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Ein Luxus-Hotel für vier Pfoten

Familienanschluss inklusive: Betreiber eines Hundehotels in Coswig teilen ihre Couch mit den Vierbeinern - und manchmal sogar das Schlafzimmer. Dafür bringen Tierhalter ihre Hunde aus ganz Deutschland nach Sachsen.

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Von Christiane Raatz

Dresden. Bunt gestreifte Strandkörbe stehen im feinkörnigen Sand, dazwischen kleine Palmen, nur wenige Meter entfernt glitzert blau-grün der Badeteich. In einem der Strandkörbe neckt sich Tigger liebevoll mit Blini - kein frisch verliebtes Pärchen, sondern zwei spielende Hunde. Das kleine Urlaubsparadies mitten in Coswig, nicht weit von Dresden entfernt, ist reserviert für Hunde - ein Hotel für vier Pfoten.

„Den Hunden soll es im Urlaub genau so gut gehen wie Herrchen und Frauchen“, sagt Heiko Dawedeit. Gemeinsam mit seiner Frau Jana Schmidt hat er 2011 das Hundehotel „Pfötchen-Service Sachsen“ eröffnet, höchstens zehn Gasthunde nehmen sie auf. Jetzt, im Sommer, haben sie Hochsaison. „Wir haben keine Zwinger, keine extra Zimmer, wir leben mit allen Hunden gemeinsam im Haus“, erzählt Jana Schmidt. Nur das eigene Bett ist tabu, ins Schlafzimmer aber darf der eine oder andere vierbeinige Gast schon mal. „Wenn er krank ist oder es von zu Hause so gewohnt ist.“

Konzept des „offenen Rudels“

Das Coswiger Hundehotel ist nach eigenen Angaben eines der wenigen, die nach dem Konzept „offenes Rudel“ arbeiten. Mittlerweile bringen Kunden aus ganz Deutschland ihre Vierbeiner nach Coswig, selbst aus Österreich oder der Schweiz sind einige schon angereist. Manche Prominente legen einen Zwischenstopp am Dresdner Flughafen ein, um ihre Vierbeiner dem Shuttle-Service des Hotels zu übergeben.

Für die Dresdner Tierpsychologin Sophie Bärschneider steht an erster Stelle, dass die Hunde in einer Pension nicht im Zwinger, sondern in Gruppen gehalten werden - am besten mit Familienanschluss. „Umso leichter fällt ihnen die Trennung von der eigenen Familie“, sagt sie.

Eine offizielle Zahl deutscher Tierhotels gibt es nicht. Zu gering ist die Anzahl der Einrichtungen, die sich auf Hunde spezialisiert haben, sagte eine Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes. Weil eine einheitliche Zertifizierung fehlt, gibt der Tierschutzbund auf seiner Internetseite Tipps, was Halter bei der Auswahl einer Pension beachten sollten - etwa, ob die Hunde genügend Auslauf haben oder die Betreiber über einen Sachkunde-Nachweis verfügen.

Den haben Jana Schmidt und Heiko Dawedeit - ebenso wie genügend Platz: Auf rund 3000 Quadratmetern können sich die Hunde austoben, ein 4000 Quadratmeter großes Waldstück soll demnächst dazukommen. Mit dem Hundehotel ist für das Paar ein Traum in Erfüllung gegangen. Jahrelang haben sie nach einem Platz für sich, die beiden Töchter und die vier Familienhunde - drei elegante spanische Windhunde und einen kleinen Prager Rattler - gesucht. Bis sie 2010 auf das ehemalige Bahnwärterhäuschen stießen. Jede Stunde rattert zwar hier der Zug vorbei. „Aber daran haben wir uns schnell gewöhnt.“ Umgeben von Wald und Wiesen stört das Hundegebell niemanden.

Nacht geht früh zu Ende

Ein Tag im Hundehotel beginnt zeitig: Jeden Morgen um 5.30 Uhr klingelt der Wecker - an 365 Tagen im Jahr. „Dann werden die Tiere langsam unruhig und wollen raus.“ Bevor die Hoteliers sich selbst an den Frühstückstisch setzen, bekommen die Hunde ihr Futter - jeder das, was er von zu Hause kennt. Dann stehen Ballspiele, Gassi gehen und Herumtoben auf dem Programm. Zum Entspannen gibt es ein Blockhaus im Garten mit Kissen und Sofas. Wer möchte, kann seinen Hund von Jana Schmidt, die einen eigenen Hundesalon betreibt, auch frisieren oder mit einer Massage verwöhnen lassen. Zwischen 15 und 35 Euro kostet der Aufenthalt für die Hunde pro Tag.

Unterdessen pflügt Zorro, ein Golden Retriever, durch den Badeteich, der schokobraune Labrador Max hat sich auf die helle Ledercouch im Wohnzimmer zurückgezogen. „Das ist schon die vierte in vier Jahren“, erzählt Dawedeit. Scharfe Hundekrallen haben ihre Spuren hinterlassen. Schaut die Familie abends fern, sind die Hunde mit dabei - und machen sich gern auf der Couch breit. „Dann nehme ich mir eben ein Kissen und setze mich auf den Fußboden“, sagt Dawedeit. Für die vierköpfige Familie stehen die Hunde im Mittelpunkt - ihre eigenen und die Gäste. „Ein Leben ohne Vierbeiner - unmöglich.“ (dpa)