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Höhlenretter im Einsatz

Im Bielatal probt die DRK-Bergwacht Sachsen den Ernstfall. Die Spezialisten kommen aus ganz Deutschland.

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© Marko Förster

Von Anja Weber

Rosenthal-Bielatal. Der Wind treibt leichten Nieselregen durch die Felsenwelt im Bielatal. Dennoch sind am Sonnabend einige Wandergruppen unterwegs. Auf besonderer Mission befinden sich aber die vier Trupps mit je sechs bis sieben speziell ausgebildeten Höhlenrettern. Ihre Aufgabe ist es, zwei Personen zu finden, die in einer Höhle festsitzen. Auf ihrem Weg dahin wird den Rettern eine dritte verletzte Person begegnen. So das Szenario.

Schon der Einstieg in die Höhle ist schwierig, erst recht mit Ausrüstung.
Schon der Einstieg in die Höhle ist schwierig, erst recht mit Ausrüstung. © Marko Förster
Thomas Pöhland von der Bergwacht Sachsen koordiniert den Einsatz.
Thomas Pöhland von der Bergwacht Sachsen koordiniert den Einsatz. © Marko Förster

Eine leichte Sache für die Spezialisten? Wohl kaum. In diesem Gebiet und speziell bei der Höhlenrettung gebe es vieles zu beachten, sagt Thomas Pöhland von der Bergwacht Sachsen. Er leitet die nationale Höhlenrettungsübung im Bielatal am Wochenende. Organisiert wurde sie zusammen mit dem Höhlenrettungsverbund Deutschland. Aller zwei Jahre werden in jeweils unterschiedlichen Bundesgebieten diese Einsätze trainiert. Jetzt am Wochenende im Bielatal sind neben den Höhlenrettern der DRK- Bergwacht unter anderem auch welche aus München, Freilassing, Breitscheid sowie die Untertagerettung aus dem Harz angereist. Die Höhlenrettung ist in den einzelnen Bundesgebieten unterschiedlich geregelt, sagt Jürgen Rolke vom DRK-Landesverband Sachsen. In Hessen zum Beispiel ist es Aufgabe der Feuerwehr. Deshalb sind auch die Feuerwehrkameraden der Höhlenrettungsgruppe Breitscheid mit dabei. In Sachsen läuft das Ganze über die Bergwacht des DRK. Wer sich dafür entscheidet, muss eine spezielle zusätzliche Ausbildung absolvieren. Denn besondere Einsatzgebiete erfordern besondere Retter.

Diese rücken gegen 9.30 Uhr ins Bielatalgebiet aus. Die Kollegen aus dem Harz haben die Einsatzzentrale eingerichtet. Ein weiteres Ziel der Übung ist es auch , zu erkunden, wo noch Funk anliegt oder wo eben nichts mehr geht. Die Trupps arbeiten sich in den zugeteilten Gebieten vorwärts. „In dem von uns ausgewählten Bereich gibt es 30 Höhlen. Diese müssen durchsucht werden“, erklärt Thomas Pöhland. Und damit die Retter auch keine verpassen, wurde die Einsatzleitung mit einem großen Lageplan ausgerüstet. Auf diesem sind die vier Gebiete rot umrandet. Daneben hängen vier Zettel, auf denen die Namen der Höhlen notiert sind. Immer wenn eine Höhle abgesucht ist, müssen die Trupps dies vermelden. Dann streicht die Einsatzleitung den Namen ab.

Das Gelände hier ist unübersichtlich, viele Felstürme befinden sich hier. Und ganz schnell kann es passieren, dass Wanderer oder Kletterer in eine Höhle stürzen oder eben in einer Felsspalte hängen, so dass sie es nicht mehr allein schaffen. Thomas Pöhland erzählt von einem Fall im Jahr 2008 in der Geburtstagshöhle. In einem engen Kamin hatten die Person die Kräfte verlassen. Sie war nicht verletzt, konnte bei der Bergung selbst mithelfen. Die hatte über mehrere Stunden gedauert. Das kann bei solchen Aktionen durchaus der Fall sein, da Höhlenrettung eben etwas ganz Spezielles ist. Und es werden viele Retter gebunden. Deshalb könne es auch mitunter schnell der Fall sein, dass man Hilfe von außen benötige. Dazu komme, dass die meisten Höhlen schmal und schwer zugänglich sind, sodass dort nicht viele Retter Platz haben. Deshalb müssen solche Einsätze unter anderem wegen des Transports von Technik und Hilfsmitteln gut durchdacht sein. Zum Glück sind diese selten. So gab es im hiesigen Gebiet jeweils 2008, 2009, 2013 und 2017 eine solche spezielle Rettungsaktion. „Doch auch wenn die Einsätze eher selten sind, müssen sie wegen ihrer Spezifik eben immer wieder trainiert werden“, sagt Jürgen Rolke.

Dann bekommt Thomas Pöhland die Mitteilung, dass sich eine Gruppe den Personen in der Höhle nähert. Sie wurden in der Tiefen Höhle gefunden. Gegen 11 Uhr kann die Rettungsaktion vor Ort beginnen. Und Jürgen Rolke hat noch einen ganz speziellen Tipp, wer zum Beispiel vorhat, in eine Höhle zu steigen, sollte zu Hause oder im Quartier hinterlassen, welche Höhle betreten wird. Das erleichtert im Notfall den Rettungskräften zumindest die Suche.