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Schmilkas Zorn

Seit 24 Jahren betreibt Familie Fuhrmann einen Imbisswagen in dem Ort. Jetzt soll er weg. Der Protest dagegen ist deutlich größer als der kleine Ort selbst.

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© Dirk Zschiedrich

Von Heike Wendt

Wer in Schmilka aus dem Zug steigt und mit der Fähre über die Elbe setzt, kommt zwangsläufig am Imbisswagen von Romy Fuhrmann vorbei. Dort gibt es Pommes und Schnitzelburger. Viel öfter aber wird nach dem Weg, den Fährzeiten oder dem Zugfahrplan gefragt. Das macht den Verkaufswagen seit Jahren aus. „Wer bei uns arbeitet, muss sich in solchen Dingen auskennen. Schließlich wollen wir für die Touristen da sein“, sagt Romy Fuhrmann.

Jetzt soll ihr Imbisswagen, der seit 24 Jahren am Platz steht, weg. Die Stadt hat den Betreibern den Pachtvertrag gekündigt – und es regt sich Unwillen. Etwa bei Ursula Rittner, die in dem Örtchen wohnt. „Es muss auch Angebote für das kleine Portemonnaie geben“, sagt sie. Mit ihren vier Kindern war sie oft unterwegs in der Sächsischen Schweiz. In teure Restaurants zu gehen, das könne sich nun mal nicht jeder leisten. Da sei sie über preiswerte Speisen froh gewesen. Ursula Rittner ärgert sich.

Die beiden stehen mit ihrer Meinung nicht allein. „Über 700 Unterschriften für die Erhaltung unseres Imbisswagens haben wir gesammelt“, sagt Romy Fuhrmann. 700! Das sind ungefähr zehnmal so viele wie Schmilka Einwohner hat. Die Unterschriften-Listen sind Seite für Seite in Plastikfolie gepackt. Kein Name und keine Adresse soll verloren gehen. Im vergangenen Monat hatte Familie Fuhrmann die Blätter ausgelegt, auf der Fähre und am Imbissstand. Schnell waren die Unterschriften zusammengekommen.

Mit der Kündigung des Pachtvertrages beruft sich Bürgermeister Andreas Eggert auf einen Stadtratsbeschluss. Der wurde vor seiner Amtszeit, die 2001 begann, gefasst. Das Papier besagt, dass in Bad Schandau nur aus festen Gebäuden verkauft werden soll. In seiner Amtszeit habe Eggert entsprechende Anfragen abgelehnt. Der Imbiss in Schmilka wurde bisher verschont. Jetzt wird das Café Richter, direkt neben dem Imbisswagen, saniert. Und der Standort soll aufgewertet werden, heißt es. Deshalb soll es den mobilen Wagen nicht mehr geben.

Bad Schandaus Stadträte teilen nicht alle diese Meinung. „Ich finde es nicht verkehrt, wenn der Imbiss in Schmilka bleibt“, sagt Jürgen Kopprasch, Fraktionsvorsitzender der Wählervereinigung Tourismus. Rucksacktouristen, die schnell zur Fähre wollen, sollten schon die Chance haben, schnell noch ein Eis zu essen.

Für das Stadtbild von Bad Schandau, zu dem Schmilka gehört, sei die Verbannung von mobilen Verkaufsständen in Ordnung. In Schmilka aber müsse das nicht gleichermaßen gelten. Die Unterschriftenliste soll nun an den Bürgermeister übergeben werden. Nächsten Dienstag darf Frau Fuhrmann im Rathaus vorsprechen. „Ich habe eine ganze Menge Fragen an Herrn Eggert“, sagt sie.