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Misshandelt auf dem Schulhof

Eine Berufsschullehrerin wurde in Meißen brutal verprügelt und beinahe vergewaltigt. Seit Dienstag steht der mutmaßliche Täter vor Gericht.

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© Matthias Rietschel

Von Maren Soering

Sie hat sich einen Regenschirm gekauft, auf dem Bahnhof. Zuvor hat die Lehrerin am frühen Morgen des 14.  Oktober vergangenen Jahres wie üblich die S-Bahn von Dresden nach Meißen genommen. Jetzt macht sie sich zu Fuß auf den Weg zum Beruflichen Schulzentrum auf der Goethestraße. Kurz vor der Schule hört sie hinter sich Schritte, denkt sich nichts dabei. Auf dem Pausenhof treffen sie dann von hinten Schläge auf den Kopf. Sie geht zu Boden. Ein Unbekannter traktiert sie weiter mit Fäusten, setzt sich auf sie, zieht ihr die Hose hinunter und den Slip beiseite. Die Vergewaltigung scheitert an der Gegenwehr der 55-Jährigen.

Der Täter lässt nicht locker, zieht ihr an den Haaren, dreht sie auf den Rücken. Dann lässt er plötzlich von ihr ab. Die Lehrerin rettet sich ins Schulgebäude.

Gestern nun begann der Prozess gegen Moneer G. Vor der Großen Strafkammer des Meißner Landgerichts muss er sich wegen versuchter Vergewaltigung, gefährlicher Körperverletzung und Diebstahls in besonders schweren Fällen verantworten.

Im Krankenhaus berichtete die Lehrerin zuerst einer Polizeibeamtin von der Tat. Sie habe mehrfach um Hilfe gerufen, auch mindestens zwei Schüler seien vorbeigekommen, sagte die Lehrerin der Kriminalhauptmeisterin Anke N.. „Der Frau ging es augenscheinlich sehr schlecht, sie bemühte sich aber mir gegenüber um Fassung“, sagte N. gestern im Zeugenstand. Ihre Aussagen decken sich mit der Anklage, die Staatsanwalt Dieter Kiecke zu Prozessbeginn verlas: Demnach soll Moneer G. ab halb sieben rund eine halbe Stunde lang auf sein Opfer eingeschlagen haben, sie auch gebissen und mindestens zweimal eine Vergewaltigung versucht haben. Dann habe er ihre Tasche samt Handy und Geldbörse gegriffen und sei geflohen. Die Lehrerin habe Hämatome, Schwellungen und Schürfwunden am ganzen Körper davongetragen und sei fast vier Wochen arbeitsunfähig gewesen.

„Ich möchte mich entschuldigen“, waren gestern die einzigen Worte des 30-jährigen Marokkaners, der bereits gut eine Stunde nach der Tat festgenommen wurde. Dabei kam den Beamten ein Zufall zu Hilfe: Bereits vor der Tat, gegen 5.30 Uhr in der Nacht, hatte die Nachtschicht einer nahe gelegenen Tankstelle die Polizei alarmiert, da ein Verdächtiger auf dem Gelände herumlungerte. Eine Streife rückte aus und traf auf Moneer G.. Der Mann habe Badelatschen getragen und einen heruntergekommenen Eindruck gemacht, sei außerdem deutlich alkoholisiert gewesen, berichtete Polizist Karl-Heinz K.. Man habe dann seine Personalien aufgenommen, ihn durchsucht und nach Hause geschickt. „Später hat sich dann mein Kollege erinnert, dass die Täterbeschreibung auf unseren Mann passen könnte.“

Moneer G., der sich mit dem Schirm des Opfers gegen den Regen schützte und auch ihre Tasche dabei hatte, wurde vor seiner Wohnung am Albert-Mücke-Ring gestellt. Seine Badelatschen und ein Basecap sicherten die Beamten später am Tatort, ein erster Atemalkoholtest beim Angeklagten ergab rund 1,6 Promille.

Der brutale Übergriff hatte im Herbst ganz Meißen verunsichert. Besonders die Schüler und Lehrer der Berufsschule standen lange unter Schock.

Am nächsten Prozesstag sollen die Lehrerin, die auch als Nebenklägerin auftritt, und weitere Beamte aussagen. Das Urteil ist für den 22. Mai geplant.