Von Heike Sabel
Neustadt. Das ist wohl etwas übertrieben, dachte mancher, als der Neustädter Bürgermeister Peter Mühle (NfN) vom Unger als einem Stück Heimat sprach. Und trotzdem war es für viele eben die Rückkehr eines Stücks Heimat, als am Wochenende die Gaststätte am markanten Turm wieder öffnete. Kaum einer, der das erste Mal hier war. Viele staunen, hätten nicht gedacht, dass es so schnell geht, dass alles so gepflegt ist.
Was verbindet Sie mit dem Unger?
Erst Mitte März hatten die vorherigen Eigentümer das Areal an Peggy Windler übergeben. Die Plätze sind am Sonnabendnachmittag gut belegt, Volksfeststimmung mit Musik, Stelzenläufer und Schnellzeichner, Kuchen und Bratwurst und vielen Gesprächen, die mit „Weißt Du noch“ beginnen. Margit Schuster erinnert sich an ein Silvester auf dem Unger. Da waren sie hierher gewandert, durch hohen Schnee, der in die Stiefel kroch. Oben angekommen, ließ man sie nicht mal reingucken geschweige denn aufwärmen oder was essen, erzählt die 88-jährige Schönbacherin.
Das wird dieses Jahr anders sein. Da kann hier zumindest Abendbrot gegessen werden. 2019 steigt dann die erste Silvesterfeier auf dem Unger nach der Wiedereröffnung, sagt Wirtin Peggy Windler. Ein Jahr Fete auf dem Unger, ein Jahr auf der Götzingerhöhe im Wechsel – zwei Gaststätten und eine Wirtin machen es möglich. Am Sonnabend nimmt Peggy Windler Geschenke entgegen, begrüßt Gäste und telefoniert viel. Für den 12. August bestellt eine Reisegruppe, für Geburtstagsfeiern und Goldene Hochzeiten wird reserviert. Für den Schulanfang ist der Unger schon ausgebucht. Die nächste Ungertorte wird angeschnitten.
So wie die Götzingerhöhe ihre Torte hat, hat auch der Unger eine bekommen. Mit Heidelbeeren und Holunder, weil es im Ungerwald Heidelbeeren gibt und die Leute Holunder mögen, sagt Peggy Windler. Genau wie Türme. Egal ob Unger oder Götzinger in Neustadt, der Rathmannsdorfer Turm oder der Lugturm in Heidenau. Alt und wieder neu oder ganz neu, Türme üben auf Menschen einen besonderen Reiz aus. Sie werden bestiegen und gefeiert und manchmal trotzdem auch vergessen.
Vor drei Jahren ging ein Jubiläum unbeachtet und mit geschlossenem Turm und geschlossener Gaststätte vorbei. Am 14. Juni 1885 war der steinerne Aussichtsturm auf dem Unger eröffnet worden. Am Wochenende konnte er nach elf Jahren Sperrung schon wieder erklommen werden. Die offizielle Freigabe folgt noch. Sein 135-Jähriges in zwei Jahren wird ganz sicher nicht untergehen.