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Immer mehr Händler kaufen Altpapier an

Das Geschäft ist nicht leicht. Sammler wie Ingo Wunderlich trifft die volle Härte des Gesetzes.

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Von Ingo Kramer

Ingo Wunderlich will die Nummer fünf werden. Der fünfte, der in Görlitz an einem festen Ort Altpapier ankauft. „Ich bin gerade auf der Suche nach einem geeigneten Objekt“, sagt der Görlitzer. Am liebsten würde er in Königshufen durchstarten: „Dort gibt es nämlich noch kein solches Angebot.“

Für Wunderlich wäre es so eine Art Verzweiflungstat. Mehr als 15 Jahre lang hat er Altpapier in Görlitzer Haushalten abgeholt. Das hat ihm der Landkreis voriges Jahr mit Verweis auf das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz verboten. Hintergrund ist, dass der Landkreis sämtliches Papier selbst einsammeln und mit den Einnahmen die Müllgebühren stabilisieren will.

Wunderlich hat eine Unterlassungsverfügung bekommen, sich aber nicht daran gehalten und einfach weitergesammelt. Das kommt ihn nun teuer zu stehen. Er soll 2552 Euro Strafe zahlen. „Ich bin dagegen in Widerspruch gegangen, aber leider erfolglos“, sagt er. Jetzt hat er beschlossen, die Summe in den nächsten Tagen zu überweisen, allerdings mit dem Vermerk „unter Vorbehalt“.

Mit seinem Schicksal abfinden will er sich jedoch nicht. „Seit 1996 lebe ich hauptsächlich vom Altpapier, und jetzt will mir der Landkreis meine Existenz nehmen“, sagt Wunderlich. Ronny Hirschmann, Betriebsleiter des Eigenbetriebes Abfallwirtschaft beim Landkreis Görlitz, hat dafür kein Verständnis: „Herr Wunderlich hat voriges Jahr von uns die Unterlassungsverfügung erhalten und ist nicht in Widerspruch gegangen“, sagt er. Lediglich gegen die Strafe habe er Widerspruch eingelegt. Wunderlich setzt entgegen, dass er voriges Jahr vier Wochen dienstlich im Ausland unterwegs war, als die Unterlassungsverfügung einging. „Als ich zurückkam und den Brief entdeckte, war die Widerspruchsfrist verstrichen.“

Mittlerweile hat sich das Gesetz weiter verschärft. Hirschmann spricht von einer neuen Fassung. „Dort steht, dass eine Sammlung nur zulässig ist, wenn sie höherwertiger ist als die des Landkreises“, sagt er. Der Kreis hat sämtliche Häuser mit blauen Tonnen bestückt, sodass alle Görlitzer kurze Wege haben.

Wunderlich hält dagegen. „Wenn ich das Papier direkt aus den Wohnungen der Leute abhole, bin ich noch näher dran.“ Genau das macht er jetzt – und zwar bei Leuten, die ihn anrufen. Seine Touren nach festem Plan hingegen habe er auf das Drängen des Landkreises eingestellt. Die fährt er nur noch zu Gewerbetreibenden. Jedoch kann er von dem, was er momentan einnimmt, nicht leben. Deshalb will er die Annahmestelle eröffnen. Die Sammlung sei zwar verboten, aber die Annahme nicht.