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Kabelfernsehen bald nur noch digital

Der analoge Empfang in Sachsen wird derzeit schrittweise abgeschaltet. Was das bedeutet und wer nachrüsten muss.

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© dpa

Von Andreas Rentsch

Die ersten Hinweise kamen per Laufband auf dem Fernsehbildschirm: „+++ Abschaltung des analogen TV-Signals +++“ war da zum Beispiel immer wieder zu lesen. Damit endet eine Ära: Überall in Deutschland stellen Kabelnetzbetreiber wie Vodafone, Telekom oder Pÿur auf volldigitalen Empfang um. Für Dresden ist der 15. August ein wichtiger Stichtag. Die meisten Nutzer werden davon wenig mitbekommen. Wer aber noch einen alten Fernseher hat, muss womöglich umrüsten. Laut Digitalisierungsbericht der Medienanstalten bezogen 2017 noch knapp 1,8 Millionen Haushalte bundesweit ihre Kabel-TV-Programme ausschließlich analog. Vor allem Ältere sind verunsichert, was die technische Umstellung mit sich bringt.

Wie stelle ich fest, ob ich von der Abschaltung betroffen bin?

Verbraucherschützer stellen in Beratungen immer wieder fest, dass vor allem Senioren nicht wissen, auf welchem Weg das TV-Signal in ihre Wohnung kommt. Daher zunächst der grundlegende Hinweis: Wer seine Sender per Satellitenschüssel (DVB-S) oder Antenne (DVB-T) empfängt, muss nicht aktiv werden – hier ist die Digitalumstellung schon vollzogen. Gleiches gilt für die meisten Kabelkunden. Denn die Mehrheit besitzt längst digitalfähige Fernseher und wird automatisch umgestellt. Knapp 70 Prozent aller Geräte, die zwischen 2004 und 2016 verkauft wurden, sind mit einem DVB-C-Tuner ausgerüstet, geht aus Erhebungen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hervor. Markenfernseher, die in den Jahren danach verkauft wurden, seien „nahezu alle“ mit einem entsprechenden Empfänger ausgestattet, schätzt André Wiegand vom Projektbüro Digitales Kabel.

Das Kürzel DVB-C steht für Digital Video Broadcasting Cable, was so viel heißt wie Digitales Kabelfernsehen. Dass das Gerät diesen Standard beherrscht, zeigt oft ein Aufkleber am Gehäuse. Wer sich unsicher ist, ob der Fernseher digitaltauglich ist, könne auch den Hersteller-Kundendienst oder den Händler kontaktieren, der das Gerät verkauft hat, rät Stefanie Siegert von der Verbraucherzentrale Sachsen. Es geht aber auch ohne fremde Hilfe: „Finden sich in der Senderliste Programme wie ZDF Neo, One oder Tagesschau24, ist man gerüstet“, sagt Vodafone-Sprecherin Heike Koring. „Diese Programme werden ausschließlich digital übertragen.“

Was muss ich machen, um digital empfangen zu können?

Variante eins: der Kauf eines neuen Fernsehers mit integriertem DVB-C-Tuner. Variante zwei: die Aufrüstung des Altgeräts mit einem separaten Kabelreceiver. Einfache Geräte sind zu Preisen zwischen 30 und 60 Euro zu haben. Die Box wird an den Bildschirm angeschlossen und mit Kabelanschluss verbunden. Unabhängig davon gibt es die Möglichkeit, auf andere Empfangswege zu wechseln. Für Eigenheimbesitzer komme da zunächst die Satellitenschüssel infrage, aber auch digitales Antennenfernsehen sei eine Option, sagt Stefanie Siegert.

Betrifft die Analog-Abschaltung auch den Radioempfang?

Ja. Denn in Sachsen wird bis Ende 2018 auch die Übertragung analoger Hörfunkprogramme im Kabel eingestellt. Wie beim TV müssen Nutzer also entscheiden, ob sie ihre alte Stereoanlage mit einem separaten Digitalreceiver ertüchtigen oder auf ein neues Gerät – zum Beispiel ein DAB+-Radio – umsteigen wollen. „Ein Modell, das als Küchenradio taugt, ist ab etwa 40 Euro zu haben“, sagt Michael Gundall von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.

Wo erfahre ich den Abschalttermin für meinen Wohnort?

Die Initiative Digitales Kabel hat auf ihrer Internetplattform eine Liste mit allen Terminen veröffentlicht, die ihnen die Anbieter bislang genannt haben. Aus der Übersicht geht beispielsweise hervor, dass Vodafone am 15. August nicht nur in Dresden das analoge Signal abschaltet, sondern auch in Dippoldiswalde, Dohna, Freital, Heidenau, Kamenz, Meißen, Pirna, Radeberg und Radebeul. Die Telekom startet vielerorts Mitte September, ebenso Pÿur. Jeder Betreiber verfolgt seinen eigenen Fahrplan. Die Veröffentlichung der Abschalttermine von Oktober bis Dezember ist für Ende August geplant.

Was muss ich am Tag der Umstellung beachten?

Die Arbeiten werden in aller Regel nachts erledigt. Vodafone beispielsweise kündigt ein Zeitfenster von 0 bis 6 Uhr früh an. In dieser Zeit sind auch Internet und Telefon tot, wenn diese Dienste ebenso über den Kabelanschluss laufen. Nicht mal Notrufe sind dann möglich. Wichtig sei, den Kabelrouter in der Umstellungsnacht eingeschaltet zu lassen, sagt Heike Koring. Im Normalfall wird das Gerät dann automatisch umgestellt. Nutzer, die ihr Kabelfernsehen bereits digital empfangen, sollten nach der Analogabschaltung einen automatischen Sendersuchlauf starten, um die Neusortierung der Sender zu übernehmen.

Ändert sich etwas an meinem Vertrag mit dem Kabelnetzbetreiber?

Nein. Verbraucherzentralen warnen aber vor unseriöser Geschäftemacherei. In der Vergangenheit hätten Anbieter derlei Umstellungen genutzt, um Kunden in neue Verträge zu locken. „Es kann also durchaus sein, dass demnächst jemand an der Haustür klingelt“, so Stefanie Siegert. Ihr Tipp: „Lassen Sie sich keinen nicht nutzergerechten Vertrag aufschwatzen.“ Wer etwa seinen Internetzugang nur zum E-Mail-Check nutze, brauche keine Mega-Bandbreite.

Warum wird das analoge Kabel-TV überhaupt abgeschaltet?

Hauptursache für die Abschaltung ist die mittlerweile starke Verbreitung digitaler TV-Geräte. Durch das Ende der Analog-Ära werden Teile des Frequenzspektrums im Kabelnetz frei. „Diesen Platz wollen die Betreiber unter anderem dafür nutzen, um zusätzliche HD- oder Ultra-HD-Programme einzuspeisen“, heißt es beim Projektbüro Digitales Kabel. Außerdem können höhere Internetbandbreiten zur Verfügung gestellt werden. Im Übrigen hat Sachsen per Gesetz festgelegt, dass ab 1. Januar 2019 im Kabel keine analogen Sender mehr verbreitet werden dürfen.