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Der „Karlex“ hat die letzte Station erreicht

Einer der legendären DDR-Expresszüge wird in Chemnitz wieder zugänglich gemacht.

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Von Carola Benz

Sie hießen „Karlex“, „Vindobona“ oder „Berlinaren“ und bildeten die Vorzeigeflotte der Deutschen Reichsbahn (DR) auf internationalen Strecken – die Dieseltriebzüge der Baureihe 175.

Einer machte unter dem Namen „Solaris-Express“ vor etwa zehn Jahren in Chemnitz Station und diente einige Zeit als Restaurant neben dem Deutschen Spielemuseum. Vor einigen Wochen hat der gelb-rote Triebzug mit der Nummer VT18.16.03 – von zwei Dieselloks gezogen – seine wohl letzte Reise angetreten. Jetzt steht er im Sächsischen Eisenbahnmuseum (SEM) in Chemnitz-Hilbersdorf, als Dauerleihgabe des Eigentümers, eines Chemnitzer Unternehmers. Der letzte Gastronomie-Pächter hatte vor mehr als zwei Jahren das Handtuch geworfen. Als neue Attraktion im Eisenbahnmuseum soll der auch als ICE-Vorgänger bezeichnete Zug als Schauobjekt und auch wieder gastronomischen Zwecken dienen. „Vorher müssen wir die Außenhaut ausbessern und im Innern einiges erneuern“, sagt Museumseisenbahner Frank Menzel. Nach Jahren ohne die früher bahnübliche Überholung ist im wahren Sinne des Wortes der Lack ab. Moos- und Rostflecken machen sich breit. Fußböden sind durchgefault. Schon in wenigen Wochen soll der Expresszug von einst empfangsbereit sein.

„Mit dem ‚Karlex‘ haben wir unsere Sammlung an Dieseltriebfahrzeugen komplettiert“, sagt Menzel. Immerhin ist es einer der letzten einer Serie von acht Zügen, die einst vom VEB Waggonbau Görlitz für die Reichsbahn entwickelt und gebaut wurden. Nach der Premiere auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1963 erfolgte der erste internationale Einsatz 1964 von Berlin nach Kopenhagen. Bis 1981 fuhren die Züge nach Wien, Karlovy Vary (Karlsbad) und Malmö, dann wurden fast alle SVT175 verschrottet.

Neben der Nummer 03, die in den 80er Jahren unter dem Namen „Thälmann-Zug“ als Jugendklub rollte, gibt es nur noch einen Zug im Eigentum der Bahn in Berlin. Dessen letzte Fahrt fand im Frühjahr 2003 statt. Der Chemnitzer Zug kann nicht mehr aus eigener Kraft reisen. Die Motoren wurden vor Jahren ausgebaut. (ddp)