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Mit Videos gegen Parkplatzrempler

Damit Unfallverursacher nicht einfach verschwinden können, schlägt ein Coswiger vor, Parkplätze künftig per Video zu überwachen. Geht das so einfach?

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© Uwe Soeder (Symbolbild)

Von Ines Scholze-Luft

Coswig. Werner T. ist sauer. Sein ein Jahr junger Skoda Fabia hat einen Riss an der Stoßstange. Wo der entstand, kann der Coswiger nicht sagen. Er hat den Schaden nicht am Tag der Beschädigung entdeckt. Sondern einen Tag später, als er sich das Fahrzeug genauer anschaut. In Gedanken geht er den Vortag samt Parkorten durch. Und vermutet, dass sein Auto auf einem Supermarkt-Parkplatz der Stadt beschädigt wurde.

Na ja, bloß die Stoßstange – hat er erst noch gedacht. Der Riss entpuppt sich jedoch beim Begutachten durch die Werkstatt als aufwendiges Problem. Alles muss ab- und angebaut, reingedrückt, stabilisiert, lackiert werden. Kostenvoranschlag: Über 1 400 Euro. Werner T. – er rechnete mit einem Viertel der Summe – meldet das Ganze Polizei und Versicherung. Sein größter Ärger ist weniger der Schaden selbst, wahrscheinlich verursacht von einem größeren, hellen Transporter. Sondern dass der Verursacher über so wenig Moral und Verantwortungsgefühl verfügt, sich nicht bei ihm zu melden, sagt er. Wird der Täter nicht gefunden, bleibt der Geschädigte auf dem Schaden sitzen. Und wird in seiner Kfz-Versicherung hochgestuft.

Solche Unfallfluchten nehmen zu, ist Werner T.’s Eindruck. Das würden auch seine Sportfreunde bestätigen. Um dem entgegenzuhalten, schlägt Werner T. vor, auf größeren Parkplätzen wie denen von Supermärkten oder Unternehmen Videokameras zur Überwachung einzusetzen.

Ob ein Supermarkt als Grundstückseigentümer auf seinem Parkplatz eine Videoüberwachung installiert, liegt letztendlich in seinem Ermessen, sagt Birgit Schikora, Leiterin Marketing/Öffentlichkeitsarbeit beim ADAC Sachsen. Sie macht darauf aufmerksam, dass das eine sehr kostspielige Angelegenheit sei und mit hohem Aufwand sowie vielen datenschutzrechtlichen Problemen verbunden.

Marko Laske von der Polizeidirektion Dresden bestätigt das. Eine Videoüberwachung nach Gutdünken auf allen Plätzen einzurichten sei nicht möglich. Selbst im Zusammenhang mit besonders schweren Straftaten müssten für den Kameraeinsatz hohe rechtliche Hürden überwunden werden. Videokameras gegen Parkplatzrempler – aus seiner Sicht kein Mittel, das bei dem Problem greifen würde. Das wäre Augenwischerei, so Laske. Außerdem müssten Aufnahmen ständig ausgewertet werden, auch das sei nur schwer umsetzbar.

Stattdessen sollten die Unfallverursacher Courage zeigen und sich melden. Schließlich könne so ein Rempler jedem passieren. Da solle man sich fragen, wie sauer man selbst als Geschädigter wäre und daran denken, es handelt sich nicht um ein Kavaliersdelikt, sondern um eine Straftat, wenn man einfach verschwindet. Nicht zuletzt sucht die Polizei immer wieder Zeugen – wenn das Vorkommnis angezeigt wird, was bei jeder Straftat geschehen sollte. Und sie hat auch Erfolg bei der Suche, sagt Marko Laske. Dass Anzeigen wegen Unfallflucht und damit verbundene Zeugensuchen zugenommen haben, kann er jedoch nicht bestätigen.

Birgit Schikora nennt es eine Frage der Verhältnismäßigkeit und Schadenshöhe, ob die Polizei gerufen oder Anzeige erstattet wird. Die Polizei sei auf jeden Fall einzubinden bei Verletzten, hohem Sachschaden, unerlaubtem Entfernen vom Unfallort oder wenn die Versicherungsdaten des Unfallgegners nicht vorliegen.

Auch die ADAC-Frau verweist auf die korrekte Reaktion bei Schäden am geparkten Fahrzeug. Ein Zettel des Verursachers an der Windschutzscheibe reiche nicht aus. Vielmehr sei der Geschädigte zu informieren, gegebenenfalls durch Ausruf im Supermarkt, oder der Schaden sei der nächsten Polizeidienststelle zu melden.