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Ist die Hängebrücke eine Luftnummer?

Die kühne Vision einer neuen Verbindung zur Burg treibt Hohnstein um. Welche Chancen das Projekt überhaupt hat.

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© Archivfoto: dz/Montage:SZ

Von Anja Weber

Hohnstein. Ein Burgherr muss wirtschaftlich denken, neue Einnahmequellen erschließen. Und das geht heutzutage meist nur mit außergewöhnlichen Ideen. In Hohnstein gibt es die. Seitdem Kletterlegende Bernd Arnold seine Vision von einer Hängebrücke an die Öffentlichkeit brachte, wird darüber diskutiert. Eine über 400 Meter lange Konstruktion soll das Polenztal überspannen von der Hocksteinaussicht bis zur Burg. Sie würde Fußgängern einen anderen Burgzugang verschaffen. Neben der Hängebrücke wurde die Idee mit dem Klettergarten am Burgfelsen wieder reaktiviert. Doch gibt es überhaupt die Chance, in solch einem sensiblen Gebiet die Pläne zu verwirklichen? In Hohnstein wird man derzeit jedenfalls nicht müde, die Ausgliederung aus dem Landschaftsschutzgebiet zu fordern, um mehr Freiraum zu haben.

Hängebrücke: Felsen, Natur und Vögel sind besonders geschützt
Die Landesdirektion Dresden hat als oberste Naturschutzbehörde generell den Hut für Anliegen dieser Art auf. Deshalb wird man dort auch ganz genau prüfen, wenn die Stadt Hohnstein mit ihren kühnen Ideen vorsprechen wird. „Bislang liegen der Landesdirektion keine konkreten Pläne vor, wie die Hängebrücke über dem Polenztal realisiert werden soll“, sagt Pressesprecher Ingolf Ullrich. Deshalb könne man jetzt auch noch nicht beurteilen, ob das Vorhaben überhaupt genehmigungsfähig sei und unter welchen Umständen. Doch er ließ durchblicken, dass die Hürden für die Genehmigung eines solchen Vorhabens an dieser Stelle sehr hoch seien. Er begründet das mit gleich vier Schutzgebieten in diesem Bereich: Naturschutzzone A des Nationalparks Sächsische Schweiz, Europäisches Fauna-Flora-Habitat-Gebiet, Vogelschutzgebiet Nationalpark Sächsische Schweiz. „Darüber hinaus wären wahrscheinlich besonders geschützte Felsbiotope betroffen“, sagt der Pressesprecher der Landesdirektion. Ihm sei sachsenweit auch kein Beispiel bekannt, dass ein solches Projekt in einem so sensiblen Gebiet genehmigt wurde.

Klettergarten: Klettern an Massivwänden weiter nicht gestattet
Mit der Diskussion um die Möglichkeiten, wie die Burg Hohnstein erhalten werden kann, wurde auch der Plan des Klettergartens am Burgfelsen wieder neu aufgerollt. Seit etwa 20 Jahren gibt es die Idee. Um sie durchzusetzen, ging die Stadt Hohnstein sogar vor Gericht. Auch die Justiz erteilte dem Ansinnen der Stadt allerdings 2016 eine Absage. Anfang des Jahres haben die Hohnsteiner ihrem Bürgermeister Daniel Brade (SPD) den Auftrag erteilt, die Diskussion um den Klettergarten wieder aufzunehmen und nach gesetzeskonformen Lösungen zu suchen. In der Landesdirektion, die hierbei ebenfalls das Sagen hätte, bleibt man da eher skeptisch. Der Klettergarten soll an einer Massivwand am Burgfelsen realisiert werden. Das Klettern an Massivwänden ist aus Naturschutzgründen im Elbsandsteingebirge aber verboten. Und das Verbot wurde auch nicht gelockert. „Sollte die Stadt Hohnstein das Projekt erneut in Angriff nehmen, würde es erneut geprüft. Dabei würden jedoch dieselben Maßstäbe wie bisher angelegt“, sagt der Sprecher der Landesdirektion. Damit stünde Hohnstein wieder am Anfang.

Aufschluss darüber, ob es sich lohnt, beide Visionen voranzubringen, könnte die Machbarkeitsstudie der Beratungsfirma Kommunalentwicklung Mitteldeutschland (KEM) zur Burg Hohnstein geben. Das Papier soll im Juni vorgelegt werden. Ziel dieser vom Landkreis in Auftrag gegebenen Studie ist es, ein tragfähiges wirtschaftliches Konzept für den Erhalt der Burg Hohnstein zu finden.