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Protest gegen Lausitzer Braunkohle

Umweltschützer haben Bäume in einem Wald bei Weißwasser besetzt. Damit wollen sie die Erweiterung des Tagebau Nochten verhindern.

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© Lautonomia

Weißwasser. Umweltschützer haben Bäume in einem Wald bei Weißwasser besetzt. Damit wollen sie die Erweiterung des Braunkohletagebau Nochten verhindern. In acht Metern Höhe haben die Aktivisten mehrere Plattformen in drei alten Eichen errichtet, auf denen sie dauerhaft ausharren wollen. „Wir sind Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, die mit der Besetzung einen offenen Raum für widerständige Aktionen in der Lausitz schaffen möchten“, sagt Leonie Gruber. Ihr Projekt nennt die Gruppe „Lautonomia“. Am Sonntag will sie unter den Baumhäusern ein Waldfest mit Unterstützern feiern.

Auf der linken Website www.linksunten.indymedia.org schreiben die Umweltschützer: „Die Betreiberfirma Vattenfall will ihre Tagebaue und Kraftwerke im Lausitzer Revier verkaufen – deshalb besteht jetzt die Chance, durch massiven Widerstand den Kauf des Reviers unattraktiv zu machen und somit eine Stilllegung zu erreichen.“ Zudem kündigen sie wie auf ihrem eigenen Blog Widerstand gegen den Truppenübungsplatz Oberlausitz und gegen Massentierhaltung in der Region an.

Bei Facebook ist bereits zu lesen, dass der Sicherheitsdienst von Vattenfall das Protestcamp entdeckt habe. „Es wird spannend“, kommentiert Lautonomia. In der Vergangenheit haben Umweltschützer regelmäßig den schwedischen Stromkonzern in der Lausitz attackiert. So besetzten sie zum Beispiel im Oktober 2007 Teile des Kraftwerks Boxberg, um gegen die Braunkohlenergie und den Ausstoß von Kohlendioxid zu protestieren.

Vattenfall will derzeit seine Braunkohlekraftwerke und Tagebaue in der Lausitz und in Lippendorf bei Leipzig verkaufen – für geschätzte zwei bis drei Milliarden Euro. Das Geld wird das schwedische Staatsunternehmen aber wohl kaum bekommen. Nach einer Berechnung der Umweltorganisation Greenpeace liegt der Wert von Vattenfalls Kohlesparte bei weniger als einer halben Milliarde Euro. Die Folgekosten, wie die der Renaturalisierung, würden den Preis sogar auf minus zwei Milliarden Euro drücken. Drei tschechische sowie ein Energieunternehmen mit Sitz in Essen sind nach SZ-Informationen an einem Kauf interessiert. (szo)