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Kleines Geld, hohe Kosten

Viele Banken verlangen Gebühren für die Annahme von Hartgeld. Nun zieht auch die Volksbank Dresden-Bautzen nach.

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© dpa

Von Miriam Schönbach

Bautzen. Geld kann man nie genug haben? Von wegen. Vor allem Kleingeld ist für viele Firmen in der Oberlausitz gerade ein Riesenproblem. „Eigentlich müssten wir derzeit die Ein- und Zwei-Cent-Stücke in den Sparstrumpf stecken, statt sie zur Bank zu bringen“, sagt Bodo Siegert, Geschäftsführer der Bautzener Firma Gastromanagement. Zum Unternehmen gehören unter anderem die Gaststätte Mönchshof und verschiedene Imbisse – zum Beispiel im Saurierpark und im Haus der tausend Teiche in Wartha. Eine Rechnung hat Siegert auch gleich parat: Bei seiner Bank zahlt er für die Abgabe einer Rolle mit 50 Ein-Cent-Stücken 50 Cent. Das macht unterm Strich gleich null – und jede Menge Frust.

Denn der einst kostenlose Service gehört bei den meisten Banken längst der Vergangenheit an. Stattdessen werden Gebühren für die Hartgeld-Annahme fällig. Als eines der letzten Institute in der Region zieht ab 25. September auch die Volksbank Dresden-Bautzen nach. Hintergrund ist die Fusion der Volksbank Bautzen mit der Dresdner Volksbank Raiffeisenbank. Durch den Zusammenschluss werden die Preise vereinheitlicht. An der Elbe wurde die Gebühr für Hartgeld bereits 2015 eingeführt.

Die Banken begründen die Penunze-Pauschale mit der zeit- und kostenintensiven Bearbeitung des Hartgeldes. „Bisher haben wir die Kosten aus unseren Zinserträgen gedeckt und subventioniert. Da wir aber seit geraumer Zeit durch die langanhaltende Niedrigzinsphase in diesem Bereich kein Geld mehr verdienen, können wir diese Dienstleistung auch nicht mehr subventionieren und kostenlos anbieten“, sagt Volksbank-Sprecher Thomas Lohse. Die Kunden der Kreissparkasse Bautzen zahlen eine Kleingeld-Gebühr bereits seit zwei Jahren. Seit dem 1. Januar 2015 sind laut EU-Verordnung Banken dazu verpflichtet, sämtliche Münzen auf Echtheit und Beschädigung zu prüfen.

Als Konsequenz zu diesem Beschluss führten zahlreichen Banken Gebühren für den Umtausch von Münzen ein. Bei der Volksbank Dresden-Bautzen sind zukünftig Einzahlungsbeträge bis 50 Euro pro Tag kostenfrei. „ Darüber staffeln sich die Gebühren je nach Einzahlungshöhe, wobei die Einzahlung am Automaten billiger ist als am Schalter“, sagt Thomas Lohse. Die Einzahlung von Spardosen der Kinder bleibt in jedem Fall gebührenfrei.

So hält es auch die Kreissparkasse Bautzen. Wie deren Sprecherin Brigitte Richter sagt, werden für Geschäftsleute fünf Euro pro Münzeinzahlung fällig, private Kontoinhaber zahlen drei Euro .

Volksbank-Kundin Julia Wenk von der gleichnamigen Bautzener Fleischerei kommentiert die neue Gebühr mit einem Augenzwinkern. „Da bekommen die Patenkinder demnächst ein Sparschwein voller Münzen anstelle des Geldscheins“, sagt sie. Aber eigentlich ist ihr nicht zum Lachen. Um die Hartgeldkosten so gering wie möglich zu halten, werde man wohl künftig täglich zur Bank gehen. „Wir wollen unseren Kunden auf keinen Fall zumuten, nur noch mit Karte zu zahlen“, sagt Julia Wenk.

Der bargeldlose Zahlungsverkehr sei zwar im Laden möglich. Gerade ältere Menschen kämen aber häufig mit einem Portemonnaie voller Hartgeld. Auch in der Bäckerei Neumann in der Bautzener Ziegelstraße wird sich nach dem 25. September nichts ändern. „Da schaffen wir das Kleingeld in eben kleineren Posten weg, für die keine Gebühren fällig werden“, sagt Chefin Heike Neumann.

Die Volksbank Dresden-Bautzen verweist indes neben der Arbeitsbelastung in den Filialen auch auf die Vorschriften der Bundesbank. Diese nimmt das Hartgeld gezählt und gerollt entgegen und reicht umgekehrt die geprüften Cent-und Euro-Stücke an die Banken aus. „Dieser Prozess ist aufwendig, sorgt aber für maximale Sicherheit“, sagt Volksbank-Pressesprecher Thomas Lohse. Darüber hinaus habe seine Bank festgestellt, dass Bargeld- und Münzgeldeinzahlungen ohnehin zurückgehen. Mittlerweile würden auch Kleinstbeträge mit der Karte bezahlt. Der Blick in die Statistik bestätigt diesen Trend. Immer mehr Deutsche haben eine EC- oder Kreditkarte in der Tasche. Besaßen im Jahr 2010 rund 35 Millionen Bundesbürger eine Kreditkarte, so waren es 2016 knapp 43 Millionen. Gleichzeitig stiegen die EC- und Kreditkarten-Umsätze. Etwa jeder zweite Euro wird im Einzelhandel mit Plastikgeld beglichen, hat das Handelsforschungsinstitut EHI in Köln festgestellt. Das EHI erhebt jährlich wichtige Kennzahlen für den stationären und den Onlinehandel.

Ein Abschied vom Kleingeld ist indes noch nicht in Sicht. Die höheren Kosten werden die Geschäftsleute allerdings auf die Kunden umlegen müssen. „In diesem Jahr werden wir noch nichts ändern. Aber im kommenden Jahr wird es zum Beispiel keine unrunden Preise mehr geben“, kündigt Bodo Siegert an.