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Interesse an Schloss Helmsdorf?

Der Eigentümer will die Immobilie bei Stolpen offenbar loswerden. Der Preis ist da reine Verhandlungssache.

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© Dirk Zschiedrich

Von Anja Weber

Die Schlossanlage von Helmsdorf wird im Internet zum Verkauf angeboten. Sie wurde bereits mehrere Male geklickt, und vielleicht gibt es ja auch schon einen Interessenten. Denn, um die Immobilie zu verkaufen, wird die natürlich mit voluminösen Worten beworben. Ein Verkaufspreis war nicht in Erfahrung zu bringen. In einem Exposé-Auszug steht zum Beispiel zu lesen: „Das Schloss steht auf einer vulkanen Anhöhe und bietet vom nahegelegenen Fluss aus einen erhabenen Anblick, insbesondere dann, wenn es angeleuchtet wird. Der umringt das Schloss und den Schlosspark auf einer Entfernung von rund 850 Metern.“ Wer das Schloss kauft, dürfte vor allem viel Historie mit erwerben.

Die Geschichte des Schlosses beginnt um 1223 mit der ersten urkundlichen Erwähnung des Besitzes König Wenzels von Böhmen. Im Laufe der Jahrhunderte hatte es viele Besitzer. Das änderte sich erst, als 1937 die sächsische Bäckerinnung das Anwesen erwirbt. Es wurde seitdem als Meisterschule genutzt. Unzählige angehende Bäckermeister und Konditoren haben im Schloss ihre Meisterwerke produziert und ausgestellt. Noch heute befindet sich ein entsprechender Schriftzug an dem langgestreckten Gebäude rechts des Einganges. Darüber hinaus wurde es von der Handwerkskammer auch als Schulungsobjekt genutzt. Deshalb gibt es auch mehrere Zimmer. Laut Exposé verfügt das Haus über neun abgeschlossene Wohneinheiten, 32 Zimmer im Schloss und 14 weitere in der Orangerie. Die Meisterschule wird bis in die Wendezeit genutzt. Dann allerdings baut die Innung in Dresden neu. Das Schloss steht leer. Kurz nach der Wende gab es dann Interessenten, die aus dem Schloss eine Seniorenresidenz bauen wollten. Die Pläne allerdings gingen schief. Das Areal blieb lange Zeit ohne Besitzer. 1999 kauft Fritjof Allwardt, ein Kunstinteressierter und Weltreisender, Schloss und Parkanlagen und gründet den Verein „Künstler- und Kulturvereinigung“. Er organisierte hier Barockfeste, Konzerte und Lesungen. Das allerdings war nur sporadisch. Für die Öffentlichkeit dauerhaft geöffnet war das Schloss nicht. Nur zu bestimmten Anlässen ließ der Hausherr neugierige Besucher in die Gemächer. Darüber hinaus vermietete er einige der Zimmer an Feriengäste. Fritjof Allwardt will es nun offenbar wieder verkaufen. Angaben zu Gründen gab es keine.

Der SZ ist es ebenfalls nicht gelungen, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Möglicherweise fehlt es dem Verein an einem Nachfolger. Der Käufer müsste schon etwas Geld mitbringen. Denn die Unterhaltung eines Schlosses, nicht nur das in Helmsdorf, gibt es nicht zum Nulltarif. Der Hausherr selbst hat nach früherem Bekunden einiges sanieren lassen, so den Turm mit zwei Zimmern und die Veranstaltungsräume mit den klangvollen Namen wie Ritterzimmer, Fürstensalon, Buffetzimmer. Richtig schön ist vor allem aber die Parkanlage. Dort haben einst die Helmsdorfer ihre Feste gefeiert und auch Fußball auf dem Rasenplatz davor gespielt. Das war zu Zeiten, als das Schloss noch nicht in Privatbesitz war.