Merken

Abschied von Peter Stahl

Als Egon Olsen stand der beliebte Schauspieler 14 Jahre auf der Bühne. Jetzt ist der ehemalige Oberspielleiter des Bautzener Puppentheaters gestorben.

Teilen
Folgen
© DSVTh

Bautzen. Er war 14 Jahre lang Bautzens Egon Olsen. Jetzt ist der frühere Schauspieler, Regisseur und Leiter des Bautzener Puppentheaters, Peter Stahl, nach schwerer Krankheit im Alter von 77 Jahren gestorben. Das teilt das Deutsch-Sorbische Volkstheater mit.

Als Egon spielte sich Stahl in der Inszenierung „Die Olsenbande dreht durch“ in die Herzen der Bautzener Zuschauer. Besonders seine Ähnlichkeit mit der Filmfigur war verblüffend. 133-mal stand er mit Melone und Zigarre – und zusammen mit Lutz Hillmann als Benny und Rainer Gruß als Kjeld – auf der Bühne. Als das Stück von Peter Dehler im Dezember 1998 Premiere feierte, waren eigentlich nur 15 Vorstellungen geplant. Doch aufgrund des großen Erfolges blieb die Inszenierung bis Ende 2012 im Repertoire – und übertraf damit bei weitem die Resonanz, die das Stück an anderen Schauspielhäusern erreichte.

Peter Stahl wurde am 18. Januar 1939 in Sziesze im heutigen Litauen geboren, kam 1945 nach Dessau, wo er die Grundschule besuchte und eine Lehre als Feinmechaniker absolvierte. In der Lehrzeit spielte er Kabarett unter Anleitung eines Schauspielers, der ihm riet, sich an der Schauspielschule zu bewerben. 1960 begann er ein Studium an der Theaterhochschule „Hans Otto“ in Leipzig. Danach hatte er sein erstes Engagement am Theater der Jungen Garde in Halle, seine erste Rolle war die des tapferen Schneiderleins. Von 1965 bis 1968 war Peter Stahl als Schauspieler am Staatstheater Schwerin engagiert. Dort wandte er sich als Regisseur auch dem Puppentheater zu. Von 1968 bis 1988 kehrte er zurück nach Halle als Schauspieler, Regisseur und Oberspielleiter und schließlich als stellvertretender Intendant. Von 1988 bis 2000 leitete Peter Stahl die Geschicke der Kleinen Bühne Naumburg.

Engagiert für das Puppentheater

Danach begann sein festes Engagement in Bautzen. Fortan begeisterte Peter Stahl nicht nur als Egon Olsen und in weiteren Rollen auf der Bühne die Zuschauer. Als Oberspielleiter entwickelte er auch die Sparte Puppentheater am Deutsch-Sorbischen Volkstheater maßgeblich weiter. Unter anderem etablierte er Puppentheater für Erwachsene und verschaffte der Sparte somit noch breitere Akzeptanz. Als Regisseur gab er vielen Puppenspiel-Inszenierungen seine Handschrift. So wurde mit „Der Drache“ von Jewgeni Schwarz 2003 das Burgtheater als neue Spielstätte für das Puppentheater eröffnet. Peter Stahl wollte mit einem fantasievollen Realismus und mit ästhetisch anspruchsvollem Puppentheater begeistern. So sind auch seine Regiearbeiten „Orpheus in der Unterwelt“ (2005) oder „König Hirsch“ (2006) vielen im Gedächtnis geblieben.

„Als wunderbarer Schauspieler und empathischer Kollege“, wie das Theater schreibt, war er auch in vielen Schauspielstücken zu erleben, unter anderem „Im weißen Rössl“, im „Ballhaus“, im „Goldenen Finger“ oder in der „Spreewaldoperette“. Auch beim Sommertheater auf der Ortenburg wirkte er mit, so als Napoleon in „Schwarze Pest und Gelbes Elend“ oder als Räuberhauptmann Palme im „Karasek“. 2006 ging Peter Stahl in den Ruhestand. Als Schauspieler und Regisseur arbeitete er aber noch bis vor Kurzem als Gast am Bautzener Theater. Nun ist sein letzter Vorhang gefallen. (SZ)