Merken

Rettungsaktion für einen Hund

Rottweiler Mick lebte jahrelang in erbärmlichen Verhältnissen. Nun hat das Veterinäramt gehandelt– dank einer Fischbacherin.

Teilen
Folgen
© privat

Von Nadine Steinmann

Fischbach. Liebevolle Besitzer, lange Spaziergänge, ein paar Leckerlis zwischendurch und ausgiebige Streicheleinheiten ... davon träumt wohl jeder Hund. Rottweiler Mick lebte dagegen seit August 2016 in einem Albtraum. Sein Zwinger in der Arnsdorfer Ortschaft Fischbach war stets verdreckt, er musste zwischen seinem eigenen Kot schlafen. Sowohl zu Essen als auch zu Trinken hatte er nie genug. Er ist mit seinen noch jungen zwei Jahren völlig unterernährt. „Inzwischen ist der Hund gebrochen und apathisch. Er steht nicht mal mehr auf, wenn man sich dem Zwinger nähert“, schreibt Jana Beck in einer Online-Petition. Damit wollte die Fischbacherin den nötigen, öffentlichen Druck aufbauen, um Mick endlich zu helfen.

Denn das Schicksal des Hundes bewegt sie schon lange. „Als der Besitzer sich den Hund im Sommer 2016 anschaffte, heulte, jammerte, bellte, flehte, winselte dieser, damals kleine, etwa zwölf Wochen alte Welpe wochenlang Tag und Nacht vor sich hin, bis er heiser war“, schildert Jana Beck die Situation. Schon damals habe sie die Behörden eingeschaltet und um Hilfe gebeten. Denn vernünftige Gespräche mit dem Besitzer seien nicht möglich gewesen, zu oft sei dieser alkoholisiert gewesen.

Das Unfassbare: Mick war offenbar nicht der erste Hund, der in Fischbach einen Albtraum durchlebte. „Vorher besaß er einen Schäferhund, welcher auf selbe Art gehalten wurde und Tag und Nacht bellte. Irgendwann war dieser Hund weg, wir dachten unsere Unterschriftenlisten aus der Nachbarschaft, Anzeigen bei der Polizei und Veterinäramt hätten Erfolg gebracht. Wie sich herausstellte, war dem aber nicht so. Er hatte den Hund selbst abgegeben, um ihn durch den Rottweiler zu ersetzen“, berichtet Jana Beck. Der Hundehalter habe ihr das selbst erzählt.

Einsichtig hat sich der Hundehalter immer dann gezeigt, wenn das Veterinäramt aufgrund der Anzeigen angemeldet bei ihm auftauchte. Darauf konnte er sich vorbereiten, hat den Zwinger gereinigt und Besserung versprochen. Dran gehalten hat er sich nie.

Für Jana Beck war diese Art der Tierhaltung aber unerträglich. Die 42-Jährige hat selbst eine Hündin und hat Mick immer angesehen, wie sehr er leidet. Die Online-Petition, die sie Ende der vergangenen Woche veröffentlichte, war ihr letzter Strohhalm. Doch der hat Wirkung gezeigt. „Die Petition hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet“, erzählt Jana Beck auf Nachfrage der Sächsischen Zeitung. Und am Sonntagmorgen rückte endlich eine Mitarbeiterin des Bautzener Veterinäramtes gemeinsam mit zwei Polizeibeamten an, um den Rottweiler zu befreien.

„Bei einer Kontrolle am 20. April in Abwesenheit des Tierhalters wurde durch die amtliche Tierärztin Frau Kahnt festgestellt, dass der Tierhalter keine der an ihn gestellten Auflagen erfüllt hat“, berichtet Gernot Schweitzer, Sprecher des Landkreis Bautzen. Denn bereits im März habe das Veterinäramt ein Verfahren gegen den Besitzer eingeleitet, um eine artgerechtere Tierhaltung zu erzwingen. Doch auch diesmal ohne Erfolg. Deshalb wurde dem Halter auferlegt: Innerhalb von 24 Stunden sollte er Mick einem Tierarzt vorstellen, ihm ausreichend Futter zur Verfügung stellen und seinen Zwinger reinigen.

Doch auch diese 24 Stunden ließ der Besitzer untätig verstreichen. „Da sich im Laufe des Tages nach Augenzeugenberichten das Allgemeinbefinden des Hundes verschlechterte, wurde die Fortnahme und anderweitige Unterbringung des Hundes vorbereitet und in Zusammenarbeit mit der Polizei für Sonntag, 22. April, um 8 Uhr geplant“, erklärt der Kreissprecher. Die Rettung von Mick verlief dank der Anwesenheit der zwei Polizeibeamten reibungslos.

Mittlerweile hat der Rottweiler die so dringende medizinische Betreuung erhalten. „Der Hund ist mittlerweile pfleglich untergebracht. Der Aufenthaltsort kann aufgrund von Drohungen durch den Tierhalter nicht genannt werden“, so Gernot Schweitzer. Doch sobald Mick fit genug ist und alle Behandlungen abgeschlossen sind, kann er an einen neuen, geeigneten Tierhalter vermittelt werden.

Und was wartet auf den Besitzer von Mick? Er muss die entstandenen Kosten für den Einsatz des Veterinäramtes sowie für die Behandlung und Unterbringung des Rottweilers tragen. Eine Strafanzeige wegen Tierquälerei ist in Vorbereitung. Außerdem erhält der Fischbacher ein Hundehaltungsverbot. Dagegen kann er allerdings innerhalb von vier Wochen Widerspruch einlegen. Jana Beck hofft allerdings, dass er damit nicht durchkommt. Nicht, dass ein weiterer Hund das Schicksal von Mick erleiden muss.