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Chemnitz will die Ostrale

Die Macher der Kunstausstellung denken offenbar darüber nach, Dresden zu verlassen.

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© Arno Burgi/dpa

Ausgerechnet Chemnitz: Nach zähen Verhandlungen zwischen der Stadt Dresden und der Ostrale über den künftigen Standort wurde jetzt bekannt, dass die Stadt Chemnitz die Kunstausstellung zu sich holen will. Es bestehe „großes Interesse, die Ostrale mit einem Standort Chemnitz in Sachsen zu halten“, teilte die Stadtverwaltung mit und bestätigte damit entsprechende Medienberichte. Im Juni werde der Stadtrat über den Vorschlag beraten. Für den Umzug müssten noch die vertraglichen, räumlichen und finanziellen Grundlagen vorbereitet werden. Für die Stadt wäre es ein Coup: Chemnitz will sich, ebenso wie Dresden, 2025 um den Titel Europäische Kulturhauptstadt bewerben.

Das internationale Ostrale-Treffen zeitgenössischer Künstler findet seit 2007 einmal im Jahr über mehrere Wochen hinweg im Dresdner Ostragehege statt. Voriges Jahr gab es mit fast 30 000 Besuchern einen Publikumsrekord. Dennoch wurde der Ostrale der Mietvertrag am bisherigen Standort gekündigt, aufgrund der sanierungsbedürftigen Futterställe. Dieses Jahr legt die Ausstellung eine Pause ein.

Die Morgenpost berichtete nun, dass Chemnitz für die Ausstellung zeitgenössischer Kunst jährlich 250 000 Euro bereitstellen will. Die Ostrale-Leiterin Andrea Hilger bestätigte in einer schriftlichen Erklärung, dass derzeit alternative Standorte geprüft würden und dass Chemnitz „in der Tat ein faszinierender Ort“ dafür sei. „Unsere Suche nach Alternativen ist die notwendige Konsequenz eines jahrelangen Kampfes darum, die erreichte Dimension und Qualität sowie eine weitere Professionalisierung der Ostrale unter anderem mit geeigneten Räumlichkeiten abzusichern“, so Hilger. Soll mit Berichten über einen möglichen Wegzug Druck auf die Stadt Dresden aufgebaut werden, um mehr Entgegenkommen zu bewirken? Dass die Sondierungen mit Chemnitz zu diesem Zeitpunkt an die Öffentlichkeit gekommen sind, war jedenfalls angeblich nicht beabsichtigt: „Das hat die Ostrale überrascht und war so nicht geplant“, sagte Ostrale-Sprecher Tobias Blaurock der Sächsischen Zeitung.

Es geht auch ums Geld

Die Stadtverwaltung Dresden reagierte ebenfalls überrascht auf den Vorstoß und bedauerte die Signale der Ostrale-Leitung. Sowohl die Verwaltung als auch der Stadtrat hätten sich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Zukunft der Ostrale befasst, zuletzt in einer Sondersitzung im April. Die Landeshauptstadt fördert die Ausstellung 2018 mit 82 000 Euro aus der kommunalen Kulturförderung. Es handele sich um die höchste Fördersumme im Fachbereich Bildende Kunst für einen einzelnen Träger, hieß es.

Nach Angaben der Stadtverwaltung kostet die Sanierung des derzeitigen Standortes der Ausstellung in den ehemaligen Futterställen im Ostra-Gelände rund elf Millionen Euro. Über die Finanzierung werden Stadtverwaltung und Stadtrat noch beraten. Ein detailliertes und schlüssiges Konzept der Ostrale für einen ganzjährigen Betrieb des sanierten Gebäudes sei jedoch bislang noch nicht vorgelegt worden.

Die Messe Dresden habe der Ostrale angeboten, die Ausstellung 2019 mit einer verkürzten Laufzeit in ihren Räumlichkeiten zu veranstalten. Das Angebot nahm die Ostrale der Stadtverwaltung zufolge bisher nicht an. (epd/SZ)