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Bewährungsstrafe für Waffennarren

Bei einem Hausbrand stieß die Moritzburger Feuerwehr auf ein ganzes Waffenlager. Eine Wehrmachtspistole wurde dem Besitzer zum Verhängnis.

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© SZ-Archiv: Roland Halkasch

Von Sven Görner

Friedewald. Vor dem Amtsgericht Meißen wurde am Dienstag gegen Udo K. aus Friedewald verhandelt. Der Grund: unerlaubter Besitz von drei Schusswaffen. Dabei ging es um ein Gewehr und zwei Pistolen. Weil eine davon eine halbautomatische Waffe war – eine alte Wehrmachtspistole – drohten dem Besitzer sechs Monate Haft.

Größere Gefahr für die Brandbekämpfer ging allerdings von großen Mengen Munition und Waffen aus, die im Keller lagerten.
Größere Gefahr für die Brandbekämpfer ging allerdings von großen Mengen Munition und Waffen aus, die im Keller lagerten. © SZ-Archiv/Roland Halkasch

Der Beginn der Geschichte liegt ein knappes halbes Jahr zurück. An einem Freitagvormittag im November, wurde die Feuerwehr zu einem Feuer im Moritzburger Ortsteil Friedewald gerufen. Als Einsatzleiter Klaus Schiffner hörte, dass ein Haus auf der Karlstraße brennt, dachte er sofort an die schwierige Anfahrt. An der schwer zugänglichen Stelle war vor ein paar Jahren das Zugunglück auf der Lößnitzgrundbahn passiert. Doch die enge steile Straße sollte sich sehr schnell als das kleinste Problem für die freiwilligen Brandbekämpfer herausstellen.

Weil sich die Flammen bereits bis zum Dachgeschoss durchgefressen hatten, war die Gefahr groß, dass Decken der komplett zugestellten Räume einstürzen könnten. Noch größere Gefahr lauerte für die Kameraden allerdings im Keller. Dort kochten nicht nur 6 000 Liter Heizöl im Tank, sondern es gab auch sehr viele Chemikalien. Weder deren Menge noch der Inhalt der Behälter waren definierbar. Klaus Schiffner hatte daraufhin den Gefahrgutzug angefordert.

Dass bei dem Einsatz keiner der über 100 Feuerwehrleute aus Moritzburg, Radebeul, Coswig Weinböhla, Meißen und Radeburg zu Schaden kam, grenzt dennoch an ein kleines Wunder. Denn in dem Keller lagen auch jede Menge Waffen und Munition. Ein Teil sogar außerhalb des Waffenschranks, denn der Sportschütze und Waffennarr wollte am Nachmittag auf den Schießplatz gehen. Wie er damals der SZ sagte, hatte er darum schon ein paar Schachteln Munition bereitgelegt. Erst am Nachmittag konnten die Feuerwehrleute den Rest des Waffenlagers nach draußen bringen und der Polizei übergeben.

Diese überprüfte im Zuge der Ermittlungen schließlich Stück für Stück. Mit dem Ergebnis, dass Udo K. den überwiegende Teil der vorgefundenen Waffen besitzen durfte und diese auch ordnungsgemäß aufbewahrt hatte. Bis auf die besagten zwei Pistolen und das Gewehr, wegen denen er gestern nun vor Gericht stand.

Wie Richter Andreas Poth auf Nachfrage zur SZ sagte, hätte sich der Angeklagte bereits vor dem Prozess sehr einsichtig gezeigt. „Herr K. hat freiwillig auf alle seine Waffen verzichtet. Er hat jetzt keine Patrone mehr. Alles wurde ordnungsgemäß und nachprüfbar übergeben und vernichtet.“

In der gestrigen Verhandlung ging der Friedewalder dann sogar noch einen Schritt weiter. Er verzichtete auf seine Waffenbesitzkarte. Zwar sei das Schriftstück selbst ein Opfer der Flammen geworden, so der Richter, aber die Berechtigung für die Karte war ja noch beim Landratsamt vermerkt. „Wenn Herr K. nicht verzichtet hätte, dann wäre der Vorgang vom Gericht an die Verwaltungsbehörde übergeben worden, damit diese überprüft, ob bei ihm noch die geforderte Zuverlässigkeit für eine Waffenbesitzkarte gegeben ist.“

Trotz der gezeigten Einsicht kam der Friedewalder nicht um eine Strafe herum. „Auf den unerlaubten Besitz einer halbautomatischen Waffe stehen mindestens sechs Monate Freiheitsentzug“, so Richter Andreas Poth. Das Gericht sprach diese Strafe auf Bewährung aus.