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Orden für Ex-Landesmutter Ingrid Biedenkopf

Sie war Landesmutter und Kummerkasten. Noch heute kümmert sie sich ehrenamtlich um Schwache und Kranke. Dafür trägt Ingrid Biedenkopf nun den Verdienstorden des Freistaates Sachsen. Bei der Ehrung bringt die 79-Jährige vor Rührung das Protokoll durcheinander.

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Von Petra Strutz

Dresden. (dpa/sn) - Treberhilfe, Blasorchester, Frauenkirche, Multiple-Sklerose-Stiftung. Die Auflistung ist lückenhaft. Und Ingrid Biedenkopf selbst will nichts von dem hervorheben, wofür sie sich seit Jahren engagiert. „Denn mir ist alles wichtig“, sagt die 79- Jährige, kurz bevor sie am Donnerstag für ihre ehrenamtliche Arbeit mit dem Verdienstorden des Freistaates Sachsen geehrt wird. „Ich nehme diesen Orden auch für andere stellvertretend entgegen.“ Und sie fügt hinzu: „Mir ist schon ein bisschen mulmig, aber ich freue mich riesig.“

„Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau“, hebt Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) dann in seiner Rede auf das Paar ab, das in der ersten Reihe Platz genommen hat. Sein Vor- Vorgänger im Amt, Kurt Biedenkopf, strahlt Stolz und Gelassenheit aus, als die Laudatio auf Frau Ingrid beginnt. Froh gelaunt sind auch Kinder und Enkel des Paares, die es sich nicht haben nehmen lassen, zu vormittäglicher Stunde in der Staatskanzlei zu erscheinen.

Eine "gute Fee für Sachsen"

„Sie haben immer als Landesmutter gewirkt, sie waren so etwas wie eine gute Fee für die Sachsen“, sagt Tillich und spricht vom großen Beitrag der Geehrten beim Wiederaufbau des Freistaates. Und er fügt hinzu, dass das ehrenamtliche Engagement von Ingrid Biedenkopf nicht beendet war, als ihr Mann 2002 aus dem MP-Amt schied. „Ihr Zuspruch, Ihre Fürsorge, Ihre helfenden Hand wird auch in Zukunft gebraucht“, sagt Tillich.

Dass die 79-Jährige das Protokoll der Veranstaltung kurzerhand durcheinanderwirbelt, quittieren die Gäste zumeist mit einem Lächeln. „So ist sie eben, spontan eben, wie früher.“ Denn Ingrid Biedenkopf stellt sich neben den Ministerpräsidenten, als der die Laudatio hält. Und sie möchte sofort ans Mikrofon, um sich zu bedanken. Tillich bremst die couragierte Frau galant aus. Erst will er auch die Leistungen der anderen Frauen und Männer gebührend würdigen, die gleichfalls den Orden bekommen sollen: Wissenschaftler, Mäzene, Kulturschaffende, Politiker wie der frühere Chemnitzer Regierungspräsident Karl Noltze.

Dann endlich gehört das Mikrofon Ingrid Biedenkopf. Sie bedankt sich ein bisschen stellvertretend für die anderen Geehrten, obwohl sie eigentlich nicht für die anderen sprechen möchte. Schließlich wendet sie sich an ihren Mann, der den Verdienstorden 1996 übrigens selbst gestiftet hatte und auch qua Amt trägt. „Ich habe einen wundervollen Namen, der mir unheimlich geholfen hat“, sagt Ingrid Biedenkopf stolz. Und sie bekennt, dass sie weitermachen will: „Däumchendrehen ist nicht meine Sache.“ (dpa)