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Görlitz wird zum riesigen Adventskalender

Görlitz - Alljährlich in den letzten 24 Tagen vor Weihnachten verwandelt sich ganz Görlitz in einen Adventskalender. Tag für Tag geht an einem anderen Ort ein Türchen auf, Scharen von Menschen strömen herbei, um die Überraschung dahinter zu bestaunen.

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Von Anett Böttger

Görlitz - Alljährlich in den letzten 24 Tagen vor Weihnachten verwandelt sich ganz Görlitz in einen Adventskalender. Tag für Tag geht an einem anderen Ort ein Türchen auf, Scharen von Menschen strömen herbei, um die Überraschung dahinter zu bestaunen. Immerhin lassen sich Einrichtungen, Firmen, Vereine, Schulen oder Privatleute an einem Abend ins Haus schauen. Ab Dienstag dürfen Besucher wieder auf die besondere Entdeckungsreise durch die deutsch-polnische Stadt gehen, sogar grenzüberschreitend. Auch im benachbarten Zgorzelec öffnen sich bis zum 24. Dezember Türen.

2002 wurde der lebendige Adventskalender in Görlitz erstmals gefüllt. „So ganz die ersten waren wir nicht“, gesteht Initiatorin Gabriele Kretschmer. Bereits seit zehn Jahren gibt es in ähnlicher Form vorweihnachtliche Überraschungen im ostsächsischen Rothenburg. Die Idee von dort regte Torsten Vogel an, 2002 auch in Hoyerswerda eine solche Initiative zu starten. Mit schwarzem Mantel und Laterne führt er die neugierige Schar selbst vom allabendlichen Treffpunkt an der Johanniskirche zu den einzelnen Türchen, hinter denen andere freiwillig und uneigennützig eine Überraschung vorbereitet haben. „Es ist unwahrscheinlich, was sich die Leute einfallen lassen“, findet Vogel. Die Aktion in Hoyerswerda soll vor allem Kinder bis zwölf Jahre erfreuen.

Ziffern suchen Teil des Rituals

Der Adventskalender in Görlitz spricht dagegen Besucher unterschiedlichen Alters an. Immer steht er unter einem Motto. „Görlitz baut um“ heißt es in diesem Jahr. Tatsächlich werde in der Stadt derzeit viel gebaut, etwa für die Polizei oder im Museum, sagt Gabriele Kretschmer. Wo der Weg des Görlitzer Lichtels, einer für die Aktion erfundenen Figur, genau hinführt, verrät sie jedoch nicht. Das Suchen der Ziffern gehört wie bei jedem Adventskalender zum Ritual. Alle beteiligten Häuser sind dazu mit großen Zahlen markiert. Die Lokalredaktion der regionalen Zeitung hilft täglich mit einem verschlüsselten Hinweis im Blatt bei der Suche nach dem geheimnisvollen Ort.

Täglich um 17.30 Uhr geht ein Türchen auf, hinter dem Geschichten, Musik oder Leckereien versteckt sind, frei von Kommerz und Stress, hebt Kretschmer hervor. Die Görlitzer können auf diese Weise ihre Stadt neu entdecken. Viel Unbekanntes habe sich in den vergangenen Jahren erschlossen. „Die Menschen staunen immer wieder. Sie kommen, um sich eine halbe Stunde überraschen und beschenken zu lassen.“ Vielen Menschen nimmt die Aktion auch die Hemmschwelle, eine Kirche zu betreten. Immer sonntags öffnet sich nämlich ein Gotteshaus für den Adventskalender.

Der Andrang in Görlitz ist längst so groß, dass sogar ein Megafon zum Einsatz kommt, damit bis in die hinteren Reihen möglichst alles zu verstehen ist. 150 bis 300 Leute finden sich täglich vor den Türchen ein. 600 Besucher in der Peterskirche war der bisherige Rekord, verrät Gabi Kretschmer. Für die Aktion in den kommenden Jahren gebe es noch genügend Potenzial. Die Organisatoren konnten sich ihre Mitstreiter bisher immer aus den Bewerbungen aussuchen. Längst sei die Görlitzer Idee auch andernorts aufgegriffen worden, etwa in Cottbus, Spremberg, Forst und Erfurt. (dpa)