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Schneller nach Schönlinde

Krasna Lipa in der Böhmischen Schweiz ist nun besser per Bahn zu erreichen. Es gibt aber noch mehr gute Verbindungen.

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© Steffen Neumann

Von Steffen Neumann

Böhmische Schweiz. Jiri Rak ist zufrieden. Ab Sonntag wird die Nationalparkstadt Krasna Lipa (Schönlinde) besser aus Deutschland erreichbar sein. „Dafür haben wir vier Jahre gekämpft“, sagt der Manager des Tourismusverbands Böhmische Schweiz mit Sitz in Krasna Lipa. Vor fast vier Jahren wurde die Lücke zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna (Niedereinsiedel) geschlossen. Seitdem pendelt die Nationalparkbahn von Decin über Bad Schandau nach Rumburk, was von sächsischen Ausflüglern rege genutzt wird. Nur Krasna Lipa war außen vor. „Erst wurde der Wochenbetrieb auf der Nebenstrecke Mikulasovice Dolní nadrazi (Nixdorf Unterer Bahnhof)–Krasna Lipa eingestellt. Und dann gab es am Wochenende auch nur noch zwei Zugpaare“, beschreibt Jiri Rak die unerfreuliche Situation. Die restlichen Zugpaare setzen in Pansky (Herrnwalde), wo sich die Nebenstrecke teilt, den Weg über Stare Krecany (Alt-Ehrenberg) fort nach Rumburk, wo die Nationalparkbahn ohnehin schon endet.

© Grafik: SZ

Doch ab diesem Sonntag kehrt sich die Situation um. „Dann werden an Wochenenden täglich fünf Zugpaare nach Krasna Lipa fahren und nur noch zwei über Stare Krecany“, bestätigt Lucie Dosedelova, die Sprecherin des Bezirks Usti, der die Fahrten bestellt. Der Ort Stare Krecany wird künftig am Wochenende über die Buslinie 409 versorgt.

Grund für die Änderung ist die touristische Bedeutung der Strecke, ergänzt Dosedelova. Um den Zugbetrieb kümmert sich wie bisher die Ceske drahy (Tschechische Eisenbahn), die Schienenbusse der Reihen 810 und 814 einsetzen wird. Im Juli und August kommt sogar noch eine Verbindung in der Woche hinzu. Sie startet 11.14 Uhr in Krasna Lipa. Zurück gehts 11.56 ab Mikulasovice Dolni nadrazi, 12.28 kommt der Schienenbus wieder in Krasna Lipa an. Zwei Zugpaare pro Tag sind zudem für den Transport von Fahrrädern ausgelegt.

Einen Wermutstropfen hat der neue Fahrplan jedoch. Er gilt nur saisonal von Ende März bis Ende Oktober. Im Winter fahren damit in Zukunft keine Züge mehr. „Die Strecke wechselt in den Status der touristischen Bahnen. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht“, sagt Bezirkssprecherin Lucie Dosedelova. Insgesamt betreibt der Bezirk saisonalen Bahnverkehr auf fünf Strecken, auf denen wegen zu geringer Auslastung kein regelmäßiger Zugverkehr mehr bestellt wurde. Seit Beginn dieses Angebots im Frühjahr 2016 steigen die Fahrgastzahlen kontinuierlich. Touristen werden nicht nur von den reizvollen Strecken gelockt, sondern auch durch den Einsatz historischer Züge. Das ist auf der Linie Mikulasovice-Krasna Lipa bislang nicht geplant.

Tolle Ausflüge möglich

Mit der Neuerung ergeben sich gerade auch für Besucher aus Sachsen interessante Möglichkeiten für Ausflüge. „Mit dem Zug sind alle Ziele der Hinteren Böhmischen Schweiz wie das Kyjovske udoli (Khaatal) aber auch die Sehenswürdigkeiten in Krasna Lipa selbst besser erreichbar“, sagt Jiri Rak. In Krasna Lipa hat nicht nur die Verwaltung des Nationalparks, sondern auch das Nationalparkzentrum seinen Sitz. Die verbesserte Zuganbindung hat also auch eine symbolische Ebene. Sind die beiden Nationalparkzentren Bad Schandau und Krasna Lipa doch nun besser verbunden. In Krasna Lipa beginnt auch der neue Kammwanderweg Hrebenovka, der Richtung böhmische Lausitz und Jeschkengebirge führt, hat Rak eine weitere Idee.

