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Chemnitzer protestieren gegen Neonazi-Aufmarsch

Mehr als 1000 Menschen haben am Freitag in Chemnitz friedlich gegen einen Aufmarsch der rechtsextremen NPD protestiert.

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Chemnitz - Die Polizei meldete bis zum Abend keine Zwischenfälle. Die NPD hatte ihren Aufzug gerichtlich durchgesetzt. Wegen eines Auflagenbescheids der Stadtverwaltung konnten die Neonazis allerdings nur auf einer Ausweichroute demonstrieren. Beobachter sprachen von 400 bis 600 Rechtsextremisten, so viele waren noch nie zuvor am Jahrestag des folgenschwersten Chemnitz-Bombardements des Zweiten Weltkriegs aufmarschiert. Bei dem Luftangriff waren in der Nacht zum 6. März 1945 mehr als 2100 Menschen ums Leben gekommen, weite Teile der Innenstadt wurden zerstört. Seit 2002 wird in Chemnitz aus diesem Anlass am 5. März der „Friedenstag“ begangen. Er begann auch in diesem Jahr am Morgen mit der traditionellen Kranzniederlegung am Mahnmal für die Bombenopfer auf dem städtischen Friedhof.

Am Rande der Zeremonie sagte Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (SPD): „Das Schlimmste, was den Opfern passieren kann, ist, dass sie von Nazis missbraucht werden.“ Ludwig gehörte zu den Erstunterzeichnern eines Aufrufs für eine Kundgebung unter dem Motto „Kein Platz für Nazis“. Das parteiübergreifende „Bündnis für Frieden und Toleranz“ hatte auf bis zu 2000 friedliche Teilnehmer gehofft.

In der vergangenen Woche war die Stadtverwaltung vor Gericht mit ihrem Versuch gescheitert, den von der NPD angemeldeten Trauermarsch zu verbieten. Die Polizei war am Freitag mit einem Großaufgebot im Einsatz. Unterstützung erhielten die Beamten aus Sachsen von der Bundespolizei sowie von Bereitschaftspolizisten aus Bayern, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. In Dresden hatten Neonazis ihren genehmigten Trauermarsch vor drei Wochen wegen Tausender Blockierer auf der vorgesehenen Demonstrationsroute nicht abhalten können.

Zum 7. Mal wurde am Freitag auch der undotierte „Chemnitzer Friedenspreis“ vergeben. Er ging in diesem Jahr an die Evangelisch- Lutherische Stiftsgemeinde Chemnitz-Ebersdorf. Die Jury begründete ihre Entscheidung mit dem Engagement der Christen gegen die Vereinnahmung des örtlichen Kriegerdenkmals durch Neonazis. (dpa)