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Kampf mit ungleichen Waffen?

Bergsteiger kritisieren bei der Abstimmung über neue Ringe ein Informationsmonopol im SBB. Das letzte Wort ist noch offen.

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© Mike Jäger

Von Gunnar Klehm

Bielatal. Das Ergebnis müssen alle Beteiligten erst mal verdauen. In einer einzigartigen Aktion hat der Vorstand des Sächsischen Bergsteigerbunds (SBB) seine mehr als 10 000 stimmberechtigten Mitglieder abstimmen lassen, ob an den Kletterwegen der Johanniswacht im Bielatal nachträglich mehr als 60 zusätzliche Sicherungsringe in den Fels geschlagen werden sollen. Mit 73,1 Prozent war die übergroße Mehrheit dafür. Knapp 30 Prozent der Mitglieder beteiligten sich an der Wahl. Damit geht das traditionsreiche Klettern in der Sächsischen Schweiz erstmals mit dem Zeitgeist.

Damit müssen sich nun auch die Kritiker des Projekts abfinden. Wie der Beschluss zustande kam, wollen sie aber nicht unkommentiert lassen. Für André Zimmermann war das Verfahren nicht fair.

Der SBB-Vorstand warb bei sämtlichen Mitgliedern für seine Position. „Die Chance hatten wir nicht annähernd“, sagt Zimmermann, der auch Leiter der AG „Nachträgliche Ringe“ im SBB ist. Es sei ein Wahlkampf mit ungleichen Waffen gewesen. Zudem wird auf der Internetseite www.pilotprojekt-johanniswacht.de kritisiert, der SBB habe bewusst Fehlinformationen verbreitet. Etwa die, dass es eine offene Diskussion gegeben habe. Die Internetseite wird von einem Dresdner Kletterfreund betrieben. „Der mehrfach geäußerte Wunsch nach einem offenen Austausch von Gedanken und Fakten im Verein wurde stets abgelehnt“, heißt es dort. Unter diesen Voraussetzungen überrasche Zimmermann das deutliche Wahlergebnis auch nicht.

Doch selbst wenn er sich zu den Gegnern des Projektes zählt und in der Auseinandersetzung „Dinge passierten, die nicht hätten passieren dürfen“, ändere die Abstimmung an seinem ehrenamtlichen Engagement für den Klettersport nichts. Die Kompetenz der Arbeitsgruppe sei ja weiterhin gefragt. Sollte es aber irgendwann ein ähnliches Projekt in einem nächsten Felsgebiet geben, würde er wieder dagegen sein. Das Argument, dass die zusätzlichen Ringe nur an Stellen gesetzt werden, an denen es schwierig ist, Schlingen zu legen, hält er in der Vielzahl für übertrieben. „Für alle Zweifler würde ich mich auch in Schlingensicherungen werfen, um zu zeigen, dass sie sicher sind“, sagt André Zimmermann.

Mit der Umsetzung des Projekts wird nun die Klettertechnische Abteilung (KTA) des SBB beauftragt. Die ist zurzeit noch mit Reparaturen beschäftigt. „Wenn das erledigt ist, wird sich der verantwortliche Mitarbeiter um die Johanniswacht kümmern“, erklärt SBB-Geschäftsführer Christian Walter. Einen festen Zeitplan für das Anbringen der Ringe gäbe es noch nicht.

Das letzte Wort zu dem Thema ist trotz der Abstimmung noch nicht gesprochen. Schon vor der Wahl hatten beide Parteien vereinbart, sich danach noch mal zusammenzusetzen und auszutauschen. „Das ist gut. Aber eigentlich wäre das vorher nötig gewesen“, sagt Zimmermann. Warum der SBB-Vorstand das nicht wollte, bietet neuen Stoff für Interpretationen.