Die Ausweitung des Zugverkehrs auf der Bahnstrecke ist ein weiteres Puzzlestück in dem sich ständig verbessernden grenzüberschreitenden Verkehr. Tourismusmanager Rak nennt als Beispiel die Buslinie 435, die seit einem Jahr ab Schmilka fährt. „Mit ihr kommt man direkt nach Ruzova (Rosendorf), wo sich der neue Aussichtsturm auf dem Pastevni vrch (Hutberg) befindet“, sagt Rak. Oder man fährt bis zur Haltestelle „Janov, Na Hajenkach“ und wandert auf einem wenig genutzten Weg hinab in die beliebte Kamnitzklamm, so Rak weiter. Vor allem für Tschechen gedacht ist die neue morgendliche Direktzugverbindung von Usti nad Labem (Aussig) nach Dresden. Sie kopiert das Angebot vor Weihnachten, das nicht nur Einkaufstouristen rege nutzen. Anders als im Eurocity gilt dort das Elbe-Labe-Ticket. In diese Strategie passt auch die vom VVO geplante regelmäßige Verbindung vom Flughafen Dresden nach Usti.

Verkehrsverbund und Bezirk Usti reagieren damit auf das steigende Interesse. „Auf der Nationalparkbahn waren die Fahrgastzahlen 2017 sieben Prozent höher als 2016“, sagt VVO-Sprecher Christian Schlemper. Am stärksten war die Nachfrage dabei samstags zwischen Schöna und Dolni Zleb (Niedergrund) mit im Schnitt 860 Fahrgästen. Zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna (Niedereinsiedel) waren es weniger als halb so viel. Dass das Interesse insgesamt steigt, bestätigt auch der Bezirk Usti, der auf der gesamten Linie 2017 im Schnitt 1 521 Reisende pro Wochentag zählte. Am Wochenende waren es sogar durchschnittlich 1 536 Reisende pro Tag. „Im Vergleich zur Situation vor dem Lückenschluss haben sich die Zahlen verdreifacht, am Wochenende sogar vervierfacht“, sagt Lucie Dosedelova.

Auch andere grenzüberschreitende Angebote entwickelten sich laut VVO gut. Im Wanderexpress Dresden – Litomerice (Leitmeritz) steigen die Fahrgastzahlen auf niedrigem Niveau. Der Bus 217 nach Tisa (Tyssa) kam im vergangenen Jahr auf über 3 000 Fahrgäste, mit dem Wanderschiff von Bad Schandau nach Hrensko (Herrnskretschen) fuhren über 25 000 Menschen. Besser noch läuft es auf der Linie 398, die über Altenberg nach Teplice (Teplitz) führt und pro Jahr 85 000 Reisende über die Grenze befördert, also im Schnitt 233 pro Tag. „Diese Verbindung ist eine klassische Pendlerlinie und dazu vergleichsweise schnell“, erklärt VVO-Sprecher Schlemper die guten Zahlen.

Beide Seiten wollen den Grenzverkehr auch in Zukunft ausbauen. Wunsch der Tschechen ist eine durchgehende Zugverbindung von Bad Schandau über Rumburk und Zittau nach Liberec (Reichenberg). „In der Verbindung der Urlaubsregionen Böhmische Schweiz, Lausitz und Isergebirge steckt viel Potenzial“, wirbt Tourismusmanager Jiri Rak. Doch dieses Projekt steckt noch in den Anfängen. „Wir bereiten eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aller Beteiligten Partnern vor“, heißt es dazu vom Bezirk Usti.