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Es stinkt mehrmals in der Woche

Rund um die Radebeuler Gartenstraße ziehen regelmäßig üble Geruchswolken. Die Anwohner sorgen sich um ihre Gesundheit.

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© Symbolbild/Anne Hübschmann

Von Nina Schirmer

Radebeul. Elke Gebauer hat rote Punkte in ihren Kalender gemalt. Am 28. November ist der Kreisel besonders groß. Das war letzte Woche Dienstag und da hat es extrem gestunken. Jedes Mal, wenn es draußen schlecht riecht, trägt die Rentnerin es ein. In der Regel kommt das mindestens zwei Mal in der Woche vor. Manchmal auch öfter, sagt sie.

Elke Gebauer gehört zu den Radebeulern, die rund um die Gartenstraße wohnen und dort einer unangenehmen Geruchsbelästigung ausgesetzt sind. Der Gestank zieht von draußen in ihre Wohnungen und setzt sich dort fest. „Es riecht dann auch in manchen Ecken in den Zimmern“, sagt die Anwohnerin. Es fällt ihr schwer, den ekligen Geruch genauer zu beschreiben. Sie könne gar nicht erklären, nach was es stinkt. „Für mich ist das ein Brechmittel“, sagt die Seniorin. Ihre Nachbarin Maria Berg-Holldack beschreibt den Gestank als chemisch. „Das riecht so giftig“, sagt sie und macht sich deshalb Sorgen. Was, wenn der Stoff in der Luft gesundheitsschädlich ist? „Wir wollen endlich Aufklärung, was das ist.“

Zum ersten Mal ist der Gestank vor gut zwei Jahren aufgetreten. Die Anwohner hatten sich damals noch lange zurückgehalten. Als es nach über einem Jahr nicht besser wurde, machten sie das Problem öffentlich. Die SZ berichtete über den Gestank und den Verdacht der Anwohner, dass eine Firma in der Umgebung dafür verantwortlich ist.

Sie gehen davon aus, dass die üblen Geruchswolken vom Waffelgerätehersteller Rapido-Hebenstreit kommen. Bei einem Rundgang auf dem Firmengelände hatten einige Nachbarn eine Maschine entdeckt, von der ihrer Meinung nach der Gestank ausgeht. Wahrscheinlich eine Fräse, in der eine Mischung aus heißen Metallspänen und Kühlmittel den Geruch verursacht.

Von der Firma gab es damals keinen Kommentar zu dem Problem. Inzwischen ist wieder ein Jahr vergangen und es stinkt weiter mehrmals in der Woche. Die Anwohner können dann nicht mal ein Fenster aufmachen, sagen sie. Die SZ hat deshalb erneut bei Rapido-Hebenstreit nachgefragt. Von der Firma wollten wir wissen, ob es sein kann, dass der unangenehme Geruch auf dem Firmengelände entsteht. Auch, ob die Firma in irgend einer Form an dem Problem arbeitet. Die Bitte um ein Gespräch blieb jedoch unbeantwortet.

„Die sitzen das aus“, vermutet Elke Gebauer und ärgert sich sehr über diese mutmaßliche Taktik des Unternehmens. Bis heute hätte sich Hebenstreit auch nicht bei den Anwohnern gemeldet und auf ihre Fragen reagiert. Die Seniorin wohnt seit 45 Jahren an der Gartenstraße, aber so etwas habe sie noch nie erlebt.

Dabei wird die Firma offenbar sogar aktiv gegen die Geruchsbelästigung. Das zumindest teilt das Umweltamt des Landkreises Meißen mit. „ Nach mehreren Vorortbegehungen durch unsere Mitarbeiter bei der Firma konnten im Umfeld der Spänelagerung Gerüche festgestellt werden“, heißt es aus der Behörde. „Aus diesem Grund stellt der Betreiber derzeit sein Spänemanagement um, indem er geschlossene Container verwendet und diese in kürzeren Intervallen abholen lässt.“ Ob die Geruchsbelästigung dadurch eingedämmt wird, prüfe das Umweltamt derzeit.

Einzelne Beschwerdeführer stehen weiterhin im Kontakt mit dem Umweltamt. Sie führen Tagebuch darüber, wann der Gestank auftritt und wie intensiv er ist. Bei all dem Ärger gibt es von der Behörde immerhin ein positives Signal. Die Gerüche stellten zwar eine Belästigung dar, heißt es von dort. Es sei aber davon auszugehen, dass rund um die Gartenstraße keine giftigen oder gesundheitsschädlichen Stoffe freigesetzt werden. Die Anwohner fordern trotzdem, dass der Waffelgerätehersteller endlich etwas an der unangenehmen Situation ändert.