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Polizei fahndet nach Frachtschiff

Auf der Suche nach seinem Schiff, hat ein 39-jähriger Pole die Görlitzer Polizei um Hilfe gebeten. Sollte die „Nordstern“ gestohlen oder gar entführt worden sein?

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© Symbolfoto: wikipedia

Görlitz. Eine ungewöhnliche Fahndung brachte die Görlitzer Polizei am Donnerstag zum Abschluss. Als „Überraschung und Abenteuer“ bezeichnete Sprecher Thomas Knaup den Vorgang, der damit begann, dass am Mittwochnachmittag ein 39-jähriger Pole im Revier vorsprach und sein Schiff als „vermisst“ meldete. „Die Schilderung des Eigners klang beinahe wie die Story eines spannenden Kinofilms“, berichtet Knaup.

Im Fokus stand das unter polnischer Flagge fahrende Gütermotorschiff Nordstern. Dieses war am zurückliegenden Samstag auf dem Mittellandkanal bei Hannover unterwegs und seitdem vom Radar verschwunden. Das rund 67 Meter lange Schiff war per GPS nicht mehr zu orten. Einen geplanten Ladeort bei Magdeburg hatte der Kapitän nicht angesteuert.

Sollte die Nordstern gestohlen oder gar entführt worden sein? Die Beamten schrieben das Motorschiff in den internationalen Datenbanken zur Fahndung aus. Die Wasserschutzpolizeien in Riesa, Wilhelmshaven sowie Magdeburg meldeten daraufhin wichtige Informationen. Das Schiff im Wert von etwa 250 000 Euro war auf dem Weg über den Mittelland- und Elbe-Havel-Kanal in Richtung Oder. Auch die Schleusen Hohenwarte und Wusterwitz hatte der Kahn zwischenzeitlich passiert. Aufgrund dieser Lageentwicklung informierte die Polizeidirektion Görlitz über das gemeinsame Zentrum der deutsch-polnischen Polizeizusammenarbeit in Swiecko (PL) die polnische Polizei.

Eine Streife der polnischen Polizei entdeckte das Güterschiff schließlich am Donnerstag in der polnischen Hafenstadt Stettin. So erzählt es Thomas Knaup. Die Beamten überprüften es und hielten Rücksprache mit dem Kapitän. Dabei stellte sich heraus, dass es offenbar Streitigkeiten mit dem Eigner gegeben haben und der Kapitän kurzerhand das Ortungssystem des Schiffes ausgeschaltet haben soll. Die Polizei informierte den 39-jährigen Eigentümer über den Liegeplatz der Nordstern und empfahlen ihm, die Unstimmigkeiten aus der Welt zu schaffen. Die Staatsanwaltschaft wird über den Fortgang der Ermittlungen entscheiden.

Doch warum wurde der Schiffseigner ausgerechnet in Görlitz vorstellig? Er habe seinen Wohnsitz weit im polnischen Landesinnern, erklärt Thomas Knaup. Vermutlich steuerte er dann die nächstgelegene deutsche Polizeistelle an, weil sein Frachter in Deutschland verschwunden war. Und die war das hiesige Revier, das einen solchen Fall bisher noch nie erlebt hatte. (szo)