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Nachtbaden verboten

Nächtliche Ausflüge ins Freibad sind nicht nur illegal, sondern auch gefährlich. Die Bäder rüsten auf.

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© Thorsten Eckert

Von Andrea Schawe

Heiße Tage, warme Nächte: da kann man schon mal auf Ideen kommen. Vor allem „wenn man schon einen sitzen“ hat, wie Campino in seinem Entschuldigungsbrief schrieb. Der Sänger der Toten Hosen war vor einer Woche mit seiner Band und Fans nach dem ausverkauften Konzert im Dresdner DDV-Stadion über den Zaun ins benachbarte Freibad eingestiegen, um sich abzukühlen. Die Folge: eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs, deutschlandweite Aufregung und eine Zahlung von 5 000 Euro als Entschuldigung.

Wären Campino und Band doch lieber nach Radeberg gefahren. „Unser Freibad hätte an dem Tag um die Uhrzeit nämlich noch geöffnet gehabt“, sagt Stadtbad-Geschäftsführer Michael Weber. Am vergangenen Sonnabend fand dort bis nach Mitternacht das „Glugg-Glugg-Open-Air“ statt.

In Radeberg gab es bisher wenige Probleme mit illegalen Nachtbadern. „Das liegt vielleicht daran, dass man sich abends auch legal ins Bad einmieten kann“, sagt Michael Weber. Diese Möglichkeit werde rege genutzt. Hingenommen oder akzeptiert werden illegale nächtliche Besucher aber auch hier nicht. „Auch wir würden mit einer Anzeige und sofortigem Hausverbot reagieren“, sagt Weber. „Der Zutritt ist nun einmal verboten und keiner möchte ungebetene Gäste auf seinem Eigentum. Nicht zu Hause, nicht im Garten und auch nicht im Freibad.“ Dabei gehe es auch um die Unfallgefahr im Dunkeln: Zum Beispiel, wenn der elektrisch betriebene Beckensauger nachts seine Runden im Becken dreht, um den Boden zu reinigen.

Der unerlaubte Ausflug von Campino und seinen Bandkollegen ist in Sachsen kein Einzelfall. „Nächtliche Einbrüche ins Bad kommen jedes Jahr mehrfach vor“, sagt Silvia Schlegel, Schwimmmeisterin im Stadtbad Döbeln. „Sobald die Abendtemperaturen so mild sind, wird nachts gebadet.“

In den vergangenen Jahren seien schon mehrmals Leute in die Dresdner Freibäder Cotta, Dölzschen und Wostra eingestiegen, sagt Matthias Waurick, Chef der Bäder-GmbH. Wie viel Fälle es gab, möchte der Badbetreiber aber lieber nicht kommunizieren.

Die Polizei kennt keine genauen Zahlen. „Falls wir nachts Menschen in den Bädern bemerken, handeln wir natürlich“, sagt ein Sprecher. Spezielle nächtliche Streifen gebe es aber nicht. In den meisten Fällen werden die Einbrüche angezeigt und die Polizei ermittelt wegen des Verdachts des Hausfriedensbruchs. Das könne empfindliche finanzielle Folgen haben. Nach dem Strafgesetzbuch kann eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr verhängt werden.

Ein zusätzliches Problem zum unerlaubten Eintritt: Vandalismus. Das Freitaler Freibad Zacke ist schon mehrmals Ziel von Einbrechern gewesen. Die Diebe durchwühlten 2016 das Kassenhäuschen, fanden aber kein Geld, nahmen stattdessen eine Sanitätstrage und eine Atemmaske mit. Im vergangenen Jahr wurde auch in das Freibad Leisnig eingebrochen, Randale inklusive. „Bänke und Blumenkästen landeten im Becken“, erzählt Badleiter Marco Kählert. „Zum Glück ist nichts Größeres zu Bruch gegangen, allerdings sind wir dann immer erst einmal mit den Reinigungsarbeiten beschäftigt.“ Die Anzeigen bei der Polizei hätten bisher nichts gebracht. „Wir hoffen aber, dass wir die Randalierer mal auf frischer Tat erwischen“, sagt Kählert.

Im Volksbad Olbersdorf bei Zittau haben illegal Badende im Sommer 2017 das Wasser des Schwimmbeckens mit Fäkalien verunreinigt, sodass es gereinigt werden musste. Für den Betreiber sei das ein erheblicher Kostenfaktor gewesen, teilt die Polizei mit. Auch in diesem Fall wurden bisher keine Täter ermittelt.

Die Bäder reagieren und rüsten auf. Im Dresdner Georg-Arnhold-Bad – wegen seiner Innenstadtlage nicht nur bei Campino beliebt – gibt es Videokameras. Auch im Stadtbad Radeberg wurde Überwachungs- und Sicherheitstechnik installiert. „Diese haben wir vor einigen Jahren angeschafft, weil es außerhalb der Badesaison vermehrt Einbrüche und Beschädigungen im Objekt gab, die leider nicht alle aufgeklärt werden konnten“, sagt Geschäftsführer Michael Weber.

Das Döbelner Stadtbad hat einen Sicherheitsdienst, der die Vorfälle meldet. Seit zehn Jahren gab es hier keinen Fall von Vandalismus mehr, sagt Schwimmmeisterin Silvia Schlegel. „Das größere Problem ist die Lärmbelästigung. Die Anwohner, die direkt in der Nachbarschaft wohnen, beschweren sich oft direkt bei der Polizei.“