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Leere Asylheime kosten Geld

In Moritzburg sind die Bewohner gerade ausgezogen. Volkersdorf wurde nie belegt. Die weitere Nutzung ist ungewiss.

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© Norbert Millauer

Von Sven Görner

Am Monatsende endet der Betreibervertrag, den der Landkreis Meißen für die Asylunterkunft in Moritzburg abgeschlossen hat. Bereits zu Wochenbeginn sind die zuletzt noch 43 Bewohner, alles Männer, ausgezogen. Der Großteil von ihnen wohnt nun in dem wiedereröffneten Heim in Radebeul. Für die Gemeinde Moritzburg ist das Kapitel Asyl damit abgeschlossen.

Die Asylunterkunft in Moritzburg ist leer. Die letzten Bewohner sind jetzt ausgezogen.
Die Asylunterkunft in Moritzburg ist leer. Die letzten Bewohner sind jetzt ausgezogen. © Norbert Millauer

Zumindest vorerst. Denn der Kreistag hat im September beschlossen, dass das dem Landkreis gehörende frühere Schulgebäude Am Knabenberg über den 31. Dezember hinaus in Standby bleiben soll. Das bedeutet nach Auskunft von Manfred Engelhard, dem zuständigen Dezernenten im Landratsamt Meißen, „dass das Objekt nicht weiter zur regelmäßigen Unterbringung von Asylbewerben zur Verfügung steht, jedoch in Notsituationen als Ausweichunterkunft sofort genutzt werden kann beziehungsweise bei steigenden Asylbewerberzahlen die Unterkunft wieder aktiviert werden könnte“.

Einen zeitlichen Rahmen, wie lange das Haus in Bereitschaft gehalten werden soll, nennt der Beschluss nicht. Ungewiss ist bisher auch, welche Kosten damit für den Landkreis verbunden sind. „Da die Unterkunft bis vor wenigen Tagen noch in Betrieb war, können diese aktuell noch nicht benannt werden“, schreibt der Dezernent weiter. Bekannt ist dafür eine andere Summe. Die für die Unterhaltungskosten des ehemaligen Kinderkurheims in Volkersdorf. Nach Angaben des Landratsamtes belaufen sich diese aktuell auf rund 18 200 Euro im Jahr, also etwa 1 500 Euro pro Monat. Bezahlt werden damit Wachschutz, Wartungen, Grünschnitt, Strom, Wasser, Telefon sowie Mieten für Heiztanks und Brandmeldeanlage.

Geplant war ursprünglich, auch dort Flüchtlinge unterzubringen. Allerdings musste dafür zunächst eine Übereinkunft mit der Landeshauptstadt getroffen werden, der die Anlage gehörte und die das Gelände eigentlich renaturieren wollte. Der Landkreis bot Dresden schließlich Grundstücke für Ausgleichpflanzungen an und konnte die Baracken im Gegenzug als Asylunterkunft herrichten. Investiert, so Manfred Engelhard, wurden dafür knapp 1 369 000 Euro. Geplant war die Unterbringung von bis zu 140 Männern, Frauen und Kindern.

In Moritzburg haben die notwendigen Arbeiten einschließlich Küchenausstattung fast 879 000 Euro gekostet. Doch während für Moritzburg ein Betreibervertrag abgeschlossen wurde und die ersten 64 Asylbewerber am 12. Januar 2016 einzogen, blieb die ein paar Monate später fertiggestellte Unterkunft am Rande von Volkersdorf leer, weil der Druck, Flüchtlinge unterzubringen, da schon deutlich geringer geworden war.

Genutzt wurden so nur die vom Landkreis angemieteten Wohnungen in der Radeburger Innenstadt. Von den derzeit noch drei bleibt mit Beginn des neuen Jahres dann nur noch eine übrig. Diese, so die Antwort des Landratsamtes, ist nach wie vor belegt.

Während der Landkreis das Heim in Moritzburg wie beschrieben in Bereitschaft hält, soll das Gelände in Volkersdorf nur so lange in Reserve bleiben, bis eine neue Nutzung gefunden ist. Vor Jahresfrist hatte das Landratsamt den Gedanken eines Künstlerhauses oder gar einer Künstlerkolonie in die Diskussion eingebracht. Aktuell heißt es dazu von Manfred Engelhard: „Es finden bereits Gespräche mit Interessenten zu einer sinnvollen Nachnutzung statt. Weitere Auskünfte sind in diesem Stadium jedoch noch nicht möglich.“

Etwas hat der Ausbau in Volkersdorf aber dennoch bereits gebracht. Auf Drängen der Stadt Radeburg und der Freiwilligen Feuerwehr Volkersdorf war auch in den Brandschutz investiert worden. Dazu gehörte der Bau von Löschwasserzisternen mit 40 Kubikmetern Fassungsvermögen und einer Druckerhöhungsstation am Ortseingang, damit es aus dem Hydranten im Bedarfsfall nicht nur tröpfelt. Diese Zisternen so das Amt, sind für die Feuerwehr jederzeit zugänglich und können so auch bei einem Brandfall in der benachbarten Wochenendsiedlung genutzt werden.

Und wie sieht Moritzburgs Bürgermeister Jörg Hänisch (parteilos) die beiden Jahre mit dem Asylheim im Ort. „Anfangs waren es schwierige Verhältnisse, die das Dorf zu zerreißen drohten.“ Zwar hatten sich rund 100 Leute in der Vielfalt-Initiative zusammengefunden, die den Fremden helfen wollten. Doch da waren auch die Leute, denen es lieber gewesen wäre, die Asylbewerber wären nicht in den Ort gekommen.

Am Ende gab es zwar ein paar geworfene Böller und eine Demo, aber keine großen Auseinandersetzungen. Sicher auch, weil zumindest mit der ersten Belegung des Heimes keine gravierenden Probleme auftraten. „Das liegt sicher auch an dem großen Engagement der Ehrenamtlichen und dem Glücksfall, dass wir die Produktionsschule Moritzburg im Ort haben, die dann auch die offizielle Betreuung übernommen hat.“ Die Einrichtung kümmert sich jetzt übrigens nicht nur weiter um die Asylbewerber in Radebeul und Radeburg, sondern auch um 17 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Moritzburg, die in einem Haus auf dem Gelände des Diakonenhauses untergebracht sind.

Den Helfern vom Bündnis Vielfalt Moritzburg bleibt nun Zeit, etwas Luft zu holen. „Es waren zwei schöne Jahre, die aber auch an den Kräften gezehrt haben“, sagt Grit Saathoff. Zuletzt hatten die Moritzburger den Umzug der Heimbewohner nach Radebeul unterstützt. Mit dem dortigen Bündnis sei man in Kontakt. „Wir werden sehen, ob wir uns dort mit einbinden.“ Zuletzt war der harte Kern der Moritzburger Initiative auf rund 20 Leute geschrumpft. Grit Saathoff: „Zum Teil unterstützen wir noch immer ehemalige Bewohner der Moritzburger Unterkunft, die wir in Dresden untergebracht haben.“ Doch auch unter den Helfern sind in dieser Zeit neue Freundschaften entstanden.