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Ein Lob der Reformante

Ein Spitzenpolitiker gibt überraschende Einblicke in seine Kindheit. Ein anderer kann Polizist werden. Ein „Sächsisch betrachtet“ von Thilo Alexe.

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© Robert Michael

Im Landtag macht er das nicht mehr. Frank Kupfer, der Chef der CDU-Fraktion, warf als Schüler einmal Knete an die Decke des Klassenzimmers. Er erhielt einen Tadel, erinnerte sich der Abgeordnete in der jüngsten Debatte zur Schulpolitik. Und jetzt kommt es: Sein Vater fand das korrekt und hat dem kleinen Frank, wie Kupfer erzählte, eine Reformante gehalten.

Der Duden kennt das Wort leider nicht, es ist ein schönes sächsisches und bedeutet Strafpredigt. Kupfer warnt davor, dass Eltern bei solchen Konflikten Anwälte nehmen und die Autorität der Lehrer untergraben. Für ihn sei klar gewesen, dass er das, was der Lehrer sagt, akzeptieren müsse. Während der Rede im Landtag erhielt Kupfer Beifall der CDU. Eine Linkenabgeordnete konnte sich einen Zwischenruf nicht verkneifen: „Ja nichts hinterfragen.“

Dieser Ministerpräsident kann sich selbst auf den Arm nehmen, und das ist auch gut so. Unlängst sprach Michael Kretschmer vor CDU-Mitgliedern zum Dauerbrenner innere Sicherheit: Die Partei korrigiere ihren Sparkurs und stocke bei der Polizei auf. Schwierigkeiten gibt es überraschenderweise nicht beim Geld. Früher, sagte der Regierungschef, hätten sich fast nur Zwei-Meter-Männer beworben. Das sei nun nicht mehr so.

Irgendwann, mutmaßte Kretschmer, nimmt die Polizei auch einen wie ihn. Wohlwollende Lacher hatte er auf seiner Seite. Kretschmer schränkte zwar ein, dass er wohl bereits jetzt eingestellt würde. Dennoch: Selbstironie im bislang eher barocken hiesigen Politikstil ist erfrischend.