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Boof-Verbot! Bayerin will Schadensersatz

Schließlich sei sie umsonst in die Sächsische Schweiz gereist.

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© SZ/G. Klehm

Von Gunnar Klehm

Das bringt selbst den ruhigen Verwaltungsangestellten in Rage. „Bei manchen Erwachsenen ist die Wahrnehmung dieser Gefahr auf dem Niveau eines Schulkindes“, schimpft Andreas Geschu von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Pirna. Was er bei der Dankeschönveranstaltung für die Feuerwehrleute und sonstigen Einsatzkräfte, die tagelang einen Waldbrand im Basteigebiet löschten, erzählt, löst auch bei seinen Zuhörern Kopfschütteln aus. Da habe kürzlich bei ihm eine Frau aus Bayern angerufen, die extra zum Boofen, also dem Freiübernachten, in die Sächsische Schweiz anreiste. „Die Frau beschwerte sich, dass das derzeit nicht erlaubt ist, und wollte wissen, wer nun für den Schaden aufkommt, schließlich sei sie ja umsonst angereist“, berichtet Geschu.

Allein im Nationalpark Sächsische Schweiz gab es in diesem Jahr bereits 15 Waldbrände. Erst Ende vergangener Woche musste die Feuerwehr Ottendorf ausrücken, weil ein Blitzschlag in der Nähe des Zeughauses einen Baum getroffen hatte und sich ein Schwelbrand entwickelte. „Dank des schnellen Eingreifens der Feuerwehr konnte ein größerer Schaden verhindert werden“, sagt der Chef der Nationalparkverwaltung, Dietrich Butter. Blitzschlag ist auch bei zwei weiteren Bränden als Ursache wahrscheinlich. Bei zwölf weiteren Bränden sei aber menschlicher Einfluss wie das Rauchen oder illegales Feuern als Ursache naheliegend. Beweise dazu liegen jedoch nicht vor.

Zumindest starke Indizien gibt es beim Großbrand, der vergangene Woche im Basteigebiet Hunderte Einsatzkräfte in Atem hielt. Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Brandstiftung. Etwas unterhalb des Felsens, auf dem es brannte, wurde eine illegale Boofe festgestellt, die offensichtlich überhastet verlassen wurde. Zahlreiche persönliche Dinge wurden sichergestellt. Über diesen Fall berichtete der Fernsehsender MDR am Sonntag auch in der Sendung „Kripo live“. Bislang seien schon mehrere Hinweise zum Sachverhalt eingegangen. „Ob sich darunter eine heiße Spur zu den beiden Personen befindet, werden die Ermittlungen zeigen“, heißt es dazu aus der Polizeidirektion Dresden.

Auf insgesamt 15 000 Quadratmetern hatte es am 2. und 3. August auf einem benachbarten Felsriff des Basteimassivs gebrannt. Noch eine Woche später mussten Glutnester gelöscht werden, wo es unterirdisch weiter schwelte. Erst seit vier Tagen ist nichts mehr von den Brandwachen entdeckt worden, die zweimal am Tag den Brandort in dem unwegsamen, zerklüfteten Gelände ablaufen. Für den Notfall ist eine Schlauchleitung von der Elbe auf den Felsen liegen geblieben. Zusätzlich hat die Feuerwehr ein mobiles Becken im Wald aufgestellt und mit etwa zwei Kubikmetern Löschwasser gefüllt.

Doch selbst wenn die Personen ermittelt werden können, denen die Sachen in der illegalen Boofe gehören, ist damit die Entstehung des Feuers noch nicht geklärt. „Den Personen droht dann erst mal nur ein Ordnungswidrigkeitsverfahren, weil sie in der Kernzone des Nationalparks verbotenerweise die Wege verlassen haben“, sagt Nationalparkleiter Dietrich Butter.

Tägliche Kontrollen

Seit 20. Juli gilt im gesamten Landschaftsschutzgebiet Sächsische Schweiz, zu dem der Nationalpark gehört, wegen der hohen Waldbrandgefahr nächtliches Betretungsverbot von 21 Uhr bis 6 Uhr. Die einzige Ausnahme sind die Trekkinghütten auf dem Forststeig im linkselbischen Elbsandstein. „Die müssen aber bis 21 Uhr erreicht sein“, heißt es vom zuständigen Sachsenforst. Tagsüber darf der Wald des Landschaftsschutzgebietes jedoch besucht werden. Allerdings darf man die Waldwege nicht verlassen.

Trotz zahlreicher Hinweistafeln und Informationen in den verschiedensten Medien gibt es weiterhin Menschen, die trotzdem boofen wollen. Am Freitag hat die Nationalparkwacht zwei Personen im Gebiet Schmilka erwischt und die Personalien aufgenommen. „Damit wird ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet“, sagt Hanspeter Mayr, Sprecher der Nationalparkverwaltung.

In allen fünf Nationalparkrevieren gibt es jeden Tag Kontrollgänge an den bekannten Übernachtungsstellen. 58 sind offiziell im Nationalpark gekennzeichnet. Die sind in der Tradition des Sächsischen Klettersports begründet. Bergsteiger waren die Ersten, die unter Felsvorsprüngen übernachtet haben, um morgens schneller am Berg zu sein. Inzwischen sind es aber nicht mehr nur Kletterer, sondern auch Erlebnistouristen oder auch Fotografen, die auf das perfekte Fotomotiv warten.