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Görlitzer Siemenswerk wird Welt-Zentrale

Das zunächst von der Schließung bedrohte Siemens-Werk in Görlitz bekommt die Verantwortung für das internationale Geschäft mit Industrie-Dampfturbinen. Das verkündete Siemens-Chef Kaeser.

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© Nikolai Schmidt

Dresden. Das Görlitzer Siemenswerk mit derzeit rund 800 Mitarbeitern soll ab 1. Oktober 2018 verantwortlich werden für das weltweite Geschäft im Industriedampfturbinen. „Von unserer Seite her könnte Görlitz am 1. Oktober 2018 als weltweites Hauptquartier für industrielle Dampfturbinen starten“, sagte Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser im Interview mit der Sächsischen Zeitung ( Samstagausgabe). Als besondere Herausforderung bezeichnete Kaeser das Marktumfeld. Die Märkte für kleinere Industriedampfturbinen in Südamerika, Indien, China und Ostasien würden schwächer wachsen. Auch seien die Markteintrittsbarrieren für Wettbewerber niedriger als bei Hochleistungsdampfturbinen. „Auch in Europa nimmt die Wettbewerbsintensität bei rückläufigem Markt sogar zu, etwa aus Tschechien heraus“, so Kaeser. Bis zum Jahr 2020 muss die neue Görlitzer Zentrale eine schwarze Null im Neugeschäft schaffen. „Wir geben keine große Gewinnmarge vor, sondern eine Nulllinie bis 2020. Das ist eine machbare und faire Perspektive“, betont der Vorstandsvorsitzende. Zu einem geplanten Stellenabbau äußerte er sich nicht. Nach seinen Angaben macht Siemens im Turbinen-Neugeschäft „deutlich 3-stellige Millionenverluste“. Das Servicegeschäft laufe zumindest für die nächsten 18 bis 24 Monate stabil.

Im vergangenen Oktober waren Pläne des Konzerns bekannt geworden, in der Kraftwerks- und Antriebssparte rund 6 900 Arbeitsplätze, davon rund 3 400 in Deutschland zu streichen und die zwei Standort im sächsischen Görlitz und Leipzig zu schließen. Nach heftigen Protesten einigten sich im Mai 2018 die Unternehmensführung, der Gesamtbetriebsrat und die Gewerkschaft IG Metall auf einen „Zukunftspakt“, der einen Interessenausgleich und einen Sozialplan bis 30. September 2018 vorsieht. Untergegangen sei in der Diskussion, das der Siemenskonzern im vergangenen Jahr insgesamt 35 000 Menschen weltweit neu eingestellt habe, davon 5 400 Menschen in Deutschland, beklagte Kaeser. „Die Zahlen werden 2018 ähnlich sein“, sagte der Siemens-Chef. (SZ)