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Fernfahrer mit Fernsehkarriere

Henri Tänzer fährt Lkw für eine Spedition in Strehla. Nebenbei ist er immer mal wieder im TV zu sehen. Dafür ließ er sich jetzt einsperren.

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© Sebastian Schultz

Von Eric Weser

Strehla/Riesa. Henri Tänzer steigt auf seinen Lkw und grinst. Heute ist Spätschicht angesagt. „Ich fahr’ bis Kassel und dann noch ein Stück, lade ab und bin dann morgen früh wieder zu Hause.“ Für den 30-Jährigen ist das Routine. Als Lkw-Fahrer bei der Strehlaer Spedition Tralo fährt er regelmäßig solche Touren. Sie gehören zur einen Seite in Henri Tänzers Leben. Die, zu der auch seine Freundin, seine kleine Tochter und die Wohnung in Riesa gehören. Und dann gibt es da noch die andere Seite.

Denn Henri Tänzer ist nicht nur Familienvater und Fernfahrer, sondern auch jemand, den es immer wieder ins Fernsehen zieht. Ab Herbst 2014 war der frühere Strehlaer in einer Nebenrolle in der RTL-Seifenoper „Berlin Models“ zu sehen. Dort verkörperte er den smarten Rico. Der sorgte als „Mädchen für alles“ für gute Laune in der Berliner Modelagentur, die im Mittelpunkt der Serie stand. Wegen geringer Einschaltquoten setzt RTL die Sendung jedoch Anfang 2015 ab.

Danach kehrte Henri Tänzer in seine sächsische Heimat zurück. Keine einfache Zeit, wie er sagt. „Aber mir ist damals bewusst geworden, dass das nicht alles ist und es Wichtiges im Leben gibt“, sagt er mit Blick auf seine TV-Karriere. Dennoch war Henri Tänzer danach weiter im Fernsehen zu sehen. Im März 2016 als Kandidat bei der Dating-Sendung „Take me out“ (dt.: Führ’ mich aus). Im November 2016 vergab er von Mehltheuer aus bei der ProSieben-Sendung „Deutschland tanzt“ Punkte.

Und auch dieses Jahr wird Henri Tänzer im TV zu sehen sein. Das Format heißt „Get the fuck out of my house“ (dt.: Verpiss’ dich aus meinem Haus) und erinnert an ein verschärftes „Big Brother“: Begleitet von Fernsehkameras ziehen einhundert Menschen in ein Einfamilienhaus und müssen dort miteinander auskommen. Wer das nicht packt, geht – oder wird rausgeworden. Die Schwierigkeit besteht darin, dass alles im Haus nur auf vier Personen ausgelegt ist. Wer als Letzter das Haus verlässt, gewinnt 100 000 Euro. – Die komplette Show ist bereits im Kasten. Gedreht wurde im Frühjahr in einem Ort in NRW.

Abschied unter Tränen

Die Zeit in dem Haus habe ihm einiges abverlangt, erzählt Henri Tänzer. 13 Kilo Gewicht habe er verloren. „Es gab ja immer nur Essen für vier Leute.“ Aber auch psychisch war der Aufenthalt belastend. Kontakt mit der Außenwelt gab es während der mehrwöchigen Drehs nämlich nicht. „Ich habe noch nie erlebt, wie schnell man zusammenwächst.“ Früher habe er nicht verstanden, wenn Hausbewohner weinten, als einer von ihnen gehen musste. Seit seiner Zeit in dem Haus verstehe er es.

Für den Fernseh-Dreh habe er fast seinen ganzen Jahresurlaub verbraucht, erzählt Henri Tänzer. Inzwischen hat ihn der Alltag daheim. Seinen Gewichtsverlust hat er zum Teil ausgeglichen. „Ich musste mich aber erst mal wieder dran gewöhnen, dass wieder alles im Kühlschrank ist, was man haben möchte“, lacht er.

Dass ihm sein Arbeitgeber die Ausflüge in die TV-Branche gestattet, dafür ist der Riesaer dankbar. Genauso wie dafür, dass er danach wieder auf dem sprichwörtlichen Bock sitzen kann. Denn Lkw zu fahren, das sei für ihn weit mehr als ein Job. „Das ist für mich pure Leidenschaft.“

Aber auch das Arbeiten fürs Fernsehen gehört zu Henri Tänzers Leidenschaften. Deswegen ist sein Name nach wie vor bei einigen Produktionsfirmen gelistet. Sollte es neue Angebote geben – er würde sie annehmen, sagt er. Aber nicht um jeden Preis. Ein geregeltes Leben mit Job und festem Einkommen, Familie, Freunden, „das ist mehr wert“, stellt er immer wieder klar.

Wie weit er bei seinem jüngsten TV-Ausflug eigentlich gekommen ist? Weit, aber ganz genau verrät Henri Tänzer es nicht. Für den 100 000-Euro-Gewinn hat es aber nicht gereicht. Was der 30-Jährige erlebt hat, wird man sehen können, wenn ProSieben die Show ausstrahlt. Die Sendung soll bis Jahresende ausgestrahlt werden, wann genau, ist aber noch offen.