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Ein Jahr Homo-Ehe - Hunderte Trauungen in Sachen

Schwule und lesbische Paare können seit einem Jahr in Deutschland heiraten. In Sachsen machten Hunderte davon Gebrauch. Aber es gibt große regionale Unterschiede.

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Leipzig. Ein Jahr nach der Einführung der Ehe für alle haben Hunderte gleichgeschlechtliche Paare in Sachsen geheiratet. Besonders in den großen Städten wie Leipzig und Dresden war die Nachfrage groß. In kleineren wie Plauen und Görlitz gaben sich dagegen nur wenige Homosexuelle das Ja-Wort, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei den Standesämtern ergab.

In Leipzig wurden 392 gleichgeschlechtliche Ehen geschlossen, wie ein Sprecher der Stadtverwaltung mitteilte. Das waren gut 19 Prozent aller Trauungen. In Dresden wurden 164 gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften in eine Ehe umgewandelt, 64 Paare heirateten bis Ende August, wie das Standesamt der Landeshauptstadt mitteilte.

In Städten wie Plauen und Görlitz ist das Interesse an der Homo-Ehe hingegen nach wie vor gering. Derzeit gebe es keine Anmeldungen, sagte eine Sprecherin der Stadtverwaltung Görlitz. Seit dem 1. Oktober 2017 habe es 17 Eheschließungen gegeben. Auch in Plauen liegen derzeit keine Anmeldungen für eine gleichgeschlechtliche Eheschließung vor, sagte eine Sprecherin. Bislang hätten sieben Paare ihre Lebenspartnerschaft in eine Ehe umgewandelt.

An einem besonderen Ort, in der Hochzeitskapelle Callenberg im Landkreis Zwickau, gaben sich Debora Lautenschläger und Nadine Oltersdorf aus Lichtenstein im Erzgebirge das Jawort. Nach Angaben des Besitzers Tino Taubert ist es der erste religionsfreie Kirchenneubau in Deutschland. „Wir haben lange für diesen Tag gekämpft und uns diesen Ort ausgesucht, weil die Kapelle das Flair einer Kirche hat, aber keine Kirche ist“, sagte Nadine Oltersdorf. „Kirchlich dürfen wir ja nicht heiraten.“

Die Trauung bedeutet für das Paar mehr Anerkennung in der Gesellschaft. Der größte Wunsch der beiden ist derzeit ein Kind. „Wir wollen es nicht adoptieren, sondern Debora soll es austragen“, sagte Nadine Olterdorf. Etwas zwiespältig sehe sie dabei rechtliche Dinge, da sie als nicht-leibliche Mutter nicht automatisch Mama sei. „Ich muss das Kind erst als Stiefkind adoptieren, um auch das Sorgerecht zu bekommen“, sagte die 39-Jährige.

Die Ehe für alle war im Sommer des vergangenen Jahres vom Bundestag beschlossen worden. Zuvor war Bundeskanzlerin Angela Merkel vom klaren Nein der CDU in dieser Frage abgerückt. Bei der Abstimmung ohne Fraktionszwang stimmten auch Abgeordnete der Union für die gleichgeschlechtliche Ehe. Seit dem 1. Oktober 2017 können schwule und lesbische Paare in Deutschland heiraten. (dpa)