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Ein geschenkter Urlaub an der Ostsee

Ein Bautzener hat letzten Sommer seine Frau verloren. Er und der behinderte Sohn sind nun in einer finanziellen Notlage. Doch die Hilfsbereitschaft ist groß.

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© Uwe Soeder

Von Jana Ulbrich

Eine solche Welle der Hilfsbereitschaft, der Warmherzigkeit und der Nächstenliebe hätte sich Frank Fischer* niemals träumen lassen. „Das hat mich total überwältigt“, sagt er. Und dem starken Mann kommen Tränen der Rührung. „Ich kann mich ja nicht mal persönlich bedanken.“

Kurz vor Weihnachten stand die bewegende Geschichte des Bautzeners in der SZ. Frank Fischer hat im vergangenen Sommer seine Frau verloren, seine große Liebe, mit der er 29 Jahre lang verheiratet war. Mit nur 51 Jahren war sie gestorben. Genau vier Wochen und drei Tage nach jener Nacht, in der sie ihren Mann aufgeregt geweckt hatte: Irgendwas stimmt nicht mit mir, hatte sie gesagt. Ein paar Tage später dann die Diagnose: offener Brustkrebs, äußerst aggressiv, überall im Körper schon Metastasen.

Der 52-Jährige kann ihren Tod nur schwer verkraften. Und auch für den 17-jährigen Sohn ist es schwierig. Er ist behindert, leidet an Epilepsie und am Asperger-Syndrom, einer schweren Form des Autismus. Gemeinsam versuchen Vater und Sohn, die neue Situation zu meistern. Viel Hilfe in ihrer Trauer bekommen sie vom Hospizdienst der Bautzener Diakonie. Und auch die Stiftung Lichtblick hat geholfen.

Noch nie in einem Hotel übernachtet

Um die Beerdigung bezahlen zu können, musste Frank Fischer zum Sozialamt gehen. Er habe sich geschämt als Bittsteller, sagt er. Deswegen hat er auch darum gebeten, nicht mit seinem richtigen Namen in der Zeitung zu stehen. Aber seine Geschichte wollte er erzählen. „So kann ich mich bei der Stiftung und bei allen Spendern bedanken, die dazu beitragen, dass es Lichtblick gibt“, sagt er. Er konnte mit der Spende den Grabstein bezahlen. Was auf den Artikel in der SZ folgte, kann Frank Fischer noch immer nicht ganz fassen. „Ich erlebe gerade etwas so unglaublich Schönes, das haut mich richtig um“, sagt er. Zahlreiche Spenden wurden nach der Veröffentlichung beim Hospizdienst der Diakonie mit der Bitte abgegeben, sie an den Vater und seinen Sohn weiterzugeben.

Die allergrößte Spende: Eine Familie aus der Nähe von Bautzen, die ebenfalls unerkannt bleiben möchte, hat für die beiden kurzerhand ein Hotelzimmer an der Ostsee gebucht – eine ganze Woche lang, einschließlich Halbpension.

Frank Fischer war noch nie so richtig im Urlaub, und er hat noch nie in seinem Leben in einem Hotel übernachtet. Deshalb ist er jetzt aufgeregt und überglücklich. Schon seit Tagen packt er Sachen, schmiedet Pläne, was sie sich alles ansehen wollen auf Usedom. Am Sonntag geht es los. „Wir werden uns den Wind um die Ohren blasen lassen und mal wieder richtig durchatmen“, freut er sich. Auch er kennt die Spender dieses Urlaubs nicht. „Ich will mich ganz, ganz herzlich bedanken“, sagt er gerührt.

Auch das ist es, was eine Lichtblick-Spende so wertvoll für die Betroffenen macht, sagt Renate Diener vom Hospizdienst, die schon von Anfang an mit der Stiftung zusammenarbeitet. 182-mal konnte Lichtblick im vorigen Jahr allein im Kreis Bautzen helfen, 49-mal schon in diesem Jahr. Und immer sind es Menschen wie Frank Fischer, die unverschuldet in eine finanzielle Notlage geraten sind.

* Name geändert