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Ein Chardonnay aus Sachsen

Der Wein ist im Keller. Sachsens Winzer waren selten so zeitig mit der Lese fertig wie in diesem Jahr. Wegen der Klimaerwärmung steigen einige auf neue Sorten um.

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© Jürgen Lösel

Dresden/Meißen. Der warme Frühling und Sommer haben den Winzern in Sachsen ein Ausnahmejahr beschert. „Wir rechnen 2018 mit einer sehr guten Qualität und Quantität“, teilte der Weinbauverband Sachsen in Meißen mit. Die Erntemenge werde jedoch das Vorjahresergebnis von 26 200 Hektolitern wohl nicht ganz erreichen. Genaue Zahlen liegen noch nicht vor.

Die Trauben hätten einen Reifevorsprung von rund drei Wochen gehabt, hieß es. Dadurch hätten frühreife Trauben schon Anfang August die gewünschte Qualität gehabt. Mit rund 500 Hektar bestockter Rebfläche gehört Sachsen zu den kleinsten Anbaugebieten in Deutschland.

Die Winzer im Elbtal zwischen Meißen und Pillnitz waren in diesem Jahr so schnell mit der Lese fertig wie schon lange nicht. In der Regel hatten sie den Wein schon Ende September in den Kellern. „Bei einigen frühen Sorten mussten wir uns regelrecht beeilen“, sagt Jan Ulrich vom gleichnamigen Weingut in Diesbar-Seußlitz bei Meißen. „Es gab Fälle, da waren die Trauben schon fast zu reif.“

Zu reif bedeutet: Zu viel Süße und damit relativ viel Alkohol. „Dann ist kaum noch ein frischer, spritziger Wein zu machen“, sagte Ulrich. Möglicherweise werde deshalb der Alkoholgehalt beim Wein des 2018er Jahrgangs statt der üblichen etwa 12,5 Volumenprozent etwas steigen auf 13 oder gar 14 Prozent. Wie gut der Wein wirklich ist, werde sich im nächsten Frühjahr zeigen.

Einige Winzer haben sich vor allem in Juni und etwas mehr Regen gewünscht, so zwei drei Tage im Monat, und etwas Kühle in den Nächten. Dennoch fällt das Urteil eindeutig aus: „Es war ein gutes Weinjahr. Erträge sehr gut, die Qualität der roten und weißen Burgundersorten sehr gut, auch der Tramin top“, sagte Winzer Karl Fiedrich Aust.

„Es sind Weine mit einer schönen Fruchtigkeit und dezentem Restzucker zu erwarten. An diesen Jahrgang wird man sich lange erinnern.“ Nach schon zwei guten Jahren zuvor werde der Klimawandel deutlich spürbar und Sachsen immer mehr zur „Wein-Trendregion“, optimal für Weinbau. Dennoch: So weit nördlich bleibe immer ein Risiko.

Mit der Klimaerwärmung erproben Sachsens Winzer zunehmend Weinsorten, die in der Region bisher nicht vertreten waren. So haben Ulrich zufolge einige Weingüter begonnen, Sauvignon Blanc und Chardonnay anzubauen. „So etwas war früher nicht möglich.“

Matthias Schuh hat in seinem Weinberg noch einige Trauben Riesling hängen lassen. Er hofft auf Edelfäule, um dann Wein mit dem Prädikat Beerenauslese oder gar Trockenbeerenauslese zu gewinnen. Doch der Pilz braucht Nebel und feuchtwarmes Wetter. „Ich warte noch zwei Wochen“, sagte Schuh. Dann werde er die restlichen Reben einholen. (dpa)