspannung wird es erst in zwei Jahren geben, wenn weitere 44 Plätze in neuen Hospizen in Torgau, Dresden, Niesky und Bischofswerda hinzukommen“, sagt Andreas Müller, Geschäftsführer des Landesverbandes für Hospiz- und Palliativmedizin. Damit würden Palliativstationen entlastet. „Oft müssen Patienten dort länger bleiben, weil kein Hospizplatz frei ist.“

Ein weiteres Problem ist das Fehlen ehrenamtlicher Helfer für die ambulanten Hospizdienste, die Sterbende zu Hause, in Heimen oder Krankenhäusern mit betreuen. „2 000 arbeiten in Sachsen. Bis zu 500 weitere werden gebraucht“, sagt Müller.