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Petition für Steimle

Uwe Steimle sollte für die Friedensdekade die Schirmherrschaft übernehmen. Doch die wurde dem Kabarettisten kurz nach Bekanntwerden wieder entzogen. Nun ist im Internet eine Petition aufgetaucht.

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© Ronald Bonß

Dresden. Jan Gildemeister hat es nicht leicht. Der Vorsitzender der Ökumenischen Friedensdekade e. V musste sich Ende Februar viel anhören. Grund ist Uwe Steimle. Der wurde nämlich erst von den Organisatoren des zehntägigen Kirchenfestes zum Schirmherr ernannt. Nachdem es aber reichlich Wirbel in sozialen Medien um die Benennung des Kabarettisten zum Botschafter des Friedensfestes gab, wurde ihm diese wieder aberkannt. Steimle ärgerte sich und Gildemeister musste sich eingestehen: „Wir hätten im Vorfeld der Entscheidung besser recherchieren müssen“.

Doch damit ist es noch nicht vorbei. Im Internet ist nun eine Petition aufgetaucht, die Jan Gildemeister dazu auffordert, sich bei Steimle zu entschuldigen. Die Petition hat Torsten Küllig, Landesvorstand des Vereins “Mehr Demokratie“, Freitagnacht online gestellt. Darin heißt es: „Wir finden, Sie haben Ihre Entscheidung auf der Basis von Angst und mit nicht eindeutig belegbaren Fakten getroffen. Wir finden es traurig, dass sich ein Verein, der sich der Erhaltung des Friedens widmet, friedensbewegte Menschen einer durch externe Akteure betriebener Gesinnungsprüfung unterwirft“.

Bis zum Samstagmittag (Stand 12 Uhr) haben bereits 821 Menschen unterzeichnet. Laut Internetseite sollen darunter auch zahlreiche Bekannte, wie Arnold Vaatz (Bundestagsabgeordneter der CDU), Barbara Lässig vom Dresdner Fernsehturm-Verein, Andreas Hofmann alias DJ Happy Vibes oder Werner J. Patzelt sein. Der Politikwissenschaftler bestätigte auf Anfrage von sz-online, dass er einer der Unterzeichner ist.

Die Ernennung Steimles zum Schirmherren der Friedensdekade, die alljährlich im Vorfeld des Buß- und Bettages auf bis zu 4 000 Einzelveranstaltungen bundesweit Menschen für Konflikte in der Gesellschaft, Frieden und Gerechtigkeit sensibilisieren will, wurde kontrovers diskutiert. Vor allem auf Twitter und Facebook regten sich Widerstand und Kritik. Der Dresdner Künstler stehe Pegida nahe, verstecke in seinen Programmen antisemitische Äußerungen und sei fremdenfeindlich, hieß es. Auch ein Foto, auf dem Steimle ein T-Shirt mit der Aufschrift „Ami go home“ trägt, machte auf Twitter die Runde. Vertrieben wird das Shirt vom rechtspopulistischen Magazin „Compact“.

Die Friedensdekade knüpft an die vielen elektronischen Wort- und Bildmeldungen an: Knackpunkt sei, dass Steimles Äußerungen „keine eindeutige Distanzierung von rechtspopulistischen Positionen bzw. der Pegida-Bewegung erkennen“ lassen würden. „Verlautbarungen über Israel und die USA seien einseitig, würden der Komplexität nicht gerecht und ließen die Grenze zu antiamerikanischen und antisemitischen Positionen verschwimmen“, urteilt es in dem von den Organisatoren veröffentlichten Pressetext.

„Mit unseren Unterschriften möchten wir Sie auffordern, mutig zu sein, mutig im Sinne demokratischer Freiheiten – und sich bei Uwe Steimle dafür zu entschuldigen, dass Sie ängstlich waren und ihn abberufen haben. Diese Entschuldigung sind Sie dem Kabarettisten und Menschen Uwe Steimle und vielen Bürgern schuldig“ – so endet die als offener Brief gehaltene Petition und der Steimle-Schirmherren-Streit geht also weiter. Na Hallelujah. (fa/fsc)