Merken

Sachsens schwierigstes Schuljahr

Die Lehrergewerkschaft sieht schwere Zeiten für das Schulsystem. Hintergrund ist ein akuter Lehrermangel. Der Freistaat versucht, das Problem in den Griff zu bekommen.

Teilen
Folgen
© dpa

Dresden. Sachsen steht nach Einschätzung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) das schwierigste Schuljahr seit 1990 bevor. GEW-Chefin Uschi Kruse bezog das am Mittwoch auf die angespannte Personalsituation bei den Pädagogen. Eine solch komplizierte Lage habe man noch nie gehabt. „Die Probleme sind kaum noch zu lösen“, sagte Kruse. Es gehe nicht mehr darum, dass man hier eine Talsohle durchschreite, sondern ob Sachsen sich auf der Talsohle einrichten wolle. Dem Freistaat drohe eine nachhaltige Beschädigung der Schulqualität über das kommende Jahr hinaus. Das habe auch Auswirkungen auf den Bildungs- und Wirtschaftsstandort Sachsen.

Nach Kruses Schätzung könnten zum Schuljahresbeginn bis zu 150 Stellen unbesetzt bleiben, weil Lehrer fehlen. In einer gemeinsamen Kraftanstrengung müsse man grundlegende Änderungen über das Lehrer- Maßnahmepaket hinaus herbeiführen: „Das bedeutet, dass man sich nochmals an einen Tisch setzen müsste. Dazu sind wir bereit.“ Notwendig seien aber alternative Lösungen und keine „Schaufensterpolitik“. „An vielen Stellen habe ich den Eindruck, es wird nach Alibis gesucht“, betonte Kruse. Ernsthafte Lösungsversuche vermisse sie. Es werde so weitergemacht wie bisher. Das Maßnahmepaket werde schlecht und zum Teil gar nicht umgesetzt.

Kruse rechnet damit, dass 50 Prozent des neu eingestellten Personals Seiteneinsteiger sind. Die GEW-Chefin machte das am Beispiel der Förderschulen klar. Im Bereich der Regionalstelle Bautzen würden nur drei von 20 freien Stellen durch ausgebildete Lehrer ersetzt. Und auch die seien keine speziell ausgebildeten Förderschullehrer. In Chemnitz kämen auf 40 Neueinstellungen 20 ausgebildete Lehrkräfte, wovon nur vier eine Lehramtsbefähigung für die Förderschule hätten. In Dresden hätten bei 27 Einstellungen nur sieben Betroffene eine Lehrerausbildung, davon fünf als Förderschullehrer.

Die GEW-Chefin riet Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU), auf Lehrer mit ausländischen Wurzeln zuzugehen. Es gebe mehrere hundert Menschen, die als Flüchtlinge nach Sachsen kamen und von der Ausbildung her Lehrer sind. Dieses Potenzial könne man nutzen. Allerdings müssten diese Kollegen mit einem klugen Programm für den Schuldienst erst fit gemacht werden. Außerdem sollte man schon jetzt die Seiteneinsteiger für das Schuljahr 2018/2019 einstellen und sie bis dahin qualifizieren. Das Kultusministerium will Zahlen und Fakten zum neuen Schuljahr am Donnerstag vorstellen. (dpa)