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Schrecksekunde auf der Rückreise

Eine Gruppe sächsischer Abiturienten ist auf Abschlussfahrt in Italien. Als der Bus die Heimreise antritt, passiert ein Unfall.

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© dpa

Von Frank Oehl

Jähes Ende einer Abschlussfahrt: Am Dienstagabend hat sich an der italienischen Adriaküste ein Unfall ereignet, der auch im sächsischen Rödertal für Aufregung sorgte. In dem in der Stadt Rimini verunglückten Bus saßen nämlich die Abiturienten des Großröhrsdorfer Gymnasiums.

Aus bislang noch ungeklärter Ursache blieb der vier Meter hohe Doppeldeckerbus aus Oberfranken gegen 21.25 Uhr unter einer Brücke stecken. Der Busfahrer hatte offenbar die Lage falsch eingeschätzt. Es krachte, Glas splitterte. Glücklicherweise wurde kein Fahrgast schwerer verletzt. Vor Ort wurden drei Abiturienten mit Schnittwunden behandelt, die von zerplatzten Scheiben herrührten.

Der Bus war am 2. Juli ohne Fahrgäste aus Oberfranken nach Rimini gefahren, um die Teilnehmer der Abschlussfahrt zurück in das nahe Radeberg gelegene Großröhrsdorf zu bringen. Der moderne, erst ein Jahr alte Nightliner brach am Dienstagabend gegen 21.15 Uhr in Rimini auf. Nur zehn Minuten nach der Abfahrt rammte der Bus dann die Brücke. Im Inneren saßen 60 Abiturienten – alle zwischen 17 und 19 Jahre alt – sowie zwei Reiseleiter des Veranstalters. Einer der beiden Busfahrer hatte den Fehler gemacht, den Nightliner unter die Brücke zu führen. Diese konnte nicht die Höhe des Busses vorweisen.

Alkoholtest fiel negativ aus

Nach dem Unfall konnten alle Insassen das Fahrzeug selbstständig verlassen. Die Fahrgäste wurden vor Ort von den Fahrern, Reiseleitern und zahlreichen Einsatzkräften psychologisch betreut. „Unserer Kenntnis nach mussten keine Fahrgäste stationär in Krankenhäuser aufgenommen werden“, sagt Busunternehmer Sascha Hanke aus Marktredwitz.

Allerdings hatte der Veranstalter nach dem Unfall ein logistisches Problem: Die Suche nach einem oder mehreren Ersatzbussen blieb stundenlang erfolglos, da weder italienische noch deutsche Fahrzeuge aufzutreiben waren. Die Reisegäste und auch die Fahrer wurden in Hotels untergebracht, bis schließlich doch ein Ersatzfahrzeug gechartert werden konnte. Die Schüler und die anderen Insassen sollten in der Nacht zum Donnerstag in Großröhrsdorf ankommen, sagte ein Sprecher des Busunternehmens am Mittwoch.

Natürlich müsse nun die Ursache des Geschehens gründlich ermittelt werden. Die Polizei habe die Lenk- und Ruhezeiten noch vor Ort ausgewertet. Dabei sollen sich nach Auskunft des Reiseveranstalters keinerlei Auffälligkeiten ergeben haben. Die Fahrer hatten ihre Schicht erst um 20.30 Uhr angetreten, weshalb Müdigkeit ausgeschlossen werden könne. Auch ein Alkoholtest vor Ort sei negativ ausgefallen. Somit bleibe die Unfallursache nach wie vor unklar, sagte Sascha Hanke. „Obwohl offenbar niemand ernsthaft verletzt wurde, ist der Unfall natürlich auch für uns ein besonders tragischer Fall.“ Der Fahrer stehe unter Schock. „An dieser Stelle möchten wir uns bei den zahlreichen italienischen Unterstützern bedanken, die sehr unkompliziert geholfen haben und diese sehr schwierige Situation sehr gut gemeistert haben.“ Im Einsatz waren Kräfte der Feuerwehr, der Polizei und diverser medizinischer Erstversorger.

In Großröhrsdorf hatte der Unfall am Mittwochvormittag für große Aufregung gesorgt. Ununterbrochen riefen besorgte Eltern in der Schule an, um Näheres zu erfahren. Auch Beamte des Polizeirevieres waren in der Schule, um Informationen zu übermitteln. „Es gab für uns keine Einsatzlage. Wir haben die Schulleiterin nur dabei unterstützt, den Kontakt zu den Eltern herzustellen“, sagte Polizeirevierleiterin Susann Benad-Uslaub. Die Angehörigen wurden beruhigt.

Dass die Abiturienten ohne Ausnahme alle im Ersatzbus die Heimreise antreten konnten, freute auch Schulleiter Ulrich Schlögel. Er nahm Anteil, obwohl die jungen Männer und Frauen das Gymnasium mittlerweile nicht mehr besuchen. „Mit der Zeugnisübergabe am 23. Juni wurden sie offiziell aus der Schule entlassen.“ Die Reiseorganisation und die Auswahl des Veranstalters habe allein in den Händen der Schüler gelegen.